Am Mittwoch ist am Paracelsus-Krankenhaus in Ostfildern-Ruit mit dem Bau eines Bettentraktes begonnen worden. Noch nicht gebaut, ist dem Haus das Verfallsdatum schon eingebrannt.

Ostfildern - Die Medius-Kliniken nehmen in den kommenden Jahren mehr als 110 Millionen Euro in die Hand, um das Paracelsus-Krankenhaus in Ostfildern-Ruit zu sanieren und in weiten Teilen auszubauen. In einem ersten vorbereitenden Schritt hat die Klinikgesellschaft, die zu 100 Prozent dem Landkreis Esslingen gehört, am Mittwoch mit dem Bau eines Interimgebäudes begonnen. In lediglich drei Monaten, also bereits bis zum Frühjahr 2019, soll das Gebäude mit seinen insgesamt 128 Betten bezugsfertig sein.

 

Der Übergangsbau, der auf dem Dach der Krankenhaus-Tiefgarage entsteht, hat allerdings schon jetzt ein eingebautes Verfallsdatum. Er wird lediglich als Ausweichquartier benötigt und wieder abgerissen, wenn der Klinikumbau, voraussichtlich Ende des Jahres 2025 über die Bühne gegangen sein wird. So lange macht er es der Klinikleitung möglich, die gesamten Um- und Neubauten an dem Standort unter laufendem Betrieb stattfinden zu lassen.

Betten auf vier Stockwerke verteilt

In dem Interimsbau werden auf vier Stockwerken vier identische Stationen mit je 32 Betten untergebracht. Pro Station sind zehn Dreibettzimmer und ein Zweibettzimmer vorgesehen. Jedes Zimmer hat eine eigene Nasszelle, für jedes Bett ist ein eigenes Entertainmentsystem vorgesehen. „Damit genießen die Patienten im Interimsbau bereits vom Frühjahr an einen erhöhten Komfort gegenüber der jetzigen Station“, heißt es in einer Mitteilung der Klinik. Der Modulbau mit seinen 40 vorgefertigten Teilen ruht auf einem Stahlgerüst. Hergestellt werden die Module von der Firma Kleusberg, einem mittelständischen Familienunternehmen, das an sechs Standorten in Deutschland mehr als 800 Mitarbeiter beschäftigt.

Sämtliche Zuleitungen für Wasser, Strom, medizinische Gase und andere Medien sind vorab montiert und werden vor Ort noch verbunden. Die klimatischen Bedingungen in den Zimmern sind, trotz der modularen Bauweise, Klinikangaben zufolge mit denen eines „normalen“ Neubaus vergleichbar. Der Interimsbau ist über Verbindungsflure mit dem bestehenden Erweiterungsbau verknüpft und verfügt über einen eigenen Aufzug. Er hat zudem im Erdgeschoss einen eigenen Eingang.

Der alte Bettentrakt wird abgerissen

Die Planungen sehen vor, dass die Stationen aus den beiden jeweils 50 Jahre alten Bettentrakte in den Übergangsbau verlagert werden. Die so frei gemachten Gebäudeteile werden abgerissen und weichen einem Neubau. Parallel dazu werden die Funktionsbereiche im Bestand umgebaut, um die Abläufe patientenfreundlicher zu machen. Bisher ist die Radiologie noch über drei Stockwerke verteilt und die Operationssäle befinden sich an zwei unterschiedlichen Ecken des Krankenhauses.

„Die Sanierung und der Teilneubau ist eine wichtige Voraussetzung für die Zukunftsfähigkeit der Medius-Kliniken“, sagt der Esslinger Landrat Heinz Eininger in seiner Eigenschaft als Aufsichtsratsvorsitzender der kreiseigenen Klinikgesellschaft. Die räumliche Infrastruktur der Ruiter Klinik sei einfach nicht mehr zeitgemäß, rechtfertigt Eininger den hohen Mitteleinsatz, der mit Hilfe eines in der Höhe noch nicht feststehenden Landeszuschusses auf ein erträgliches Maß gedrückt werden soll.

Erträgliches Maß heißt auch, dass die Medius-Kliniken den Neubau in Ruit aus eigenen Kräften stemmen können – ohne einen Zuschuss des Landkreises Esslingen. Diese Losung hat zumindest der Geschäftsführer der Klinikgesellschaft, Thomas Kräh, ausgegeben. Der Umbau in Ruit ist ein weiterer Baustein, mit dem der Landkreis seine Krankenhauslandschaft zukunftsfest macht. Vor acht Jahren war das in die Jahre gekommenes Kreiskrankenhaus in Nürtingen durch einen mehr als 100 Millionen Euro teuren Neubau ersetzt worden. Am Standort Kirchheim ist vor zwei Jahren die mit einem Aufwand von 18 Millionen Euro neu erstellte Klinik für Psychiatrie in Betrieb gegangen.