45 000 Besucher sind zum Konzert von Iron Maiden auf den Cannstatter Wasen nach Stuttgart gekommen – und feierten. Doch wem das Bargeld fehlte, der bekam kein Bier.

Das Gold liegt überall. Auf der Straße, in den Pyramiden, die britische Heavy-Metal-Band Iron Maiden hat sich in ihrem 47 Jahre währenden Schaffen auch mit dem sagenumwobenen „El Dorado“ beschäftigt. Für ihre Fans bräuchten es nicht zwingend mit Gold gepflasterte Straßen, ein Geldautomat wäre schon ausreichend.

 

Mike aus London ist der Verzweiflung nahe, er zahlt bei Konzerten immer mit Karte. Hier in Stuttgarter aber braucht er für alles Cash. Und er hat keines mehr. Und auf dem Cannstatter Wasen gibt es keinen Geldautomaten. Vielmehr, es gibt einen. Aber der ist seit einem Jahr kaputt. Also heißt es raus, rüber in den Neckarpark zur Volksbank.

Mike ist nicht der Einzige, den das Problem plagt. Die Bierversorgung klappt einigermaßen, so zügig das bei 45 000 durstigen Iron-Maiden-Fans eben geht. Doch Kippen und Bargeld sind Mangelware. Gerade die Besucher aus dem Ausland sind erstaunt, dass sie nicht mit Karte zahlen können. Das Geld geht schnell zur Neige. Kein Wunder bei Bierpreisen von sechs Euro für den halben Liter.

Wie öffnet man ein Dosenbier?

Da hat es der Sänger der Vorband Airbourne besser. Er hat sein Dosenbier mitgebracht. Und schlägt es sich so lange gegen den Kopf, bis die Dose offen ist. Tja, was soll man machen, wenn man keine Hand frei hat. Den Oberkörper trägt er unverhüllt, auch das ist vernünftig und sparsam. Kostet doch das T-Shirt zur Iron-Maiden-Tour 40 Euro, mit langen Ärmeln kann man zehn Euro mehr drauflegen. Für die Version im Football-Stil für den etwas ausladenden Körper darf man 85 Euro zahlen. Und hinterher den Marsch zum Geldautomaten antreten.

Metal-Fans sind dankbare Merchandising-Käufer. Und auf Trophäenjagd. Wenn die langen Haare schütter werden und der Zopf ausfranst, dann kann man immer noch mit dem T-Shirt von der Tour 1982 renommieren. Fast jeder trägt seine Zuneigung zur Lieblingsband auf dem Leib. Oder gar an den Schuhen. Oder zeigt Farbe mit einem Schottenrock. Warum allerdings eine ganze Gruppe Besucher Hemden trägt mit der Aufschrift „Weizenbierfreunde Ochsenfurt“, bleibt rätselhaft. Gibt es doch gar kein Weizenbier.

Die Ed Force One fliegt noch

Um 20.38 Uhr kommen Sänger Bruce Dickinson und seine Kollegen auf die Bühne. Drei Gitarren, Maskottchen Eddie, das Jagdflugzeug, die Spitfire, schwebt über die Bühne, die 45 000 Menschen bekommen, was sie erwarten. Und natürlich hantiert auch Bruce Dickinson wieder mit seinem Lieblingsspielzeug. Es ist nicht die Feuershow von Rammstein, aber mit seinem Flammenwerfer kann er auch ganz schön zündeln.

Dickinson ist ja Pilot. Und bis 2016 flog er selbst den Bandflieger, die Ed Force One, eine Boeing 747. Die in Zürich Aufsehen erregte, als sie neben den Fliegern von Angela Merkel und dem damaligen französischen Präsidenten François Hollande parkte. Die Regierungsmaschinen sahen geradezu mickrig aus neben dem Iron-Maiden-Flieger. Beim Heavy Metal ist eben alles eine Nummer größer und pathetischer.

Am Ende regnet es

Mittlerweile ist die Ed Force One ausgemustert, fliegt für eine isländische Fluggesellschaft. Angeblich aus Umweltschutzgründen, so hat Dickinson es gesagt. Immerhin hat er noch seinen Kampfflieger auf der Bühne. Pünktlich zum Rausschmeißer, Monthy Pythons „Always look on the bright Side of Life“, fängt es an zu regnen. Es war wahrlich alles dabei an diesem Abend. Nur ein Geldautomat hat gefehlt.