Israels Premier Benjamin Netanjahu hat eine Vorliebe fürs Polohemd - und ein gutes Gespür für die politische Signalwirkung von Kleidung. Ob beim Impfen oder Muskelaufbau. Eine Stilkritik.

Bauen/Wohnen: Tomo Pavlovic (pav)

Stuttgart - Als sich der Ministerpräsident Benjamin Netanjahu vor einigen Wochen als einer der ersten Bürger Israels impfen ließ, wurde das Setzen der Spritze selbstverständlich öffentlich zelebriert und von der Opposition als billiges Wahlkampfmanöver kritisiert. Tatsächlich steckt Benjamin Netanjahu im Wahlkampf, und ein Erfolg bei den Impfungen ist nun sein Trumpf. Doch wie inszeniert man sich als älterer Mann bei einem Impftermin, ohne sich dabei lächerlich zu machen oder gar schwach oder krank auszusehen? Man zieht sich etwas Schwarzes an. Am besten ein schwarzes Polohemd. Als würde man danach zum Golfen fahren. Oder zum Grillabend bei den Freunden. Schwarz schmeichelt der Figur, passt zum weißgrauen Haar. Polohemden stehen für die Freizeit der Erfolgreichen.

 

Als wäre nichts gewesen

Die Menschen, die das im Fernsehen sehen, sollen denken: Mensch, bald ist wieder alles wie früher, die Ausgangsbeschränkungen werden fallen, alles wird wieder gut werden. Nun, zwei Monate später, ist Israel Rekordhalter bei der Impfgeschwindigkeit. Und bei einer Wiedereröffnung eines Fitnessstudios stemmt dieser Benjamin Netanjahu Hanteln. In welchem Hemd? In einem Polohemd. Schwarz. Als wäre nichts gewesen. Als wäre der Kampf gegen Covid nur ein bisschen harte Arbeit zwischen zwei netten Grillabenden gewesen. Das versteht man wohl unter Kleidung mit politischer Signalwirkung.