In der ZDF-Komödie "Das große Comeback“ schlüpft Schauspieler Uwe Ochsenknecht, der selbst Rockmusik spielt, in die Rolle eines Schlagersängers

Er selbst mag es lieber rockig, wie auf seinen CDs zu hören ist: als Hansi Haller singt Uwe OchsenknechtSchlager. Der ZDF-Film läuft Donnerstag.

 

Herr Ochsenknecht, wie ist Ihr Verhältnis zum Schlager?

Gespalten. Mir wird nicht übel, wenn ich Schlager höre. Ich suche im Radio nicht nach Schlagersendern, aber ich würde nie auf Menschen herabschauen, die mit der Musik glücklich sind und mit Rock nichts anfangen können.

Ist dieser Hansi Haller, dessen große Erfolge lange Jahre zurückliegen, deshalb auch eher eine tragische als eine lächerliche Figur?

Jede gute Komödie ist ja im Kern eine Tragödie. Es ging mir nicht darum, mich über Hansi Haller lustig zu machen, auch wenn er mit seiner Perücke und den Glitzerklamotten schon ein schräger Vogel ist. Es war mir wichtig, dass nicht der Eindruck entsteht, wir würden Menschen denunzieren, die gern Schlager hören.

Wie groß ist bei so einem Stoff die Gefahr, dass der Film in Klamauk ausartet?

Sehr groß. Aber wir wollten auf keinen Fall Comedy machen.

Was unterscheidet Comedy und Komödie?

In guten Komödien muss man eine Figur nicht komisch anlegen. Es genügt, wenn die Situation komisch ist, da muss man dem Affen nicht auch noch Zucker geben. "Not you are funny, it is funny", heißt es im Englischen. Das kann man durchaus herzhaft spielen, aber unbedingt seriös, sonst wirkt es übertrieben, und dann ist es nicht mehr glaubwürdig, sondern eben Comedy.

Wie sehr freut man sich, wenn man so ein Drehbuch bekommt?

Erst mal muss man ausloten, welcher Film dem Produzenten vorschwebt. Man kann die Geschichte ja auch sehr klamaukig erzählen, und dann hätte ich nicht mitgemacht. Mit dem Regisseur Tomy Wigand habe ich schon "Fußball ist unser Leben" gedreht, daher wusste ich, dass diese Gefahr nicht bestand.

Für viele Menschen sind Sie der geborene Komödiant. Wie sehen Sie sich selbst?

Ich schätze vor allem die Vielfalt. Aber ich weiß natürlich, dass ich ein gewisses komödiantisches Talent habe, und das ist ein tolles Geschenk. Ich wäre ja blöd, wenn ich das nicht entsprechend ausleben würde.

"Ich habe nie besonderen Wert auf ein Saubermann-Image gelegt"

Stimmen Sie in die Klage ein, es gebe zu wenig Drehbücher für gute Komödien?

Das Problem ist: es gibt generell viel zu wenig gute Drehbücher. Wenn man auf einem bestimmten Qualitätsniveau arbeiten will, bleibt einfach nicht mehr viel übrig. Populäre Schauspieler haben immerhin den Vorteil, mehr Angebote zu bekommen, als sie annehmen können, deshalb ist die Wahrscheinlichkeit größer, dass etwas Gutes dabei ist. Aber auch ich bekomme nicht jede Woche einen Knaller auf den Tisch.

Was ist für Ihre Rollenwahl entscheidend?

Das ist ganz einfach: Klappe ich ein Drehbuch nach zwanzig Seiten wieder zu oder lese ich bis zum Schluss? Ganz wichtig ist auch die Frage, ob genug Geld für die Produktion da ist.

Jedenfalls ist das Geld bei den Sendern immer weniger geworden. Muss die Qualität da nicht zwangsläufig leiden?

Das ist eine große Gefahr. Früher hatte ein Fernsehfilm über dreißig Drehtage, heute sind es 23. Wenn dann keine Profis am Werk sind, kann so ein Film leicht in die Hose gehen, denn Proben sind meistens nicht mehr drin. Diese Entwicklung ist vor allem für Anfänger sehr schlimm, die brauchen natürlich mehr Zeit.

In einer Schlüsselszene sagt Hansi Haller, im Showgeschäft trügen alle eine Maske, und dahinter verberge sich die nackte Angst. Bloß ein Dialogsatz?

Mir geht's zum Glück nicht so, und darauf habe ich immer geachtet. Aber in der Schlagerbranche und in der Volksmusik wird die heile Welt ja nicht nur in den Liedern verkauft. Die Stars müssen alle Saubermänner sein, deshalb haben sie eine Heidenangst vor negativen Schlagzeilen, weil sie dann unglaubwürdig werden.

Das muss ein Riesenstress sein.

Und bei Schauspielern ist das anders? Ich habe mir jedenfalls immer das Recht rausgenommen, so zu leben, wie ich will. Ich habe nie besonderen Wert auf ein Saubermann-Image gelegt.

Bedient man als Rockmusiker nicht ohnehin andere Klischees?

Mag sein, aber ich wollte immer vermeiden, in einer Zwangsjacke zu stecken. Ich wollte mir nie überlegen müssen, ob ich bestimmte Dinge in der Öffentlichkeit tun darf oder nicht, und das habe ich auch ganz gut hinbekommen, glaube ich.

Können Sie sich vorstellen, eines Tages nur noch Musik zu machen?

Ich würde die Schauspielerei nur ungern aufgeben, dafür macht mir der Beruf viel zu viel Spaß. Solange es gute Rollen gibt und das Publikum mich noch sehen will, ist das ja auch kein Thema. Aber ich habe in der Musik noch lange nicht alles ausgelotet, dafür fehlt mir einfach die Zeit; ich bin immer noch auf der Suche nach meinem ureigensten Stil.

Schauspieler und Sänger

Leben Der 55-jährige Uwe Ochsenknecht wurde 1981 durch den Film "Das Boot" bekannt, zum Star machte ihn Doris Dörries Kinoerfolg "Männer". Seither wird er bevorzugt in Komödien besetzt und hat in rund 120 Filmen mitgewirkt. Es gibt von ihm fünf Rock-Alben.

Termin Das ZDF zeigt die Komödie "Das große Comeback" am Donnerstag um 20.15. Ochsenknecht spielt einen egozentrischen Schlagerstar, dessen große Erfolge lange Jahre her sind. Eine exaltierte Fernsehjournalistin (Andrea Sawatzki) will ihrer Karriere mit einer Dokumentation über das Scheitern seines Comeback-Versuchs neuen Schwung verleihen.