Unter den Forschungsprojekten auf dem afrikanischen Kontinent sticht eins heraus: das Radioteleskop SKA, das zum größten der Welt werden soll. Der langjährige Leiter des Projekts, Bernie Fanaroff, erklärt im StZ-Interview, was Afrika davon haben wird.

Dakar - Bernie Fanaroff entwickelt ein wissenschaftliches Prestigeprojekt für Afrika: das Radioteleskop SKA, in dem viele kleine Antennen zum größten Radioteleskop der Welt zusammengeschlossen werden. Klar, dass er dabei ist, wenn sich auf dem „Next Einstein Forum“ in Dakar die afrikanische Forschung präsentiert. Im Interview wirbt er auch darum, dass Deutschland seinen Ausstieg aus dem Projekt überdenkt.
Herr Fanaroff, wie bringt das SKA die afrikanische Wissenschaft voran?
Viele denken, dass Big Science in Afrika nicht möglich ist, aber wir können das auch. Das SKA macht schon jetzt die Naturwissenschaften für junge Menschen attraktiver und es zieht Forscher aus anderen Ländern nach Südafrika. Schon bald wird man sich sagen: Wer Radioastronomie betreiben will, muss nach Afrika kommen. Das ist auch dringend nötig: Wenn Afrika sein wirtschaftliches Potenzial entfalten will, braucht es mehr Ingenieure und Wissenschaftler. Dazu müssen wir jungen Menschen spannende Projekte bieten.
Auf dem Einstein-Forum in Dakar wird diskutiert, ob sich Afrika Grundlagenforschung leisten sollte.
Ich glaube, dass es neben der angewandten Forschung – etwa zur Landwirtschaft und Ernährung – genauso wichtig ist, die Studenten in den Naturwissenschaften auszubilden. Außerdem machen sich manche Innovationen aus unserem Projekt in anderen Bereichen bezahlt. Ich denke vor allem an die Methoden der Datenanalyse, die wir entwickeln. Das SKA wird mehr Daten produzieren, als weltweit durch das Internet ausgetauscht werden. Deshalb sind Firmen wie IBM und Cisco daran interessiert, eng mit uns zusammenzuarbeiten.
Braucht Afrika wissenschaftliche Exzellenz oder sollte man die Breite fördern?
Ich persönlich finde, dass mit der Breitenförderung ordentliche, aber nur mittelmäßige Ergebnisse erzielt werden. Um zu den Weltbesten zu zählen, muss man seine Investitionen fokussieren.
Wie stellen Sie die Exzellenz sicher?
Das braucht seine Zeit. Wir haben bisher sechs Lehrstühle eingerichtet und mehr als 800 Stipendien vergeben. 140 Stipendien gingen an junge Menschen, die zum Studieren oder Promovieren nach Südafrika kamen. Viele sind in ihre Heimatländer zurückgekehrt und bauen dort Studiengänge in Astrophysik auf. Und wir starten schon die nächsten Ausbildungsprogramme. Die Max-Planck-Gesellschaft hat übrigens elf Millionen Euro in die Entwicklung der ersten Antennen investiert. Das zeigt doch, dass uns die Kollegen in Deutschland vertrauen.
Ihre Kollegen in Deutschland sind aber beunruhigt, weil die Bundesregierung angekündigt hat, sich aus dem Projekt zurückzuziehen.
Ich hoffe, dass Deutschland zurückkehrt, und es würde mich wundern, wenn nicht. Aber auch wenn die Entscheidung darüber noch aussteht, arbeiten wir eng mit deutschen Instituten zusammen, etwa dem Max-Planck-Institut für Radioastronomie in Bonn.
Braucht Afrika einen Einstein, wie es die Tagung in Dakar andeutet? Astronomie ist doch heute die Arbeit großer Teams.
Der nächste Einstein muss kein einsames Genie sein. Wir suchen einen anderen Forschertyp. Wir müssen die besten Studenten in die Forschung bringen, auch wenn sie aus benachteiligten sozialen Milieus kommen. In Südafrika gibt es das Vorurteil, dass schwarze Studenten in den naturwissenschaftlichen Fächern schlecht sind. Aber das ist Quatsch.