Bruno Ganz spielt in der neuen Heidi-Verfilmung den Almöhi. Der gebürtige Züricher hat nicht gezögert, als ihm die Rolle angeboten wurde. Er hätte schließlich das richtige Alter und die richtige Nationalität, so der Iffland-Ring-Träger im Gespräch mit StZ-Mitarbeiterin Katrin Hillgruber.

Stuttgart – - Ein Schweizer Nationalepos kommt wieder einmal auf die Leinwand: Heidi. Die Romanfigur von Johanna Spyri war schon öfter Kinoheldin. In der aktuellen Verfilmung spielt Bruno Ganz den grantigen Alten, der von seiner Enkeltochter aus der Einsamkeit und Verbitterung erlöst wird. Die beziehungsweise, wie es korrekt heißen muss, „das“ Heidi spielt Anuk Steffen. Wir haben beide getroffen.
Herr Ganz, als gebürtiger Zürcher sind Sie mit den Büchern von Johanna Spyri aufgewachsen. Welches Bild hatten Sie von „Heidi“ – und wie sehr hat sie dann Anuk Steffen mit ihrem braunen Lockenkopf überrascht?
Bruno Ganz Wenn man Luigi Comencinis Film aus dem Jahr 1952 gesehen hat, ist das „Heidi“-Bild natürlich schwer geprägt von diesem jungen Mädchen, das später Lehrerin wurde. Man stellt sich eigentlich kein anderes „Heidi“ mehr vor. Aber in der Schweiz wird das Produkt „Heidi“ sehr beworben, es wird damit manipuliert. Da gibt es Käsesorten, die „Heidi“ heißen mit der Darstellung eines fröhlichen jungen Mädchens mit Zöpfchen, die wegfliegen, und irgendwann verliert man ein wirklich prägendes „Heidi“-Bild und macht sich eigentlich gar keins mehr. Dann habe ich aber zur Vorbereitung den alten Film noch einmal gesehen, und da hat sich wieder das ursprüngliche „Heidi“ in den Vordergrund geschoben. Aber ich hatte keine Probleme damit, dass Anuk anders aussieht. Anuk sieht richtig aus.
Sie haben ja recht schnell zugesagt, nachdem die Filmemacher gezögert hatten, Sie überhaupt zu fragen.
Bruno Ganz Mir wurde einfach relativ schnell klar, dass ich Schweizer bin und dass ich das richtige Alter habe und da nicht Nein sagen kann. Das wäre ein Affront gegen meine Nation und meine Heimat gewesen. Das kann ich nicht, und ich habe auch keinen Grund dazu – ich hasse die Schweiz nicht. Ich bin lange weggegangen, das hatte mit meiner Jugend zu tun und dem Beruf, und ich bin auch wieder zurückgegangen.
Über den Almöhi heißt es im Dorf, er sei ein „gottloser Mensch, der das Sprechen verlernt hat“. War das Ihre bislang schweigsamste Rolle?
Bruno Ganz Das weiß ich gar nicht. Außerdem, wie er zu Heidi einmal sagt: „Du musst selber wissen, ob du das glaubst oder nicht.“ Vielleicht war das früher ein beredter Mensch, aber wenn man so lange allein lebt und diese Isolation auf der Alm gewählt hat, weil man mit den Leuten nicht mehr zurecht kommt, da mag man schweigsam werden.