Müssen Sie die Menschen und Milieus genau kennen, um Ihre eigenen Filme zu drehen? Oder nehmen Sie sich Menschen und Milieus vor, die Sie kennenlernen möchten?
Die Menschen zumindest muss ich kennen. Ich brauche da einen persönlichen Bezug. Das Milieu kann ich immer recherchieren. Bis zum Punkt, an dem ich denke: Jetzt darf ich davon erzählen. Mit der Welt der Unternehmensberater und Wirtschaftsmanager in „Toni Erdmann“ hatte ich bis dahin wenig Berührung und gerade deshalb große Lust, mich da schlau zu machen. Wir haben dann viele Interviews gerade mit Frauen geführt, die Führungspositionen füllen oder gerade eine Firma gegründet haben. Ich hatte auch das Glück, in Bukarest eine Unternehmensberaterin zu treffen, die mir viel erklärt hat. Man kann da ja nicht einfach bei einer Pressestelle anrufen und das Benötigte abfragen.
Sind Sie so auch auf Bukarest als Schauplatz gekommen?
Nein, diese Stadt hat mich von vornherein interessiert. Sie hat wie ganz Rumänien nach dem Ende des Kommunismus einen radikalen Ausverkauf erlebt. An der Umgestaltung waren viele westliche Firmen beteiligt, gerade auch aus Deutschland und Österreich. Das Verhalten der Deutschen, die ins Ausland gehen, hat mich schon sehr interessiert.
Aber es geht ja nicht nur um die Rituale des Geschäftslebens, sondern um extreme Verstöße dagegen. Ihre Figuren treiben manchmal absurdes und lachhaftes Zeug. Wie kam da vorab sicher sein, sie nicht dem bösen Verlachtwerden preiszugeben?
Das will ich auf keinen Fall, das ist ja auch der Grund, warum ich so lange an Drehbüchern arbeite. Ich habe dann aber immer wahnsinnig Angst, ich würde gar keine Schauspieler finden, die das so können und wollen, wie ich es mir vorgestellt habe. Die hat sich bisher immer als unbegründet erwiesen, aber sie kehrt bei jedem Film wieder.