Die Hollywoodschauspielerin Halle Berry setzt sich für ein Gesetz ein, das strenger gegen Paparazzi vorgeht. Warum, erklärt sie im Interview mit der StZ. Außerdem spricht die Amerikanerin über ihren neuen Film, Einbrecher und ihren panischen Anruf bei der Notrufzentrale.

Stuttgart – In ihrem neuen Kinofilm „The Call“ spielt Halle Berry die traumatisierte Mitarbeiterin einer Notrufzentrale. Durch ihre Rolle weiß die 46-jährige Amerikanerin, was Telefonisten im wahren Leben leisten. Eins hat sie mit ihnen gemeinsam: sie sind wahre Multitasker. Im Gespräch mit Patrick Heidmann erzählt Berry, welche Erfahrungen sie selbst mit der Notrufzentrale gemacht hat und warum sie sich so konsequent gegen Paparazzi wehrt.
Miss Berry, Ihr neuer Film „The Call“ ist in der heutigen Kinolandschaft etwa Besonderes: ein handfester, bodenständiger Thriller. Sieht man dieser Tage nicht mehr oft, oder?
Stimmt, das ist mir aufgefallen. Wenn es um Spannung geht, wird nur noch auf Horror oder Action gesetzt, kaum noch auf Thriller dieser vergleichsweise altmodischen Art. Genau deswegen lief „The Call“ an den Kinokassen in den USA vermutlich auch so erfolgreich. Das vermeintlich Altmodische ist plötzlich eine erfrischende Abwechslung. Und es zeigt mal wieder, dass man nicht nur auf Männer um die zwanzig schielen muss, um Erfolg zu haben.

Bis ich den Film gesehen habe, hatte ich noch nie darüber nachgedacht, wie es wohl in einer solchen Notrufzentrale zugeht . . .
Ich auch nicht! Bis ungefähr ein Jahr bevor wir diesen Film drehten, denn da befand ich mich plötzlich in einer Situation, in der ich selbst einen Notruf tätigen musste. Ich war zu Hause, während jemand versuchte, bei mir einzubrechen. Alles ging gut aus, aber da fing ich zum ersten Mal an nachzudenken, wer da wohl am anderen Ende der Leitung war. Diese Person war unglaublich hilfsbereit, konnte mich beruhigen und wusste in jedem Moment ganz genau, was sie sagen musste. Ich war fasziniert davon, wie ich von einer Sekunde auf die nächste einer mir vollkommen Fremden vertraute und alles tat, was sie mir sagte.

Welche Einblicke haben Sie dann tatsächlich in die Arbeit dieser Menschen bekommen?
Natürlich war ich zur Vorbereitung auf den Film viel in der echten Notrufzentrale von Los Angeles. Irgendwie hatte ich mir vorgestellt, das wäre ein düsterer Bunker, irgendwo unter der Erde. Stattdessen ist es ein riesiges, helles Gebäude, das größte Callcenter der Stadt, in dem ein unglaublicher Betrieb herrscht. Wir haben den Innenraum fast eins zu eins für den Film nachgebaut, Sie können sich also selbst ein Bild machen. Natürlich habe ich auch an Trainingssitzungen teilgenommen und in viele echte Notrufe reinhören dürfen. Und ich muss wirklich sagen: all diese Menschen haben meinen größten Respekt, denn das ist wirklich kein leichter Job.

Da sitzen also nicht nur Leute, die es bei der Polizei nicht geschafft haben?
Im Gegenteil. Fast 80 Prozent all derer, die sich um einen Job als Telefonist bewerben, werden nicht genommen. Viele scheitern schon im dem sehr ausführlichen psychologischen Training. Und interessanterweise sind die meisten, die es schaffen, Frauen. Was mir nicht zuletzt mit der zwar etwas verallgemeinerten, aber wohl doch wahren Tatsache erklärt wurde, dass Frauen besser als Männer darin sind, verschiedene Dinge gleichzeitig zu tun.

Trifft das auch auf Sie zu?
In der Tat, ich entspreche in Sachen Multitasking voll dem Klischee. Trotzdem würde ich in der Notrufzentrale auf ganzer Linie scheitern. Ich bin viel zu emotional und weine viel zu schnell. Ich wäre viel zu schnell viel zu persönlich involviert in all diese Fälle.

Kann das nicht als Schauspielerin auch ein Problem sein: dass man sich die Rollen zu sehr zu Herzen und dann auch mit ins Privatleben nimmt?
Am Anfang meiner Karriere war das tatsächlich so. Aber zum Glück lernt man im Laufe der Zeit, wie man das verhindert. Irgendwann weiß man, wie man Job und Privatleben trennt – und das ist auch enorm wichtig. Im Fall von „The Call“ war das allerdings schwieriger als sonst. Ich bin ja selbst Mutter einer Tochter, deswegen ging mir die Geschichte näher als sonst, und ich dachte ständig darüber nach, dass meinem Kind so etwas auch passieren könnte. Das habe ich mir sehr zu Herzen genommen, weswegen ich mich jetzt immer darum bemühe, dass meine Tochter auch mit ihren fünf Jahren schon weiß, wie man sich verhält, wenn sich Fremde nähern oder es brenzlig wird. Und natürlich weiß sie, wie man den Notruf wählt und worauf es dabei ankommt.