Porsche-Gesamtbetriebsratschef Uwe Hück ist als Einpeitscher bekannt. Kurz vor der nächsten Verhandlungsrunde der Metall- und Elektroindustrie legt er vor.

Stuttgart - Die Friedenspflicht in der Tarifrunde der Metall- und Elektroindustrie ist noch nicht abgelaufen, da spricht Porsche-Gesamtbetriebsratschef Uwe Hück schon von Streik. „0,9 Prozent ist ein Angebot zum Streiken“, sagte Hück am Dienstag bei einer Informationsveranstaltung vor den Porsche-Werkstoren in Stuttgart-Zuffenhausen vor fast 3000 Teilnehmern. Die Gewerkschaft fordert in der aktuellen Tarifrunde für die gut 800 000 Metallbeschäftigten im Südwesten fünf Prozent mehr Lohn. Die Arbeitgeber hatten zuletzt 0,9 Prozent mehr Gehalt geboten plus einer Einmalzahlung von 0,3 Prozent für zwölf Monate.

 

Das Angebot der Arbeitgeber sorgt offenbar auch für Unruhe bei den gut verdienenden Porsche-Mitarbeitern. „Ich kann nicht verstehen, wie der Arbeitgeberverband so unsensibel eine Tarifverhandlung beginnen kann“, sagte Hück.

Am Donnerstag findet die dritte Verhandlungsrunde im Südwesten in Pforzheim statt, in der Nacht zum Freitag (29. April) endet die Friedenspflicht. Sollte es am Donnerstag kein neues Arbeitgeber-Angebot geben, dürfte es zunächst zu Warnstreiks kommen. Für einen unbefristeten Streik braucht es allerdings noch eine Urabstimmung.

Hück warnt vor Investitionskürzungen

Die Arbeitgeber im Südwesten hatten am vergangenen Freitag erneut vor einem hohen Lohnabschluss gewarnt. Südwestmetall zufolge stehen aktuell in Baden-Württemberg zwischen 4000 und 5000 Arbeitsplätze auf der Kippe. „Es kann doch nicht sein, dass Arbeitgeber überall und immer nur noch sparen wollen - bei Investitionen und bei Tariferhöhungen“, wetterte Hück.

Im eigenen Haus beim Sportwagenbauer Porsche warnte er vor Investitionskürzungen. „Sollte irgendwer außerhalb von Baden-Württemberg auch nur darüber nachdenken, unsere Investitionen zu verschieben oder zu kürzen, dann gibt es Krach“, sagte Hück. Es gebe zwar noch keine Signale in diese Richtung vom VW-Mutterkonzern in Wolfsburg. Er wolle solches „Gedankengut aber überhaupt nicht entstehen lassen“. Porsche plant derzeit Investitionen von rund zwei Milliarden Euro. Für sein Elektro-Projekt „Mission E“ sollen etwa 700 Millionen Euro am Stammsitz Stuttgart-Zuffenhausen investiert werden. Dort sollen mehr als 1000 neue Arbeitsplätze entstehen.

Die Erhöhung der Dividende der VW-Dachgesellschaft Porsche SE wiederum hält Hück für richtig. „Das ist die richtige Botschaft“, sagte Hück, um keine Zweifel aufkommen zu lassen, dass Volkswagen in Zukunft Erfolg haben könne. Die Familien Porsche und Piëch hätten nicht darauf insistiert. Hück sitzt im Aufsichtsrat von VW und ist stellvertretender Chefkontrolleur der Porsche SE.

Porsche SE rechnet für 2015 mit Nachsteuerverlust

Vorstand und Aufsichtsrat der Muttergesellschaft hatten sich am Montag darauf verständigt, dieses Jahr gut einen Euro pro Aktie ausschütten zu wollen. Der Vorstand der SE, in dem unter anderem VW-Boss Matthias Müller sitzt, hatte noch am Freitag nur eine Dividende von gut 20 Cent angepeilt. Auf Druck des Aufsichtsrats kam es am Montag zur Meinungsänderung. Finanziert wird die Dividende großteils über Rücklagen, die bisher noch etwa 1,7 Milliarden Euro betragen. Wegen der Verluste bei Volkswagen rechnet die Porsche SE für 2015 mit einem Nachsteuerverlust von voraussichtlich 273 Millionen Euro.

Die Porsche SE hält rund 51 Prozent an der Volkswagen AG. Der Sport- und Geländewagenbauer Porsche AG wiederum ist eine VW-Tochter. Die Struktur ist Ergebnis der Übernahmeschlacht zwischen VW und Porsche 2008/09. Damals war die Porsche SE deutlich tiefer in den roten Zahlen als jetzt.