Uwe Baltner Superstar. Der Instagram-Account des singenden Pendlers geht durch die Decke – und könnte bald eine Million Follower haben. Im Interview erzählt er von seinen Plänen nach der Million.

Ludwigsburg -

 

Uwe Baltner pendelt täglich zwischen Backnang und Ludwigsburg, filmt sich dabei beim Singen und lädt das auf Instagram hoch. Das gefällt so vielen, dass sein Account @uwebaltner durch die Decke geht.

Weit mehr als 900 000 Instagram-User folgen Ihnen bereits. Bald haben Sie eine Million. Wird’s Ihnen langsam gruselig?

Nee, jetzt habe ich mich dran gewöhnt. Und jetzt will man natürlich diesen Meilenstein auch erreichen. Als ich die 900 000 erreicht habe, habe ich ein kleines Video eingestellt, was viele kommentiert haben mit Bemerkungen wie: „Jetzt habe ich ihn zum ersten Mal sprechen gehört“. Das Feedback auf diese 900 000 war so unfassbar positiv, das hat mich richtig gepusht. Da ich mich auch beruflich damit beschäftige, weiß ich, dass dieser Stapel- oder Multiplikationseffekt, der eintritt, nicht weiter ungewöhnlich ist. Je mehr Leute da sind, desto größer wird das Wachstum. Man stellt aber auch fest, dass die Leute einem auf Instragram nicht mehr entfolgen, wie man so schön sagt. Ich gehe natürlich davon aus, dass es irgendwann nachlassen wird.

Es gibt Fanpages, Stars wie Rihanna folgen Ihnen. Was haben Sie, was anderen fehlt?

Ich sage mal: Normalo plus strahlendes Lächeln. Ich glaube tatsächlich, dass der Sympathieeffekt mir hier sehr entgegenkommt. Die Leute finden mich einfach nett, und viele im Internet sind nicht nett und geben sich auch so ein Image. Dadurch, dass ich so nett und normal bin, bin ich fast schon wieder eine Ausnahmeerscheinung. Ich sehe halt so aus, wie ich aussehe, wenn ich ins Büro fahre.

Werden Sie auf der Straße erkannt?

Ja, man hat mich schon erkannt hier in Ludwigsburg. Dann lassen sich die jungen Leute mit mir fotografieren, weil es gerade in ist. Das muss man auch nicht überbewerten. Es ist natürlich schon ein witziger Effekt. Der Sprung ins richtige Leben ist jetzt tatsächlich vollzogen. Ich war auf dem Konzert von Nura, einer Berliner Rapperin, die mich eingeladen hatte. Dann hat sie mich auf der Bühne als Ehrengast angekündigt, und es gab Sprechchöre im Saal. Es scheint jetzt eine Form von Prominenz im richtigen Leben dazuzukommen. Was mich selber auch überrascht hat.

Haben Sie auch negative Erfahrungen gemacht?

Im Privatleben überhaupt nicht. Diejenigen, die die Meinung haben, der Typ sei irgendwie abgedreht oder das zieme sich nicht für das zarte Alter, das ich habe, die halten sich schön zurück. Meine Kollegen und die Familie sind alle etwas am Mitfiebern, wo es jetzt auf die Million zugeht, und freuen sich mit. Und im Internet ist es so: Ich wäre der einzige Mensch auf der ganzen Welt, der noch nicht angepöbelt worden ist. Aber der Anteil ist verschwindend gering.

Wo soll’s noch hingehen? Kündigen sich Werbedeals an?

Wir sind tatsächlich in Verhandlungen, dass wir das Ganze vielleicht mit der Musikindustrie etwas stärker verzahnen, dazu kann ich aber noch nichts sagen, weil noch nichts in trockenen Tüchern ist. Es gibt ja schon Bestrebungen, Künstlern durch Influencer, wenn man mich so nennen will, eine größere Reichweite zu verschaffen.

Das Zweite ist: Ich werde in zwei Wochen in Holland einen Videodreh haben mit einem belgischen Rapper. Da werde ich genau das machen, was ich sonst auch mache: Ich werde im Auto sitzen und dieses Lied singen, nur dass eben der Rapper mit drinsitzt. Da freue ich mich sehr drauf, das wird sicher ein spannendes Erlebnis. Das wird auch bezahlt. Aber es geht mir nicht drum, mich privat zu sanieren, wir lassen das alles dann über die Werbeagentur hier laufen. Das heißt, das ist dann ein zusätzlicher Job für die Werbeagentur.

Bislang singen Sie nur die Lieder Anderer nach. Wann kommt denn ein eigener Baltner-Song?

Gute Frage. Ich bin ja Texter von Beruf, ich würde es wahrscheinlich schon hinkriegen (lacht). Aber mir fehlen nur schlichtweg die Zeit und die Muße. Wobei natürlich die große Frage ist, was macht man denn dann, wenn man eine Million Follower hat? Da ist man auch gefordert, etwas Besonderes zu machen. Da wäre natürlich ein eigener Song zum Beispiel genau das Richtige. Ich muss einfach schauen, wie ich es hinkriege. Lust hätte ich schon.

Zur Person:

Phänomen
Uwe Baltner (56) lebt mit seiner Frau und drei Labradoren in Backnang, pendelt täglich in seine Werbeagentur nach Ludwigsburg und filmt sich dabei mit dem Handy selbst beim Singen. Die kurzen Karaoke-Clips lädt er bei Instagram hoch – und begeistert die Massen. Aus einem anfänglichen Reichweiten-Experiment und 400 Followern ist binnen eines Jahres ein weltweites Social-Media-Phänomen geworden.

Vita
Uwe Baltner ist in Böblingen aufgewachsen, hat drei erwachsene Töchter und ein Enkelkind. Vor seinem Wechsel in die Werbung arbeitete er als Redakteur, unter anderem bei den Stuttgarter Nachrichten.