Die Raketenangriffe bestimmen das Thema beim Israeltag, der zum Jahrestag der Staatsgründung am 14. Mai mit einem großen Livestream-Programm stattfindet.

Stuttgart - Am Rathaus der Landeshauptstadt wurde am Freitag die weiß-blaue Israelflagge mit dem Davidstern gehisst. „Es ist unser Zeichen der Solidarität mit Israel zum 73. Jahrestag der Staatsgründung des Landes am 14. Mai 1948“, kündigte Oberbürgermeister Frank Nopper am Mittwoch an.

 

Juden erheben Anspruch auf Jerusalem

„Wir stehen an der Seite Israels“, betonte auch Michael Kashi vom Vorstand der Israelitischen Religionsgemeinschaft Württemberg (IRGW). Denn seit Montag, dem Jerusalemtag, an dem an die Eroberung des Ostteils der Stadt 1967 im Sechs-Tage-Krieg erinnert wird, sind israelische Städte und Dörfer Ziel von Raketenangriffen militanter Palästinenser aus Gaza. „Die Juden werden Jerusalem nie aufgeben und auch nicht auf den Ostteil der Stadt verzichten. Die Juden leben hier seit Tausenden von Jahren, und nur sie können hier leben, wie es bereits in der Tora steht.“ Unmissverständlich vertrat Kashi den Anspruch auf die „heiligste Stadt“, den der Rabbiner Yehuda Pushkin auch theologisch untermauert.

Die erneute und unerwartete Aggression der Palästinenser bestimmte das Thema des Israeltages, mit dem in Stuttgart seit 2003 die Jahrestage der Gründung Israels begangen werden. Nicht nur Kashi wollte ursprünglich über dessen weltweit führende Rolle in Technologie, Medizin und bei der Impfkampagne sprechen. Auch Generalkonsulin Sandra Simovich war darauf eingestimmt, „meine Freude mit Ihnen darüber zu teilen, dass das Leben in Israel zurückgekehrt ist und das Land sich wieder für den Tourismus öffnen kann“. Nun stehe es unter ständigem Raketenbeschuss, die Menschen lebten in Angst und suchten Rettung im Bunker. „Wir sind entschlossen zur Verteidigung“, versicherte die Diplomatin und nannte die Solidarität Deutschlands „einen Trost, der Halt und Zuversicht gibt“. OB Nopper, der die enge Verbundenheit Stuttgarts zu Israel an Beispielen wie der Beziehung zu Shave Zion, der Siedlung schwäbischer Juden und vielen Austauschprogrammen hervorhob, regte an, den Schüleraustausch wieder zu beleben, „um unsere Freundschaft zu festigen“. Die Israelflagge bereits gehisst hatte Landrat Heinz Eininger am Landratsamt Esslingen. Als Ausdruck der engen und seit 1983 bestehenden Partnerschaft mit der Stadt Givatayim, die Eininger ein Herzensanliegen nannte.

Virtuelle Reise durch Israel

„Nun ist alles anders“, hatte Susanne Wetterich, Vorstandsmitglied der Deutsch-Israelischen Gesellschaft, als Moderatorin zu Beginn festgestellt. Das galt im doppelten Sinne. Denn nach einer Corona geschuldeten Unterbrechung 2020 konnte auch in diesem Jahr der Israeltag nicht wie sonst am Schlossplatz stattfinden und die persönlichen Begegnungen möglich machen. Doch die Einladung, stattdessen virtuell und per Livestream mitzufeiern, erwies sich als großer Gewinn dank eines gelungen komponierten und vielfältigen Programms mit Filmen, die nach Israel mitnahmen: In ein Start-up Unternehmen, das die technologische Leistungsfähigkeit unter Beweis stellte, oder in die Familienpflege-Einrichtung Beth Heuss, die von der Frauenorganisation Wizo in Deutschland unterstützt wird. Aus Israel zugeschaltet und zum Glück nicht von Alarmsirenen unterbrochen waren Natan Sharansky, der ehemalige Leiter der Jewish Agency, und Olga Deutsch vom NGO Monitor, die beide den wieder zunehmenden Antisemitismus in vielen Staaten beklagten. „Israel und die Juden werden gehasst“, stellte Sharansky schonungslos fest. „Aber wir sind optimistisch.“