Der US-Schauspieler Dustin Hoffman (78) kommt gut mit seinem Alter klar. Zwar spüre er die körperlichen Probleme. Aber: „Es gibt Dinge, die ich am Altern sehr genieße“, sagte der Hollywoodstar im Interview mit der Stuttgarter Zeitung.

Stuttgart - Der Oscar-Preisträger Dustin Hoffman (78) ist lange genug im Filmgeschäft, um Pressetermine mit entspannter Lässigkeit zu absolvieren. Der Treffpunkt ist ein Fünf-Sterne-Hotel in Downtown Toronto. Am vorherigen Abend hat ihn das Publikum bei der Weltpremiere seines neuen Films „Der Chor – Stimmen des Herzens“ mit Ovationen im Stehen gefeiert. An diesem Donnerstag läuft der Film, in dem Dustin Hoffman als Chorleiter zu sehen ist, in den deutschen Kinos an.
„Der Chor“ ist ein Film über Musik. Welche Rolle spielt sie in Ihrem Leben?
Ich wünschte, ich hätte das Talent, um Musiker zu sein. Wenn Gott mir auf die Schulter klopfen würde und sagt: Vergiss das Schauspielen und die Regie, du bist jetzt ein ordentlicher Jazzpianist. Das wäre schön.
Sie spielen doch Piano.
Aber nicht gut genug, um mich davon zu ernähren. Dabei habe ich es immer mehr geliebt als alles andere. Im Film spiele ich übrigens selbst. Ich habe improvisiert. Aber für eine Karriere hat es nie gereicht. Ich kann noch nicht einmal gut genug Noten lesen. Ich habe auch eigentlich kein gutes Ohr für Musik. Ich muss sehr viel Arbeit investieren. Ich bewundere Menschen, die eine Melodie hören und dann einfach loslegen. Musiker zu sein, ist immer noch mein Traum.
Man hat Sie mit „Der Chor“ auf das wichtige Filmfestival in Toronto eingeladen. Welche Bedeutung haben diese Art von Ehrungen noch für Sie?
Es ist nett, überhaupt noch irgendwo eingeladen zu werden. Es ist schön, dass man mich noch arbeiten lässt, dass ich einen Job habe. So sehe ich es heute.
Sie haben in diesem Film einen guten Draht zu den Kindern.
Ich weiß nicht, ob ich Kinder lieber mag als Erwachsene. Ich mag Schauspieler, egal wie alt sie nun sind. Ich mag den Arbeitsprozess, in dem wir gemeinsam eine neue Welt entstehen lassen, wenn es gut läuft. Ich glaube, der Zuschauer ist sich gar nicht in vollem Umfang bewusst, wie sehr wir Schauspieler uns bei dieser Arbeit gegenseitig helfen müssen. Vertrauen ist wichtig. Kinder nehmen einfach mehr an, sind weniger misstrauisch.
Erwachsene Kollegen sind misstrauisch?
Es hat viel mit Unsicherheit zu tun. Oft sitzt du mit einem Kollegen vor einer Szene zusammen und einer von uns beiden sagt, er habe keine Ahnung, wie er den Text glaubwürdig sprechen soll. Dann muss ihn der andere ermutigen, bis der Regisseur den Raum betritt, der von dieser Unterhaltung nichts wissen darf und mehr Energie im Spiel fordert. Da kommt man sich manchmal vor wie in einem dieser alten Knastfilme. Die Inhaftierten müssen zusammenhalten.
Das klingt jetzt nicht gerade positiv. Sie fühlen sich wie ein Gefangener des Regisseurs?
Ich versuche komisch zu sein. Aber im Ernst: als Schauspieler sitzen wir alle im selben Boot. Wir können nicht aussuchen, welche unserer Szenen am Ende im Film zu sehen sind und welche im Müll landen. Es ist nicht einfach, sich einem Regisseur auszuliefern, ihm zu vertrauen. Oft darf man ja noch nicht einmal das fertig gedrehte Material des Tages sehen.