Hella von Sinnen kehrt mit einer Show auf den Bildschirm zurück. Bei RTL2 präsentiert sie eine Hitparade von lustigen Internetfilmen.

Stuttgart - Am Mittwoch geht Hella von Sinnen wieder auf Sendung. Vorher macht sie sich Gedanken über ihr Image, die mangelnde Kreativität der TV-Sender und ihre Lust auf Ruhm.

 

Frau von Sinnen, was ist das Besondere an einer Hitparade von Internetfilmen?

Ähnlich wie "Upps - die Pannenshow" oder "Bitte lächeln" bietet "Klick-Stars" kleine Filme, über die man herzlich lachen kann. Mickey Beisenherz hat dazu einige köstliche Moderationstexte geschrieben.

RTL2 hat Sie aber nicht bloß als An- und Aufsagerin engagiert?

Es gibt immer wieder Gelegenheiten für kleine Albernheiten, und ich habe mich natürlich mit dem Autor getroffen, damit die Texte auch mundgerecht für mich sind. Die Sendung bietet eine Stunde lang nette Unterhaltung. Nicht mehr, nicht weniger.

Also wieder Comedy. Ihre Versuche in ernsten Genres waren wenig erfolgreich.

Ich würde mich gern in einem "seriösen" Format sehen. Ich bin natürlich keine ausgebildete Journalistin, aber eine ernstzunehmende Staatsbürgerin, die vielleicht auch mal gegen den Strich fragt. Bei "Weiber von Sinnen" gab es das zumindest in Ansätzen. "Kinder bei Sinnen" habe ich wahnsinnig gern gemacht. RTL hat das Format dann beendet, weil die berühmte Quote nicht stimmte. Ich fand es sehr schade, dass der Sender keinen längeren Atem hatte.

Ihr Image scheint betoniert zu sein.

Mir ist natürlich klar, dass mich viele immer noch in eine Schublade stecken, in der ich Tortenreste im Gesicht habe und "Tschakka, Tschakka" rufe. Als Amelie Fried vor zwei Jahren bei "3 nach 9" aufhörte, hat meine Managerin mich als Nachfolgerin vorgeschlagen. Da hat man bei Radio Bremen nur trocken gehustet. Aber ich werde älter und seriöser, vielleicht ergibt sich noch mal was.

Der Preis der Prominenz ist der Verlust der Freiheit. Stört sie das nicht?

Ich weiß, dass es vielen Kolleginnen und Kollegen so geht, aber das ist eine Mentalitätsfrage. Ich habe schon mit zwölf mein Autogramm geübt, weil ich unbedingt Popstar werden wollte. Auf der Kirmes brauche ich für zwanzig Meter eine halbe Stunde, weil ich da eine Quote von 85 Prozent habe. Ich liebe es, wenn man mich erkennt und mir Komplimente macht und ich Autogramme auf Frittenschalen schreiben muss.

Aber es gibt auch negative Erlebnisse?

Nur wenn ich die Erwartungen nicht erfülle. Da höre ich dann schon mal "Du fette Lesbe". Aber zum Glück nur selten.

Sie haben Ihr Privatleben öffentlich gemacht...

Einspruch. Ich habe vor zwanzig Jahren öffentlich gemacht, dass ich lesbisch bin und mich für die Gleichberechtigung von Homosexuellen eingesetzt. Es gab nie eine Home-Story oder etwas Ähnliches.

Zumindest für diesen speziellen Teil des Privatlebens gilt also die Devise "Das Private ist politisch"?

Hochpolitisch, nach wie vor. Ein schwuler Außenminister, ein schwuler Bürgermeister in Berlin: das sind zwar gute Signale, aber wir sind noch lange nicht da, wo wir hinmüssen. Ganz zu schweigen davon, dass in Europa noch heute Menschen wegen ihrer Homosexualität ins Gefängnis müssen.

Komische Nudel

Bisher: Hella von Sinnen (52, eigentlich Hella Kemper) stammt aus Gummersbach im Bergischen Land. Bekannt wurde sie durch „Alles Nichts oder?!“ (RTL, 1988 bis 1992). Den großen Erfolg der gemeinsam mit Hugo Egon Balder moderierten Nonsens-Show konnte sie mit späteren Sendungen („Weiber von Sinnen“) allerdings nicht mehr wiederholen. Ihre Lebensgefährtin und Managerin ist Cornelia Scheel.

Aktuell: Vom 15. Juni an stellt Hella von Sinnen in der RTL-2-Sendung „Klick-Stars“ die beliebtesten Internetvideos vor (22.35 Uhr).