Bei ihrem Besuch im Kreis Böblingern macht Wirtschaftsministerin Nicole Hoffmeister-Kraut Station bei der Ingenieursschmiede „Ipo-Plan“.

Leonberg - Jetzt muss die Ministerin aber vorsichtig sein. Immer wieder schiebt sie einen Plastikgriff nach vorne. Was aussieht, wie der vergebliche Griff nach den Sternen, ist für Nicole Hoffmeister-Kraut der verzweifelte Versuch, eine grüne Kiste hochzuheben.

 

Die grüne Kiste existiert allerdings nur im Computer, Hoffmeister-Kraut sieht sie durch eine schwarze Brille. So geht sie ganz virtuell durch eine Produktionsstraße, kann sich drehen und wenden. „Jetzt können Sie die Kiste da drüben abstellen“, gibt ihr Matthias Kellermann einen Tipp.

Höhenverstellbare Schreibtische

Er ist einer der Geschäftsführer von „Ipo-Plan“. Die Leonberger Ingenieursschmiede ist eine Station auf der Tour der baden-württembergischen Wirtschaftsministerin durch den Kreis Böblingen. Nicht ohne Grund steht diese Firma auf der Besuchsliste: „Ipo-Plan war das erste Unternehmen, bei dem ich gesehen habe, dass alle Mitarbeiter höhenverstellbare Schreibtische haben“, erklärt Oberbürgermeister Bernhard Schuler, als er die Ministerin in seiner Stadt begrüßt.

Und er schmunzelt, Schreibtische sind natürlich nicht der Hauptgrund für die Expansion dieses Unternehmens. 2009 haben sich vier Ingenieure und Informatiker zusammengetan, aus Ettlingen , Calw und aus Winnenden. „Leonberg lag da geografisch in der Mitte“, nennt Matthias Kellermann den Grund für den Standort. Seitdem sind sie gewachsen, aus vier Gründern wurden fast 100 Mitarbeiter.

Ihr Kerngeschäft: „Wir bringen Software- und Ingenieursdienstleistungen zusammen“, erklärt Kellermann. Man führe also zwei verschiedene Branchen zusammen. Momentan planen die Ipo-Ingenieure zum Beispiel die Produktionshalle für die neue Mercedes S-Klasse in Sindelfingen. „Daimler sagt uns, wie viele Autos sie bauen wollen, welchen Takt sie haben“, erklärt der Planungsexperte Dennis Möller der Ministerin. „Wir planen dann die Produktionsstraße.“

Sie planen Deutschlands größte Produktionshalle

In zwei Jahren soll das 500-Millionen-Projekt von Daimler fertig sein – aber schon jetzt kann man auf den Ipo-Plan-Bildschirmen virtuell durch die Halle schreiten – wenn sie fertig ist, immerhin die größte Produktionshalle Deutschlands. Denn die Ipo-Plan-Ingenieure zeichnen keine Pläne, sie entwerfen ein 3D-Modell der Halle. „Dadurch können wir den Montagevorgang virtuell durchspielen und verbessern, noch bevor die Halle in der Realität gebaut wird“, sagt Mit-Geschäftsführer Michael Wagner. Das beeindruckt die Wirtschaftsministerin Hoffmeister-Kraut, und sie nimmt auch die Probleme mit. Denn Geldgeber hat Ipo-Plan bei seiner Expansion nur in der Schweiz gefunden. „In der Wachstumsphase brauchen Sie also mehr Unterstützung“, stellt Hoffmeister-Kraut fest. „Das nehme ich mit.“