Atze Schröder meldet sich mit der „RTL-Comedywoche“ im Fernsehen zurück. Darin amüsiert er sich zusammen mit anderen Comedians über aktuelle Nachrichten.

Stuttgart – - Als Ruhrpott-Assi mit getönter Sonnenbrille und Tony-Marshall-Gedächtnis-Frisur ist der Komiker Atze Schröder, 47, bekannt geworden. Vor allem die RTL-Sendung „Alles Atze“ (2000 bis 2007) festigte sein Image als Vollproll. Inzwischen ist der Mann, der sich seine Kunstfigur Atze Schröder beim Deutschen Patent- und Markenamt als Wortmarke eintragen ließ, etwas bedächtiger geworden. Es gehe ihm heute mehr um die Inhalte als um die Effekte, sagt er.

 

Herr Schröder, Machosprüche und Leoparden-Stringtangas gehören der Vergangenheit an. Sind Sie zahmer geworden?
Das Macho-Image hatte sich hauptsächlich über die Serie „Alles Atze“ transportiert, die wurde gar nicht von mir geschrieben. Ich habe damals sehr polarisiert, manche Leute haben mich ja richtig gehasst. Aber privat bin ich ein ganz Lieber.

Und die Mantalocken tragen Sie privat auch nicht, oder?
Das bleibt mein Schönheitsgeheimnis, momentan habe ich jedenfalls eine Mütze auf.

Das sagen Sie immer, wenn Sie nach Ihrer Frisur gefragt werden.
Stimmt.

Wenn ich mit Ihnen spreche, rede ich nicht nur mit der Kunstfigur Atze Schröder, sondern auch mit Ihnen als Privatperson, oder?
Ja, klar. Meine Freundin sagt immer, sie liege mit zwei Männern im Bett. Sie findet das gut, und ich habe die ganze Arbeit.

Eine Zeit lang wusste man gar nicht mehr, wer Sie denn nun eigentlich sind – vor vier Jahren, als der Rechtsstreit um Ihren Privatnamen seinen Lauf nahm.
Ach, manche Dinge verselbstständigen sich einfach. Das Ganze stammt aus der Zeit, als „Alles Atze“ auf RTL lief und es Leute gab, die jeden Freitag bei mir vor der Türe standen und Party machen wollten. Dem musste ich schon ein bisschen Einhalt gebieten, und wenn man erstmal einen Juristen beauftragt, kommt die Maschinerie ins Rollen. Ich bin mit der jetzigen Situation aber eigentlich recht zufrieden.

Nun starten Sie wieder im Fernsehen durch – mit der „RTL-Comedywoche“. Da sind ja einige Komikergrößen mit von der Partie.
Ja, das war die Grundidee, bevor überhaupt das Konzept zustande gekommen ist. Wir saßen alle beisammen: Bülent Ceylan, Dieter Nuhr, Eckart von Hirschhausen und ich und befanden, dass es doch eine super Sache wäre, gemeinsam eine Sendung zu machen.

In jeder Sendung schaut eine Comedy-Perle, wie Atze Schröder sagen würde, vorbei und gibt ihren Senf dazu. Warum gibt es keine Komikerin im festen Ensemble? Sind Ihnen Frauen nicht lustig genug?
Doch, doch, es gibt eben nicht so viele. Aber Gaby Köster gehört zum Beispiel fest dazu. Anke Engelke finde ich als Komikerin ganz fantastisch. Über Ina Müller kann ich gut lachen, und Monika Gruber finde ich auch fantastisch. Es kommt immer auf die „Funny Bones“ an, die Grundkomik, die jemand mitbringt. Um ehrlich zu sein: grundsätzlich finde ich es schon witziger, wenn sich ein Mann aufs Gesicht legt statt einer Frau. Höchstens bei Anke Engelke finde ich das genauso witzig. Männer sind von vorne herein ein wenig tapsiger und daher vielleicht auch ein bisschen komischer als Frauen.

Das Sendekonzept erinnert an die „Heute-Show“ im ZDF. Geht das in diese Richtung, nur auf Grundlage der RTL-Nachrichten?
Wir rätseln alle noch, was in der ersten Sendung passieren wird. Es gibt einige feste Rubriken, aber wir sollen auch ein wenig Anarchie mit reinbringen, schließlich sind wir alle gestandene Komiker, das wird von uns erwartet.

Verraten Sie uns schon ein paar Gags?
Dr. Eckhart von Hirschhausen wird die Fitnessmesse besuchen und aus Sicht eines Arztes das Ganze beurteilen. Bülent Ceylan bewertet ein typisch deutsches Gasthaus unter türkischen Gesichtspunkten. Und ich, Atze Schröder, werde eine Vernissage in Wien besuchen, was ja schon mal eine gewisse Fallhöhe mit sich bringt.

Paul Panzer, Dieter Nuhr, Bülent Ceylan, Eckart von Hirschhausen – mit wem sind Sie am engsten befreundet?
Mit Dieter Nuhr verbindet mich menschlich sehr viel. Er steht genauso viele Jahre auf der Bühne wie ich. Obwohl wir vom Humor her total unterschiedlich sind, verstehen wir uns blendend. Ich bin ein großer Dieter-Nuhr-Fan.

Im Lauf der Jahre sind Sie politischer und tagesaktueller geworden. Wie kam es dazu?
Am Anfang habe ich über die Klischees, über das comichaft Überzeichnete gearbeitet: der Macho mit den schnellen Autos, den coolen Sprüchen und den vielen Frauen. Ich habe im Lauf der Zeit gemerkt, dass es auch ergiebig sein kann, wenn man Begebenheiten aus der Realität miteinfließen lässt. Heute zählen eher die Inhalte als die Effekte. In meinem aktuellen Programm geht es sogar um den Tod, ich treffe den Tod und diskutiere mit ihm darüber, dass wir hier alle nicht lebend raus kommen.

Ihr Bühnenprogramm „Schmerzfrei“ befasst sich auch mit dem Thema Stuttgart 21. Wie kommen die Schwaben darin weg?
Ich habe hier einmal im Zeppelin-Hotel gewohnt und da formierte sich gerade eine Anti-Stuttgart-21-Demo. Ich habe die Jacke angezogen und bin mitmarodiert. Das war interessant, weil ich zu der Zeit gerade das Programm „Revolution“ gespielt habe. Der Tenor war eher, dass in Deutschland niemand mehr auf die Straße geht. Dass ausgerechnet die Schwaben aufstehen würden, damit hatte niemand gerechnet. Es war interessant zu sehen, wie viele ältere Menschen mitgemacht haben. Darüber spöttele ich eben ein bisschen in meinem Programm, aber total liebevoll natürlich.

Wie ist Ihr Verhältnis zu den Schwaben?
Als passionierter Porschefahrer habe ich selbstverständlich eine besondere Beziehung zu Stuttgart-Zuffenhausen. Deswegen zeichne ich mein Live-Programm am 27. Oktober auch in der Porsche-Arena auf. Das wurde jetzt einfach mal Zeit.

Haben Schwaben eigentlich irgendetwas mit Ruhrpottlern gemeinsam?
Da überleg’ ich jetzt aber mal. Na ja, offensichtlich erst mal nicht, obwohl die Stimmung immer gut ist, wenn ich hier spiele. Es schmeckt besser, die Autos sind besser. Vielleicht ergänzen wir uns auch einfach nur gut. Bestes Beispiel: Jürgen Klopp. Der kommt auch aus Stuttgart und hat die Dortmunder weit gebracht. Ich mag die schwäbische Mentalität sehr gern. Der Ruhri findet ja sowieso erstmal jeden gut.

Feiern Sie demnächst mit dem BVB?
Letztes Jahr war ich bei der Meisterfeier dabei und habe die Schale mit hochgehalten. Ein guter Freund von mir ist der Torwart Roman Weidenfeller. Ich denke, dass ich dieses Jahr auch wieder hinfahre.
Das Gespräch führte Simone Höhn.