Das Internationale Bankhaus Bodensee hat sich auf die Finanzierung von Fußballclubs spezialisiert. Die profitable Nischenpolitik erfreut den Eigentümer: Schraubenpatriarch Reinhold Würth.

Für Heike Kemmner ist der Blick auf ihr Institut klar:„Entweder man verändert, oder man wird verändert. So einfach ist das“, sagt das Vorstandsmitglied der Internationales Bankhaus Bodensee Aktiengesellschaft (IBB). Tatsächlich hat sich das Bankhaus in den bisher 26 Jahren seines Bestehens immer wieder neu erfinden müssen. 2006 war die Würth-Finanzbeteiligungs-GmbH in Künzelsau eingestiegen, die heute 94,42 % an der IBB hält. Die restlichen 5,56 % liegen bei der einzig verbliebenden Gründungsgesellschaft, der Hypo Vorarlberg Bank AG, mit Sitz in Bregenz.

 

Warum hat sich Würth eine Bank gekauft?

Warum aber hat sich das weltweit führende Handelsunternehmen für Befestigungs- und Montagetechnik ausgerechnet eine Bank eingekauft, noch dazu in einer Zeit, als kaum mehr ein Investor eine Bank haben wollte? Zur Absatzfinanzierung war die IBB jedenfalls nie gedacht, vielmehr rundete Würth sein ohnehin schon sehr diversifiziertes Portfolio weiter ab. „Wir sind nicht die Bank des Würth-Konzerns, sondern ein reines Investment“, erläutern Kemmner und ihr Co-Vorstand Stephan Waiblinger.

Firmeninhaber Reinhold Würth selbst nimmt gerne ein bis zwei Mal im Jahr an der Planungsrunde der Bank teil. Dabei bringe Würth immer wieder wertvolle Anstöße zur Unternehmenskultur mit ein, erzählt Kemmner. „Erst recht in Zeiten wie diesen sehen wir, wie wichtig es ist, einen stabilen Hauptgesellschafter zu haben“, sagt Waiblinger. Würth hat die Bank freilich nicht aus reinem Spaß in sein Portfolio genommen. Von allen seinen Beteiligungen, und damit auch von der IBB, fordert Würth kontinuierliches Gewinnwachstum. Das Institut habe seit seinem Einstieg nie Verlust geschrieben und der Würth-Gruppe ausschließlich Freude bereitet, sagt der Patriarch in Künzelsau. Man kann durchaus davon ausgehen, dass die IBB ohne das Engagement von Würth heute keine eigenständige Bank mehr wäre.

Die Privatbank setzt auf eine profitable Nischenpolitik

Grundlage ihres Wachstums war es, auf eine profitable Nischenpolitik zu setzen, in deren Rahmen sich die Bank auf wenige, beratungsintensive Geschäftsbereiche konzentriert hat. „Dafür können die Kunden mit schnellen Entscheidungen, kreativen Lösungen und Know-how in der Beratung rechnen“, versichert Kemmner.

Unterm Strich kommt das Bankhaus damit auf eine Bilanzsumme von 1,54 Milliarden Euro (2021) und erzielte zuletzt mit 185 Beschäftigten einen Jahresüberschuss von 5,1 Millionen Euro. Aktuell fußt das Geschäftsmodell der IBB auf vier Segmenten, wovon das Geschäft mit gewerblichen Immobilienkunden das wichtigste ist. Als weitere Bereiche betreibt die IBB Private Banking für vermögende Privatanleger und institutionelle Investoren sowie das Firmenkundengeschäft mit dem Fokus auf Projektfinanzierungen und Refinanzierung von Finanzdienstleistern. Zielkunden sind hier mittelständische Unternehmen mit Hauptsitz in Deutschland.

Etwas exotisch mutet das vierte Standbein der IBB an, wird aber laut Kemmner wie klassisches Bankgeschäft betrieben. So hat das Bankhaus in den vergangenen 15 Jahren Kompetenzen für ihren Geschäftsbereich Sportfinanzierung aufgebaut, in dessen Rahmen die Vorfinanzierung von Transfers bei Profifußballern betrieben wird. Hierbei kauft die Bank vor allem Forderungen aus dem Fußballbereich in Form von Sponsoring- und Werbeverträgen, von TV-Vermarktungsverträgen sowie Transferverträgen auf. Bei einem Spielertransfer wird oft nicht die gesamte Wechselsumme von dem aufnehmenden Club sofort bezahlt, sondern auf ein oder zwei Jahre gestreckt. Die daraus entstehenden Forderungen kauft die IBB von dem alten Club des Spielers mit einem gewissen Abschlag ab, um nach einer Laufzeit von ein bis zwei Jahren die restliche Tranche von dem Club zu erhalten, der den Spieler gekauft hat.

Warum hat die IBB den Fußball als Geschäftsfeld?

Dabei geht es nicht um Landesliga-Kicker, sondern um Forderungen, die sich aus Spielertransfers von Bundesliga- und internationalen Clubs aus der Champions League ergeben. „Komplexe Aufgabenstellungen bedürfen einer kreativen Finanzierungslösung, welche ein besonderes Know-how benötigt“, sagt Kemmner auf die Frage, warum ausgerechnet die IBB ein derartiges Geschäft betreibt.

Um Zugang zu den Märkten und deren Usancen zu bekommen, galt es unter anderem, normales Recht mit Verbandsrecht und internationalem Sportrecht zusammenzubringen. Dafür habe man sich ein Netzwerk aus spezialisierten Rechtsanwälten und potenziellen europäischen Partnerbanken aufgebaut, mit denen man gegebenenfalls große Deals zusammen schultern kann.

Welche Clubs zu den IBB-Kunden gehören, will der Vorstand nicht verraten. Nur so viel, man habe Kundenbeziehungen zu Champions-League-Clubs auf Topniveau, sagt Kemmner. Einer davon ist der FC Porto, der die Kundenbeziehung an den Bodensee öffentlich gemacht hat. 2021 hat der 30-malige portugiesische Meister die IBB zum „Partner of the Year“ auserkoren. Der Präsident des FC Porto, Jorge Nuno Pinto da Costa, sagte damals: „Die Siege des FC Porto haben seit einigen Jahren immer ein bisschen etwas von dem Bankhaus am Bodensee.”