Der Deutsch-türkische Freundschaftsverein will seine Räume beim S-Bahnhof vergrößern. Das Baugesuch ist bei der Stadt eingereicht worden. Es fehlt aber noch das Geld für den Umbau.

Bernhausen - Die Nachricht ließ zunächst aufhorchen. In Bernhausen soll eine Moschee gebaut werden, hieß es. Doch dann stellte sich heraus, dass der Deutsch-türkische Freundschaftsverein lediglich seine bisherigen Räume erweitern will. „Wir bauen keine Moschee und auch kein Minarett“, sagt der Vereinsvorsitzende Özkan Yesilay auf Anfrage.

 

Der Verein wolle vielmehr die Montagehalle des früheren Motorradhauses Stauch, das von ihm erworben wurde, aus- und umbauen. Das Hauptgebäude das von der Karlstraße aus zu sehen ist, bleibe erhalten. so Yesilay. Die Halle dahinter mit einem Grundriss von 14 mal 15 Metern wolle man aufstocken. „Sie wird dann etwa einen Meter niedriger als der First des Hauptgebäudes sein“, sagt Wolfgang Kaiser, der Leiter des Filderstädter Baurechtsamts.

Gebetsraum soll größer werden

Kurz vor Weihnachten hat er das Baugesuch auf den Tisch bekommen. In der Halle soll eine zweite Ebene eingezogen werden. Im Erdgeschoss will der Verein für seine Mitglieder eine Gaststätte einrichten, im Obergeschoss soll der bereits im Hauptgebäude vorhandene Gebetsraum zusätzlichen Platz bekommen. Ob das Projekt genehmigungsfähig ist, kann Kaiser noch nicht sagen. „Wir überprüfen noch einige Dinge“, sagt er. Dazu gehört auch die Stellplatzfrage. Offen ist, ob die vom Verein vorgeschlagenen 18 Parkplätze groß genug und auch ausreichend sind. Ungeklärt ist auch, ob das Projekt überhaupt finanziert werden kann. „Wir wollten erst mal schauen, ob es überhaupt möglich ist“, sagt der Vorsitzende Yesilay. Das Geld für den Umbau habe man noch nicht in Aussicht.

Als Grund für die Erweiterungswünsche gibt er die Nachfrage nach dem gemeinsamen Gebet von Muslimen an. Freitags und im Ramadan kämen regelmäßig 20 bis 30 Flüchtlinge zum Beten und Fastenbrechen. Dann werde es zu eng in den bestehenden Räumen. „Für unsere Vereinsmitglieder würde der jetzige Platz gut ausreichen“, sagt der Vorsitzende. Man sei also nicht gezwungen, auszubauen, wolle aber den Flüchtlingen etwas Gutes tun. Die Frauen des Vereins würden während des Ramadans für das Essen in den Abendstunden immer groß aufkochen, weiß die Vorsitzende des Vereins Integra, Barbara Havlaci-Ludwig. „Ich habe mit der Frauen-Gruppe des Vereins nur gute Erfahrungen gemacht“, sagt sie. Etwa dreimal im Jahr biete die Gruppe in der Uhlberghalle in Bonlanden einen Tanzabend für Frauen an. Sie sei auch schon dort gewesen, sagt Havlaci-Ludwig. Leider sei sie aber die einzige deutschstämmige Frau gewesen

„Um Integration bemüht“

„Wir sind um die Integration sehr bemüht“, sagt der Vereinsvorsitzende Yesilay. Der Verein war aber auch schon durch extrem nationalistische Tendenzen und Symbole aufgefallen. Vor zehn Jahren hatte er, ebenfalls in der Uhlberghalle, ein Jugendfest der Föderation der Türkisch-Demokratischen Idealistenvereine in Deutschland (ADÜTDF) ausgerichtet. Zu dieser Vereinigung, die vom Verfassungsschutz beobachtet wird, gehört der Deutsch-türkische Freundschaftsverein. Bei der Veranstaltung vor zehn Jahren waren auch Fahnen der ADÜTDF zu sehen. Im Verfassungsschutzbericht über diese Organisation ist zu lesen: „Sie propagiert einen übersteigerten Nationalismus, gepaart mit der Vorstellung einer ethnisch homogenen Gesellschaft. Dies führt zu Intoleranz gegenüber anderen Völkern.“

Nachdem es vor zehn Jahren wegen der Veranstaltung einen Aufschrei in Filderstadt gegeben hatte, forderte die Stadt eine Ehrenerklärung vom Deutsch-türkischen Freundschaftsverein. Darin beteuerte er die Ablehnung extrem nationalistischer, rechtsextremistischer und antisemitischer Tendenzen. Seither habe man mit dem Verein keine negative Erfahrungen mehr gemacht, sagt Bürgermeister Andreas Koch auf Anfrage.