Auch wenn die Intergastra eigentlich eine Fachmesse ist, zieht die Gastro-Schau traditionell auch immer fachfremdes Publikum an. Das futtert und trinkt sich dann so durch – zum Leidwesen einiger Aussteller.

Digital Desk: Sascha Maier (sma)

Stuttgart - Samstag, 15 Uhr, Sonnenschein, Messe Stuttgart: Ein Mann torkelt aus dem Haupteingang der Gastro-Messe Intergastra, kann sich kaum auf den Beinen halten, nur ein Bauzaun verhindert den Fall. Offenbar hat er zu tief ins Glas geschaut. Bilder wie diese begleiten die Intergastra sei jeher – denn die Messe zieht traditionell auch fachfremdes Publikum, das für ein Tagesticket (Kostenpunkt diesmal 45 Euro) Essen und vor allem Getränke schnorrt. Für Händler, die ihre Produkte Gastronomen schmackhaft wollen, ist es natürlich ein Ärgernis, wenn ihre Stände von Fress- und Trinktouristen belagert werden. Aussteller und Veranstalter beobachten allerdings einen Rückgang des Phänomens.

 

„Man erkennt fachfremdes Publikum ja sofort und und es nervt auch, wenn man hier Geschäfte machen will“, heißt es am Stand der Esslinger Sektkellerei Kessler. Allerdings seien auch schon mehr Schnorrer auf der Messe unterwegs gewesen. Ein Mitarbeiter des Stuttgarter Weinhändlers Benz-Weine beobachtet Ähnliches: „Meistens sind sie in Gruppen unterwegs, aber auch mir kommt es so vor, als sei das etwas weniger geworden.“ Andere Aussteller kommen zu ähnlichen Einschätzungen.

Ticketpreise steigen seit Jahren

Bei der Messe Stuttgart selbst ist das Thema Trinktourismus nicht so gern gesehen. „Für uns als Messe ist es die Aufgabe, Ausstellern die Fachmesse zu liefern, die sie erwarten“, sagt Kaja Hoppe, eine Sprecherin der Messe. Hierbei gehe es auch um die Preisgestaltung der Eintrittskarten und die Kommunikation allgemein.

Die fünf Euro Aufschlag des Tagestickets im Vergleich zur letzten Intergastra seien aber nicht erhoben worden, um die Hemmschwelle für Fachfremde zu erhöhen. Tatsächlich steigen die Preise seit Jahren kontinuierlich an.

Zahl der Fachfremden schwer zu bestimmen

Wie viele der etwa 100.000 Messebesucher tatsächlich fachfremd sind, lässt sich nur schwer sagen. „Der Anteil der Privatbesucher bewegt sich immer im Bereich von sechs bis acht Prozent – wobei es auch immer semiprofessionelles Publikum gibt, das vielleicht nicht mehr direkt in der Gastronomie arbeitet, aber informiert blieben will“, sagt Hoppe. Am Montag zeichnete sich für die Intergastra 2020 eine ähnliche Zahl ab, die Messe endet am Mittwochabend.

In der Vergangenheit hatte die Intergastra bereits einige Vorkehrungen getroffen, um ausuferndem Alkoholkonsum Herr zu werden. Eine eigene Halle, die mit schicken Lounge-Möbeln ausgestattet war und in der vor allem Trendgetränke ausschenkt wurden, gibt es heute nicht mehr. Eine ganz trockene Angelegenheit ist die Intergastra aber auch bei rückgängigem Trinktourismus nicht. Spätestens bei den zahlreichen Festen nach der Messe gehört es auch für viele Gastronomen dazu, die Rolle zu wechseln und mal selbst Konsument zu sein.