Der Trainer Sascha Gavranovic zur Krise des TSV Harthausen.

Harthausen - Nach dem unglücklich verpassten Meistertitel und dem anschließenden Relegationsaus im Juni sind die Kreisliga-A-Fußballer des TSV Harthausen diesmal mit dem unbedingten Ziel in die Saison gestartet, den Aufstieg in die Bezirksliga Neckar/Fils zu schaffen. Und nach dem Wechsel in die vermeintlich leichtere Staffel 2 schienen die Aussichten gut. Schienen. Tatsächlich trennen die Filderstädter nach ihren ersten neun Spielen nun schon 14 Punkte vom Spitzenreiter Oberboihingen. Neun Zähler sind es zum Zweiten TSV Jesingen, bei dem der Trainer Sascha Gavranovic mit seinem Team an diesem Donnerstag (19.30 Uhr) zu Gast ist. Bereits eine Alles-oder-Nichts-Partie? Warum es nicht läuft? Gavranovic spricht darüber im Interview.

 

Herr Gavranovic, ist ein Sieg in Jesingen schon die letzte Chance, um noch ins Aufstiegsrennen einzugreifen?

In der Tabelle schaue ich im Moment nicht mehr nach oben, sondern eher auf den Vorsprung zu den Abstiegsplätzen. Wir wollten schon gegen Türkspor Nürtingen den Abstand nach vorne verkleinern und haben 2:2 gespielt. Dann wollten wir am Sonntag unbedingt in Oberboihingen gewinnen und haben 0:3 verloren. Von wie vielen letzten Chancen sollte ich da denn noch sprechen?

Von den vergangenen sechs Punktspielen wurde nur eines gewonnen, zudem gab es das Pokalaus. Was sind die Gründe?

Es passt so vieles nicht, dass ich gar nicht weiß, wo ich anfangen soll. Der wichtigste Grund ist, dass uns gegenüber der überragenden zurückliegenden Saison fünf absolute Leistungsträger durch Karriereende und Langzeitverletzungen fehlen. Und dass andere wichtige Spieler seit Wochen in einem sportlichen und mentalen Loch sind. Hinzu kommen Disziplinlosigkeiten, Fernbleiben vom Training, eine Flaute im Torabschluss, Pech, und, und, und. . .

Auf die disziplinarischen Probleme haben Sie bereits reagiert?

Wir haben uns von Borislav Nedovic getrennt. Er wurde in der Jugend von Roter Stern Belgrad ausgebildet, aber das hat einfach nicht gepasst zwischen ihm und dem Verein. Und das muss nicht die letzte Veränderung bleiben. Der Abteilungsleiter Wolfram Bunz und ich schauen gerade sehr genau hin, wer bereit ist, alles einzubringen. Ich zermartere mir Tag und Nacht den Kopf, wie ich dieses Team zurück in die Spur bringe.

Haben Sie schon überlegt, alles hinzuschmeißen?

Zu keiner Sekunde. Ich bin Fußballtrainer geworden, um solche schwierigen Situationen zu meistern – und nicht, um beim ersten größeren Problem davonzulaufen. Zudem habe ich so viel Zeit, Anstrengungen und Herz in dieses Projekt investiert, dass es mir nicht egal ist, wie das hier im Brandfeld weitergeht. Ich glaube fest an die Erreichbarkeit unserer Ziele und an das Sprichwort „Aller guten Dinge sind drei“. Demzufolge würde ja spätestens nächste Saison der Aufstieg gelingen.

Hat man die Staffel 2 mit den Kirchheimer und Nürtinger Gegnern unterschätzt?

Ich denke nicht. Das beste Beispiel ist der Tabellenführer Oberboihingen, gegen den wir am Sonntag gespielt haben. Die sind aus meiner Sicht schwächer als Plochingen, mit denen wir uns letztes Jahr den Meisterschaftszweikampf in der Parallelstaffel geliefert haben. Den 100-prozentigen Chancen nach hätten wir 7:4 gewinnen müssen. Das Problem ist momentan nicht die Konkurrenz, das sind wir selbst.

Gibt es einen Hoffnungsschimmer?

Nächste Woche läuft die Sperre von Slobodan Markovic ab, die er für die Vorkommnisse im Relegationsspiel bekommen hat. Er hat zwar eigentlich seine Karriere beendet, aber ich bin in guten Gesprächen mit ihm und mir sicher, dass er uns in dieser jetzigen Situation nicht im Stich lässt. Er fehlt als Führungsfigur, Torschütze und Stabilisator an allen Ecken und Enden.