Mit Blumen und Ballons hält ein Mann um die Hand einer Frau an. Die romantische Szene wird von anderen beobachtet und bejubelt - ein Problem in der Islamischen Republik.

Teheran - Ein in der Öffentlichkeit gestellter Heiratsantrag eines Mannes an seine Partnerin hat im Iran mit der Festnahme des Pärchens geendet. Die beiden hätten gegen islamische Sitten zu öffentlichem Anstand verstoßen, teilte die Polizei der Stadt Arak in der Zeitung „Shahrvand“ mit. Es sei nicht zu akzeptieren, wenn die Jugend mache, „was auch immer in anderen Teilen der Welt üblich ist und die Sitten, Kultur und Religion“ im Land missachte, sagte der stellvertretende Polizeichef Mostafa Norusi.

 

Am vergangenen Freitag hatte sich in den sozialen Netzwerken ein Video von dem Pärchen verbreitet. Der Mann stand dabei in einem herzförmigen Ring aus Blütenblättern, neben bunten Ballons in einem Einkaufszentrum in Arak, und hielt um die Hand der Frau an. Nach ihrem „Ja“ setzte er ihr einen Ring auf und Schaulustige jubelten und applaudierten.

Zurschaustellung von Zuneigung gefährde die Moral im Land

Den Polizeiangaben zufolge wurde das Paar später wieder gegen eine Kaution auf freien Fuß gelassen. In der Zeitung blieb Norusi jedoch bei seiner harten Haltung. Das Vergehen der beiden sei sehr klar und bedürfe keiner weiteren Erklärung. In der Islamischen Republik ist die Vermischung der Geschlechter in der Öffentlichkeit verboten. Die Zurschaustellung von Zuneigung wird als Einfluss des Westens kritisiert, der die Moral im Land gefährde.

Die halbamtliche Nachrichtenagentur Fars nannte den öffentlichen Heiratsantrag beschämend und erklärte, so ein Auftritt könne die Sittenlosigkeit im Land fördern. Sie forderte eine harte Bestrafung, um andere von einem solchen Verhalten abzuhalten.

Isa Amini von der Rechtsanwaltskammer in Teheran dagegen kritisierte die Festnahme. Er könne nicht verstehen, was der Grund dafür sei - das Pärchen habe sich nicht falsch verhalten.