Der niederländische Botschafter Marnix Krop setzt große Hoffnungen in den Besuch der Königspaars. Willem und Maxima sollen für die Wirtschaft des Landes als Türöffner arbeiten.

Chefredaktion: Joachim Dorfs (jd)

Stuttgart - Der niederländische Botschafter Marnix Krop spricht über Automobilzulieferer, Fußballpartien und Máximas Rhythmusgefühl.

 

Herr Krop, das Königspaar wird bei seinem Besuch in Stuttgart von einer großen Wirtschaftsdelegation begleitet, die . . .
. . . Entschuldigung, dass ich Ihnen widersprechen muss, aber es verhält sich umgekehrt. Es ist nicht so, dass Willem-Alexander zufälligerweise Hessen und Baden-Württemberg besucht und Unternehmen ihn begleiten. Die Wirtschaft steht bei diesem Besuch im Vordergrund, das sieht auch das Königspaar so.

Eigentlich sollte man annehmen, dass die Wirtschaftsbeziehungen zwischen den beiden Ländern so eng sind, dass es keine königliche Begleitmusik bei so einem Besuch bräuchte.
Niederländische Firmen sind in den grenznahen Bundesländern sehr stark. Aber die Beziehungen zu Baden-Württemberg und Bayern sind deutlich weniger eng. Das muss sich unbedingt ändern. In Deutschland wohnt der Tiger nun mal im Süden – hier wird ein Großteil des Wachstums erzeugt.

Was spricht dafür, dass sich daran etwas ändert?
Seit einem knappen Jahr gibt es bereits eine „süddeutsche Initiative“. Im vergangenen Oktober gab es eine erste Reise einer Delegation nach Bayern. Der Besuch des Königspaars dient nun dazu, die ersten Kontakte zu vertiefen und weitere auszubauen. Die Öffentlichkeit blickt vor allem auf die Termine von Willem-Alexander und Máxima bei Daimler, Trumpf und in der Universität Hohenheim. Aber tatsächlich geschieht weit mehr: Rund hundert niederländische Firmen nehmen an diesem Programm teil, das alles passiert eher hinter den großen Kulissen, aber die Betriebe versprechen sich davon viel.

Auf welchen Branchen liegt der Schwerpunkt?
Das ist ein breites Spektrum: Es sind Firmen aus der Automobil- und der Luftfahrtindustrie, aus dem Energiesektor und der Medizintechnik, aus der Agrar- und der Kreativwirtschaft.

In den Niederlanden spielen auch mittelständische Automobilzulieferer eine wichtige Rolle. Wie viel Niederlande steckt in einem deutschen Auto?
Da gibt es eine interessante Studie: derzufolge ist es so, dass im Schnitt rund 20 Prozent eines deutschen Autos in den Niederlanden hergestellt oder veredelt werden. Aber wir dürfen uns darauf nicht ausruhen. Der Finanzminister Nils Schmid hat gesagt, dass sich die Niederlande aus der Sicht der Baden-Württemberger in einem Wahrnehmungsloch befinden. Wir Niederländer dürfen nicht nur mit dem Fernglas am Meer stehen und in die Ferne blicken, wir müssen auch unsere Nachbarn beachten.

Wie blicken heute junge Niederländer auf Deutschland – im Vergleich noch zu ihren Großeltern?
Da gibt es eine enorme Entspanntheit – vor 20 Jahren sah das noch anders aus, ich erinnere mich an Fußballspiele mit großen Sprüchen und ebensolcher Rivalität. Mittlerweile drücken unsere Fans dem Nachbarn bei dessen Spielen oft die Daumen.

Wie eng und persönlich ist das Verhältnis von Willem-Alexander und Máxima zu den Deutschen?
Beim König ist es sehr eng, sein Vater, sein Groß- und sein Urgroßvater waren Deutsche. Willem-Alexander spricht sehr gut Deutsch, Máxima versteht viel.

Sie müssen sich als niederländischer Botschafter nicht nur auf dem diplomatischen Parkett bewegen. Würden Sie ins Schwitzen kommen, wenn die in Argentinien geborene Máxima Sie zum Tango auffordern würde?
Ein wenig. Ich habe einmal in Warschau einen Tangokurs gemacht, aber Máximas Rhythmusgefühl besitze ich natürlich nicht.

Sie scheiden im Sommer als Botschafter aus. Bleiben Sie in Berlin?
Nein, ich gehe in meine Heimat zurück. Besser gesagt: ich radle zurück. Mit dem Auto wäre ich in wenigen Stunden in den Niederlanden, mit dem Rad werden wir knapp zwei Wochen unterwegs sein. Es wird unsere Abschiedstour aus Deutschland.