Die Börse Stuttgart hat das Informationsportal Venture Zphere gestartet, das Start-ups, Investoren und Unternehmen besser miteinander vernetzen soll. Sprungbrett ist erst einmal Baden-Württemberg, doch die Ziele gehen weit darüber hinaus.

Stadtentwicklung & Infrastruktur: Andreas Geldner (age)

Stuttgart - Schon seit einigen Jahren beackert die Börse Stuttgart das Wachstumsthema Start-ups und innovative Gründungen. Einmal im Jahr organisiert sie beispielsweise den VC-Pitch BW, eine Veranstaltung, auf der sich Gründer vor potenziellen Geldgebern präsentieren. Das daraus entstandene Netzwerk will man nun nutzen, um sich als Partner für Start-ups, Investoren und Firmen zunächst im Südwesten, aber dann auch deutschlandweit und international zu etablieren.

 

„Für viele Start-ups ist es trotz intensiver Recherche ein riesiges Problem, Fördergelder, Investoren und vor allem auch Firmenpartner zu finden“, sagt Ulli Spankowski, Leiter von Stuttgart Financial, der Förderorganisation für den Finanzplatz Stuttgart, die das Portal betreut.

Venture Zphere ist einmalig in Deutschland

Das neue Portal Venture Zphere („Risikokapital-Sphäre“) soll nun einen übersichtlichen Startpunkt für die Vernetzung bieten. Hier können sich in einem Online-Katalog sowohl Start-ups vorstellen, die auf Partnersuche sind, als auch Firmen und Investoren ihre Profile hinterlegen. „Wir wollen dabei die Online-Welt mit anderen Angeboten verbinden“, sagt Spankowksi. Eine sogenannte „Venture Zphere Academy“ soll Gründern nicht nur auf die Investorensuche, sondern auch auf andere Themen rund um die Gründung besser vorbereiten.

Ein solches Angebot sei in Deutschland bislang einmalig, sagt Spankowski. Es sei nicht gewinnorientiert und für Start-ups auch schon in frühen Phasen offen. Die Börse Frankfurt, die ein ähnliches Angebot betreibe, konzentriere sich hingegen auf potenzielle Börsenkandidaten und wolle damit auch Geld verdienen.

Stuttgart habe für ein solches Projekt die besten Ausgangsvoraussetzungen: „Wir haben eine Börse. Wir haben sechs Jahre lang ein Netzwerk aufgebaut. Wir haben einen innovativen Mittelstand, und wir haben extrem technologieaffine Start-ups“, sagt Spankowski zu den Standortvorteilen, die es möglich machten, mithilfe des Portals vom Südwesten aus das Thema aufzurollen. Eine solche „Luxusposition“ habe niemand anderes: „Warum in Berlin anfangen, wenn wir in unserem Netzwerk schon mehr als 500 Start-ups drinhaben?“

Standortvorteil Mittelstand

Bestehende Plattformen, die Start-ups mit Gründern verknüpfen wollten, hätten zudem keinen Zugang zu mittelständischen Unternehmen. Und die seien nicht nur als Finanziers, sondern auch als mögliche Kunden und Technologiepartner für Start-ups interessant.

Für die Region, die bis jetzt ihr Licht bei dem Thema etwas unter den Scheffel stelle, bedeute das von Anfang an zweisprachig konzipierte Portal einen überregionalen Werbeeffekt: „Baden-Württemberg kann so beispielsweise darstellen, welche umfangreichen Fördermöglichkeiten es hier gibt“, sagt Spankowski auf die Frage, warum das baden-württembergische Wirtschaftsministerium ein Projekt mit überregionalem Anspruch fördere. Mit dem Berliner Investor Project A ist aber auch ein überregionaler Partner dabei.

Die Region ist nur ein Startpunkt

Die Börse will sich damit von anderen Internetportalen abgrenzen, die den Start-up-Standort Baden-Württemberg besser erschließen wollen. Dazu gehört der sogenannte Start-up-Spot eines privaten Hamburger Anbieters sowie ein neues Portal für die Region Stuttgart und ein Portal der Landesregierung, das bereits ausgeschrieben wurde und das im Sommer an den Start gehen soll.

Spankowski räumt ein, dass es bei dem von der Landesregierung unterstützten Projekt nur indirekt um die Förderung des regionalen Standorts gehe: „Das ganze rückt Stuttgart und die Börse Stuttgart als extrem spannendes Start-up-Umfeld ins Licht.“

Auch der Stuttgarter Finanzplatz sei ja nicht regional ausgerichtet, sondern etwa seit der Übernahme der an der Finanzierung von Start-ups stark beteiligten Börse NGM in Stockholm vor einigen Jahren von vornherein international ausgerichtet. Ob daraus für die Börse ein Geschäftsmodell entstehen könne, sei offen.