Der neue Formel-1-Champion verrät im Interview, warum er seine Karriere beendet hat und wie hart für ihn das Duell gegen seinem Mercedes-Kollegen Lewis Hamilton war.

Sport: Jürgen Kemmner (jük)

Stuttgart - Nico Rosberg macht zurzeit Furore. Erst wird er Formel-1-Weltmeister, dann bestreitet er eine Präsentations-Tingeltour durch die Welt, die ihn am Samstag ins Sindelfinger Mercedes-Werk führte, aber vor allem hat er die Welt des Motorsports mit seinem überraschenden Rücktritt überrascht.

 
Herr Rosberg, Kuala Lumpur, Wiesbaden, Wien, Sindelfingen, Berlin, dann London – Ihr Pensum nach dem Gewinn Ihres WM-Titels ist gewaltig.
Es hört gar nicht mehr auf. Aber ich habe dabei von morgens bis abends ein Lächeln im Gesicht. Es ist ein Riesenglück, dass ich das erleben darf und wie heute hier in Sindelfingen mit so vielen Menschen teilen kann.
Und Sie präsentieren sich zuweilen als echtes Feierbiest, wir kannten Sie eher als Familienmenschen.
Und wie ich feiern kann! Ich war schon nah dran an der Party-Weltmeisterschaft – und jetzt habe ich mir auch noch diesen Titel geholt.
Auch Ihr überraschender Rücktritt ist nicht zu verachten. Sie haben die Formel-1-Szene richtig geschockt.
Es fühlt sich richtig toll an aufzuhören, wenn es am schönsten ist. Mein Traum ist erfüllt, für ihn habe ich jetzt 25 Jahre lang Gas gegeben. Solange ich denken kann, ist ein WM-Titel mein Ziel gewesen. Ich wollte nicht viermal Weltmeister werden, ich wollte einmal Weltmeister werden.
Wie kam es zu diesem Traum?
Vielleicht wurde ich damals in der Jugend durch meinem Vater inspiriert, das kann schon sein. Nun aber habe ich es geschafft, mein Name steht auf dem Pokal – und das reicht jetzt auch. Ich möchte mehr Zeit mit meiner Familie verbringen, aber auch neue Projekte und Herausforderungen suchen. Das wird bestimmt schön. Und darauf freue ich mich schon jetzt.
Ihr Vater Keke wurde 1982 Weltmeister. Jetzt steht auf dem vasenartigen Pokal zweimal der Name Rosberg drauf.
Das ist echt etwas Besonderes.
Ist es denn wichtig im Leben, mit dem Vater gleichzuziehen?
Nein, das ist überhaupt nicht wichtig. Aber es ist eine wunderschöne Sache. Es ist sehr emotional für mich, dass wir das Gleiche geschafft haben. Dass Vater und Sohn Formel-1-Weltmeister sind, ist in der Geschichte jetzt ja auch nur zweimal passiert.
Vor Ihnen schafften das nur die Briten Graham und Damon Hill.
Ja. Und es ist doch cool, dass mein Vater und ich uns diese Sache jetzt teilen können. Wir standen auf der gleichen Bühne und haben den gleichen Pokal in der Hand gehalten, das ist wirklich schön. Es war aber definitiv nicht wichtig, meinem Vater irgendetwas nachzumachen. Das gar nicht.
Nun gibt es viele Experten und Fans, die sagen: Wenn man Weltmeister werde, müsse man im nächsten Jahr seinen Titel auch verteidigen. Sie aber hören auf.
Es gibt da viele Meinungen, das ist klar. Aber am Ende kann ja nur ich wissen, was mein Herz mir sagt.
Und was haben Sie jetzt vor?
Wie gesagt: Ich will mehr Zeit für die Familie haben, denn die ist viel zu kurz gekommen. Mit Sicherheit werde ich im Rennsport noch aktiv bleiben. Mal sehen, in welcher Form.