Syrer stellen mit knapp 300 weiterhin die größte Gruppe in der Stadt, gefolgt von Afghanen mit 80 und Irakern mit gut 60 Personen. Laut der jüngsten Statistik der Verwaltung wohnten zum Jahresende 2019 genau 687 Flüchtlinge in der Stadt.

Fellbach - Nach 701 Flüchtlingen im Vorjahr weist die jüngste Statistik der Stadt Fellbach genau 687 „Menschen mit Flüchtlingseigenschaft“, wie es korrekt heißt, aus. Dabei handelt es sich um 480 Männer und 207 Frauen. Die somit um 14 Personen leicht zurückgegangene Gesamtzahl – die Expertise wurde zum Stichtag 13. Dezember 2019 erhoben – präsentierte Christine Hug, die Leiterin des Amts für Soziales und Teilhabe der Stadt Fellbach, im neuen Integrationsausschuss – noch bevor die Corona-Krise Sitzungen dieser Art verhinderte.

 

Die Gruppe der geflüchteten Personen in Fellbach kommt aus 29 Ländern

Die Anzahl der geflüchteten Menschen ist ohnehin eher eine Momentaufnahme. Sie ändert sich ständig, da es Neuzuweisungen aus der gemeinschaftlichen Erstunterbringung im Rems-Murr-Kreis oder auch Wegzüge gibt. 2020 müsse Fellbach – die Gesamtbevölkerung liegt laut Statistik derzeit bei etwa 46 230 Personen – weitere 93 Flüchtlinge aufnehmen, führte Christine Hug aus.

Die Gruppe der geflüchteten Personen in Fellbach kommt aus 29 Ländern. „Die Vielfalt der Nationalitäten gegenüber der letzten Statistik zu Beginn des Jahres 2019 hat damit weiter abgenommen“, sagte Hug mit gewissem Bedauern. Zu jenem Zeitpunkt waren es noch 35 Länder, aus denen geflüchtete Personen stammten.

Die größte Gruppe der Flüchtlinge mit 299 Personen kommt aus Syrien. An zweiter Stelle stehen die Afghanen (80 Personen). Auch die irakische Gruppe ist mit 63 Personen „noch recht hoch“. Es folgen die gambische Gruppe (37) und die eritreische Gruppe (25). Die weiteren Nationalitäten sind in geringer Zahl vertreten. Aufmerken lässt in der vom Fachamt aufgelegten Tabelle die Rubrik „ungeklärt“ mit 36 Personen. Ebenso kurios: Die Anzahl der durch Familiennachzug nachgekommenen Menschen „lässt sich leider nicht mit einfachen statistischen Daten erheben“, erläutert Christine Hug. Schätzungen gehen von weiteren 200 bis 300 Menschen aus.

Um die Flüchtlinge in Fellbach zu beraten, gibt es fünf Integrationsmanagerinnen und einen Integrationsmanager

Derzeit leben in Fellbach keine Menschen mehr in Gemeinschaftsunterkünften. Allerdings wohnen noch 235 Personen in gemeinschaftlichen Unterkünften. Es handelt sich dabei um vier aufs Stadtgebiet verteilte Einrichtungen, die von der Wohn- und Dienstleistungsgesellschaft Fellbach unter Leitung der Geschäftsführerin Jacqueline Möller betreut werden. Konkret sind dies das Roncalli-Haus in Oeffingen mit 44 Belegungen, die Stauferstraße 51 in Schmiden mit 51 Personen, das Apart-Hotel Fellbach (46), und mit der größten Belegung die Container im früheren Freibadareal, Esslinger Straße 163, mit 94 Menschen. „Allerdings sind die gemeinschaftlichen Unterkünfte stärker belegt als diese Zahlen vermuten lassen“, führte die Amtsleiterin aus. Denn die nachgereisten Familienangehörigen würden in der Flüchtlingsstatistik nicht berücksichtigt. Die meisten der Geflüchteten, 452 Personen, sind auf dem privaten Wohnungsmarkt fündig geworden.

Um die Flüchtlinge in Fellbach zu beraten, gibt es fünf Integrationsmanagerinnen und einen Integrationsmanager, die zusammen 4,6 Stellen belegen. Seit Jahresbeginn leitet Konstanze Kamenjas das Team mit einer 30-Prozent-Stelle. Für 2019 weist die Statistik 3142 Beratungsgespräche (Vorjahr 2832) mit geflüchteten Menschen aus. Intensive Unterstützung wird insbesondere beim Nachwuchs benötigt – etwa bei der Suche nach einem Kinderarzt, einem Kindergartenplatz oder Unterstützung bei den Hausaufgaben. „Das Schulsystem in Deutschland ist oft nicht ausreichend bekannt“, so die Erfahrungen der Integrationsmanager.

Häufig falle es den Eltern von geflüchteten Kindern und Jugendlichen schwer, Zugang zu Freizeitmöglichkeiten in Fellbach wie zum Beispiel Sportvereine zu finden. Auch die Möglichkeit, befreundete Kinder aus der Schule „nach Hause“ etwa zu einer Geburtstagsfeier einzuladen, sei oft nicht gegeben.

Gerade das Thema Wohnen ist wichtig. Der Erste Bürgermeister Johannes Berner führte aus, dass man dazu übergegangen sei, die Nationalitäten nicht zu mischen, sondern es bei homogenen Gruppen zu belassen, um die ohnehin schwierige Situation nicht noch weiter zu erschweren. „Wir haben damit gute Erfahrungen gemacht, indem wir ihnen ein eigenes Tempo bei der Integration zugestehen“, sagte Berner. Seine Erkenntnis: „Integration kann nicht verordnet werden, aber es kann dazu eingeladen werden.“