Jetzt ist es offiziell: Der Verwaltungsrat der Stuttgarter Staatstheater hat am Montag Burkhard Kosminski zum neuen Schauspiel-Intendanten gewählt. Im Sommer 2018 tritt er die Nachfolge von Armin Petras an. Als Regisseure wird er Calixto Bieito und Elmar Goerden mitbringen.

Stuttgart - Die Wahl ist zuletzt reine Formsache gewesen. Auf seiner Sitzung am Montag hat das Aufsichtsgremium der Staatstheater einstimmig den 55-jährigen Burkhard Kosminski zum Stuttgarter Schauspiel-Intendanten gekürt. Sein Vertrag beginnt mit der Saison 2018/19, wenn auch Viktor Schoner in der Oper und Tamas Detrich im Ballet ihre Arbeit aufnehmen. Das Führungsquartett des Theaters – hinzu kommt noch Marc-Oliver Hendriks als Geschäftsführender Intendant – ist damit komplett. „In Stuttgart zu arbeiten, war schon immer eine Sehnsucht von mir“, sagt Burkhard Kosminski im StZ-Gespräch .

 
Herr Kosminski, herzlichen Glückwunsch zu Ihrer Wahl! Was reizt Sie am Job des Stuttgarter Schauspiel-Intendanten?
Die einzigartige Herausforderung, die ich darin sehe! Als Zuschauer bin ich unter Peymann in Stuttgart sozialisiert worden. Da liegt mein Ursprung als Theatermensch, zu dem ich immer zurück wollte. Gerhard Schröder hat am Zaun des Kanzleramts gerüttelt und gerufen: Ich will da rein. Mir erging es mit dem Stuttgarter Schauspiel nicht anders. Da zu arbeiten, war schon immer eine Sehnsucht von mir.
Sie hatten in Mannheim noch einen Vertrag bis 2022 und wären damit als Intendant unkündbar geworden.
Unkündbar, schrecklich! In diesen Kategorien denke ich nicht. Außerdem kann man eine Berufung an ein Haus wie Stuttgart doch nicht ausschlagen! Es ist für mich eine große Ehre. Im Übrigen werde ich zum Zeitpunkt meines Wechsels zwölf Jahre in Mannheim gewesen sein. Nach so langer Zeit kann eine Veränderung für beide Seiten nur produktiv sein.
Wie nehmen Sie, von Mannheim kommend, Stuttgart als Theaterstadt wahr?
Als erstes fällt mir das Stuttgarter Publikum auf: Es zeichnet sich durch große Empathie aus und ist bereit, das Theater ästhetisch und inhaltlich zu begleiten und mit enormer Wachheit auch Kritik zu formulieren. Darin sehe ich ein großes Pfund. Hinzu kommt noch ein außertheatralischer Aspekt, der mir wichtig ist. In Stuttgart sitzen Weltfirmen und gestalten die globale Zukunft. Ich bin hier wahnsinnig nah am Puls der Zeit, ein Standortvorteil, den auch das Theater nutzen muss: Ich möchte auf der Bühne unsere Zukunft mit allen Chancen, Risiken und Schrecken spielerisch vorwegnehmen.
Wie könnte das konkret auf der Bühne aussehen?
Da kann ich Ihnen noch keine Namen oder konkrete Projekte nennen. Nur so viel: Wenn man lokale Themen scharf denkt, werden sie fast immer auch zu globalen Themen. Ob Autoren nun Stücke schreiben, die sich mit der Stadt beschäftigen, ob Künstler dem Thema entsprechende performative Formate erfinden oder ob das Theater sich öffnet für Diskussionen mit Politikern und Wissenschaftlern: Ideen habe ich schon viele. Jetzt gilt es, sie für Stuttgart maßzuschneidern und umzusetzen.