Alle Fasnetsumzüge fallen wegen Corona aus. Bela Stahl vom Verein Grün-Weis Böblingen hofft auf das kommende Jahr.

Böblingen - Am Rosenmontag gibt es stets einen großen Fasnetsumzug in Böblingen, am Faschingsdienstag locken in Herrenberg vormittags der Pferdemarkt und nachmittags der Narrenumzug die Leute an. Doch dieses Jahr fällt wegen Corona alles aus. Bela Stahl, der Vorsitzende des Faschingsvereins Grün-Weiss Böblingen berichtet über seine und die Stimmungslage seiner Fasnetskollegen.

 

Herr Stahl, wie geht es Ihnen?

Übel, sehr übel. Am Sonntag hätten wir am Elbenplatz unser Fasnetsdorf aufgebaut. Am Montag wäre der große Umzug gewesen. Alles fällt aus.

Was machen Sie stattdessen?

Ich sitze zuhause und trauere. Am Sonntag haben meine Frau, meine Tochter und ich einen Fasnetsumzug mit Playmobilfiguren bei uns im Wohnzimmer gemacht.

Was machen die anderen Mitglieder Ihres Vereins?

Viele sitzen zuhause – im Häs. Aber das ist kein Ausgleich für die Fasnetssaison. Die ist ja viel länger als der Rosenmontagsumzug. Unsere Mitglieder sind das ganze Jahr aktiv, proben und tanzen und musizieren. Das fällt jetzt seit fast einem Jahr komplett aus. Das macht uns alle depressiv, zusätzlich zu den Belastungen in Beruf und der Familie durch den Lockdown.

Wie viele Auftritte haben Sie denn normalerweise pro Saison?

Wir sind ungefähr 30 Mal im Jahr unterwegs. Ich habe vor Jahren extra den Busführerschein gemacht, um unsere Gruppe zu den Umzügen zu fahren. Eine Zeit lang hatten wir sogar einen eigenen Bus, unsere „Emma“.

Welche Gruppen gibt es im Verein ?

Angefangen haben wir 1982 als Fanfarenzug. Später ist die Tanzgarde hinzugekommen. Um auch die Eltern der Tänzerinnen zu integrieren, die ihre Kinder sowieso begleiten müssen, haben wir 2007 die See Hexä gegründet. Vor acht Jahren haben wir aus der Fanfarengruppe eine Guggenmusik gemacht. Wir sind ein Verein für die ganze Familie. Die Mutter kann sich als Hexe austoben, der Vater bei den Guggenmusikern und die Kinder tanzen in der Garde. Ungefähr 70 Aktive gehören dazu.

Können Ihre Hexen Corona nicht einfach wegzaubern?

Offenbar reicht unsere Hexenkraft dafür leider nicht aus. Sonst wäre Corona spätestens Mitte Januar verschwunden gewesen.

Was ist Ihre größte Sorge?

Dass die Leute nach der langen Pause durch Corona vielleicht nicht mehr zurückkommen und keine Lust mehr haben, zu tanzen oder Guggenmusik zu machen. Aber die Hoffnung stirbt zuletzt. Deshalb hoffe ich sehr, dass wir in einem Jahr wieder Fasnet feiern können – und zwar mit vielen Aktiven.