Die Großeltern des künftigen US-Präsidenten Donald Trump waren selbst Einwanderer in den USA – aus der Pfalz. In dem 1200-Seelen-Ort Kallstadt bricht nach der Wahl dennoch nicht helle Begeisterung aus, wie der Ortsbürgermeister Thomas Jaworek (CDU) schildert.

Politik: Matthias Schiermeyer (ms)

Kallstadt - Kallstadt, ein Ort an der Weinstraße, rückt ein wenig ins Blickfeld des Weltinteresses. Die Vorfahren von Donald Trump und Henry John Heinz (Heinz-Ketchup) stammen aus der Pfalz. Von hier aus wanderten die Großeltern des künftigen US-Präsidenten nach New York aus.

 
Herr Jaworek, sind Sie weniger traurig als viele andere Deutsche, weil Donald Trump Präsident wird?
Wir nehmen es so, wie es kommt. Den Medienhype haben wir die letzten zwölf Monate schon nicht gebraucht. Bei 1200 Einwohnern haben wir über 2000 Sitzplätze in der Gastronomie und fast 400 Betten in Hotels – das ist ein Tourismus in einem kleinen Winzerdörfchen, wo die Leute die Ruhe und Gelassenheit schätzen, um auszuspannen. Die Busladungen sind nicht das, was wir momentan an Tourismus haben.
Waren schon viele Besucher auf Trump-Spurensuche da?
Verstärkter Tourismus war nicht zu spüren. Wir haben schon immer Amerikaner da gehabt – die US-Airbase Ramstein ist ja nur 40 Kilometer entfernt. Die Weinstraße ist auch dort ein angesehenes Ausflugsziel – gerade auf halber Distanz in Richtung Heidelberg, wo früher viele US-Amerikaner waren. Ob es mehr geworden sind? Die geringe Zahl ist statistisch nicht relevant, wie wir Naturwissenschaftler sagen.
Erwarten Sie für die Zukunft einen Touristenboom?
Brauchen tun wir ihn nicht. Insbesondere in den Herbstwochen von August bis Ende Oktober sind die Hotelbetten über Jahre hinweg ausgebucht. Da kommen die Stammgäste. Auch Restaurants haben wir aus gutem Grund so viele. So ein Boom wäre nicht das, was uns groß voranbringen würde – dafür sind die Bauflächen inmitten der Weinberge auch nicht da.
Somit werden Sie die Herkunft Trumps nicht besonders kenntlich machen?
Nein, das ist im Moment nicht geplant. Auch die Familie von Heinz-Ketchup, also der Vater des Unternehmensgründers, stammt ja aus unserem Ort – auch deren Haus ist letztendlich nicht gekennzeichnet, was emotional ja noch ein bisschen leichter wäre. Die Familie Trump hat nach der Auswanderung im Jahr 1902 ihren Weg in den USA gemacht. Da sind 114 Jahre US-Geschichte drin.
Träumen wird man noch dürfen: Was wäre, wenn der US-Präsident mal bei Ihnen vorbeischauen würde?
Ich weiß nicht, ob das ein guter oder schlechter Traum ist. Das hätte ja ziemliche Auswirkungen auf den Ort – vielleicht auch Vorteile. Ich brauche es aber nicht unbedingt, dass bei uns jeder Gullideckel zugeschweißt wird.