Gari Pavkovic ist Integrationsbeauftragter der Stadt Stuttgart. Er erklärt, was das Opferfest ist und wie Muslime in Deutschland es begehen.

Architektur/Bauen/Wohnen: Andrea Jenewein (anj)

Stuttgart -

 
Herr Pavkovic, was ist das Opferfest?
Theologisch betrachtet ist das Opferfest der höchste Feiertag im Islam – es wird zum Höhepunkt des Haddsch gefeiert, der Wallfahrt nach Mekka, und dauert vier Tage lang. Das Opferfest geht auf Abraham zurück, der von Allah auf die Probe gestellt wurde: Er sollte zum Beweis seiner Frömmigkeit seinen eigenen Sohn opfern. Als Allah Abrahams Bereitschaft sah, stoppte er ihn. Aus Dankbarkeit opferte Abraham dann einen Widder und verteilte ihn an die Bedürftigen. Genau das machen nun auch gläubige Muslime am Opferfest: Sie opfern ein Tier und verteilen es an Arme. Für viele Muslime hat der Fastenmonat Ramadan allerdings eine größere Bedeutung – wohl auch, weil er ihnen einen größeren persönlichen Einsatz abverlangt.
Wie wird denn das Opferfest in Deutschland gefeiert?
Das ist sehr unterschiedlich. Die sogenannten Kulturmuslime, die den Islam zwar nicht praktizieren, sich aber muslimischen Kulturkreisen zugehörig fühlen, gratulieren ihren Familienangehörigen und Freunden und gehen dann vielleicht noch zum Essen. Andere Muslime haben keine Zeit oder keine Lust, ein Tier zu schlachten. Sie spenden dann eine Geldsumme im Wert eines Schafes über eine Moschee an Bedürftige. Es gibt aber durchaus auch bei uns Muslime, die ein Schaf schlachten. Meist geschieht dies auf einem Bauernhof – in der Region Stuttgart gibt es etwa in Kornwestheim einen Hof, auf dem das in dieser Form praktiziert wird. Oft tun sich dafür mehrere Familien zusammen, schließlich ist das auch eine Kostenfrage. Das Fleisch wird dann tatsächlich an Bedürftige verteilt.
Was halten Sie von dem Vorschlag einiger muslimischer Verbände, das Opferfest zu einem gesetzlichen muslimischen Feiertag in Deutschland zu machen?

Die gegenwärtige Praxis hat sich bewährt: Muslime können sich an muslimischen Feiertagen freinehmen – und viele Arbeitgeber berücksichtigen das auch. Im Sinne der Gleichbehandlung müsste man, wenn man muslimische Feiertage einführte, auch all die anderen Religionsgemeinschaften berücksichtigen, die in Deutschland leben, etwa die Juden oder die Buddhisten. Dann gäbe es sehr, sehr viele Feiertage – und fast keine Arbeitstage mehr. Ich halte es deshalb nicht für richtig, neben den christlichen Feiertagen, die es bereits gibt, noch weitere Feiertage einzuführen.