Katrin Altpeter fordert die Bundesregierung auf, dafür zu sorgen, dass die Krankenhäuser ihre Betriebskosten auskömmlich refinanzieren können. Im Land regt sie Gesundheitskonferenzen auf Kreisebene an. Sie sollen die Versorgungsstruktur klären.

StuttgartKatrin Altpeter strebt eine bessere Abstimmung zwischen ambulanten und stationären Versorgern an. Ein Beirat soll das befördern.
Frau Altpeter, in den zurückliegenden Jahren sind viele Krankenhausbetten abgebaut worden. Wie viele werden noch wegfallen?
Ich denke, wir sind mittlerweile ganz gut aufgestellt. Baden-Württemberg hat schon frühzeitig damit angefangen, Betten abzubauen, weil im Vergleich zu anderen Bundesländern die Verweildauer in unseren Krankenhäusern sehr gering ist. Im somatischen Bereich sinkt die Zahl noch leicht. Eine zunehmende Tendenz haben wir aber bei psychiatrischen und psychosomatischen Betten.

Es wird in zehn Jahren also nicht nur noch hundert statt 280 Kliniken im Land geben?
Über die künftige Zahl von Krankenhäusern kann ich keine Aussage machen. Die Frage ist, wie Kliniken künftig zusammenarbeiten werden. Ich gehe davon aus, dass wir weitere Zusammenschlüsse haben werden. Das solitäre Haus der Grundversorgung mit hundert Betten muss sich Kooperationspartner suchen, um sein Überleben zu sichern.

Gibt es eine Mindestgröße für eine Klinik?
Für ein Krankenhaus der Grund- und Regelversorgung wird es unter 200 Betten schwierig. Qualität und Quantität hängen zusammen. Würden Sie mit Ihrer schwangeren Partnerin in ein Haus gehen, das nur drei Geburten im Jahr hat? Es ist doch so: Wir hören im ganzen Land Aufschreie, wenn irgendwo die Geburtshilfe geschlossen wird. Andererseits gehen die Leute dorthin, wo eine Kinderklinik in der Nähe ist, um sich abzusichern.

Kann die Politik etwas tun, um diesen Widerspruch aufzulösen?
Das ist ein Konflikt zwischen individuellem Patientenbedürfnis – als Patient gehe ich dorthin, wo ich meine, am besten versorgt zu werden – und der emotional hohen Bindung von Menschen an ihr Krankenhaus vor Ort. Das wird als Standortfaktor verstanden. Politik muss deutlich machen, worum es geht: um die beste medizinische Versorgung für die Patienten.

Könnten oder müssten Kommunalpolitiker mehr steuernd tätig werden?
Bei kommunalen Trägern gewinnt oft die lokalpolitische Sicht die Überhand. Dann sagt der Landrat im Kreistag, das Kreiskrankenhaus ist defizitär, weil die Landesregierung so böse ist, oder – je nachdem – weil die Bundesregierung so böse ist. Ein Träger muss aber rechtzeitig umsteuern. Dazu gehört auch, der Bevölkerung klarzumachen, dass sich das medizinische Angebot nicht automatisch verschlechtert, weil ein Standort nicht mehr da ist. Aber es gibt in Baden-Württemberg Beispiele dafür, dass ein Landkreis lieber an einen Privaten verkauft, anstatt mit einem anderen Landkreis über Zusammenarbeit zu sprechen.

Könnte oder müsste das Land mehr steuern? Brauchen wir ein Strukturplanungsgesetz oder wenigstens eine straffere Fachplanung?
Ich sehe die Zukunft in der Verbesserung der sektorenübergreifenden Zusammenarbeit. Das heißt, der ambulante und der stationäre Bereich müssen besser aufeinander abgestimmt werden. Baden-Württemberg hat daher als erstes Bundesland einen sektorenübergreifenden Landesbeirat eingesetzt, der die Planung im stationären und ambulanten Bereich aufeinander abstimmen soll.