Nur ein kleiner Teil der Stuttgarter Schulen heizt bereits mit erneuerbaren Energien. Dabei hat die Stadt das Ziel ausgegeben, bis 2035 klimaneutral zu sein. Die SPD hat daran erhebliche Zweifel.

Der Großteil der Stuttgarter Schulen heizt nach wie vor mit fossilen Brennstoffen. Das geht aus einer Kleinen Anfrage der Landtagsabgeordneten Katrin Steinhülb-Joos (SPD) aus Stuttgart zur Heizsituation in den Schulen der Stadt hervor. 165 Schulen verwaltet die Stadt. Davon heizen 63 Prozent mit Erdgas und 31 Prozent mit Fernwärme, so die Antwort des Kultusministeriums. In nur sechs Prozent der Schulen wird ein Mix aus erneuerbaren Energien und Erdgas eingesetzt. Erneuerbar bedeutet: vier Prozent Holzhackschnitzel und Pellets und zwei Prozent Strom.

 

„Der Anteil der erneuerbaren Energien an Stuttgarts Schulen ist eindeutig zu gering“, sagt Steinhülb-Joos, die schulpolitische Sprecherin ihrer Partei. „So können die Klimaziele für Stuttgart, bis 2035 klimaneutral zu sein, nicht erreicht werden.“ Der Gemeinderat hatte diesbezüglich im Sommer nachgeschärft: Statt des lange geltenden Ziels, Stuttgart bis 2050 klimaneutral zu machen, peilt der Klimapakt das schon für 2035 an.

Die Details zum Klimapakt müssen noch ausgearbeitet werden

Wie es erreicht wird, muss noch ausgearbeitet werden. Gerade beim Umbau der Schulen könnte das teuer werden. Vier Jahre dauerte es zum Beispiel, die Uhlandschule in Zuffenhausen zu sanieren. 20 Millionen Euro standen zum Schluss auf der Rechnung. Dafür ist das Gebäude nun ein Vorzeigeprojekt, eine Plusenergieschule, die ihre eigene Wärme und mehr Strom erzeugt, als sie verbraucht. Doch nicht überall geht es so voran.

Bei den Schulen schiebt die Stadt einen Sanierungsstau von 400 Millionen Euro vor sich her. Die Bildungseinrichtungen sollen alle auf den neuesten energetischen Stand gebracht werden. Wegen Personalmangels und jetzt auch fehlenden Materials dauert das jedoch. Auf Anfrage unserer Zeitung antwortet die Stadt, dass 50 Schulbauprojekte geplant oder realisiert werden. Bis zum Jahr 2030 seien im Haushalt 50 Millionen Euro für die klimaneutrale Sanierung von Schulen bewilligt worden.

Es fehlen noch etliche Photovoltaikanlagen

Ziel der Sanierungen sei, den Energieverbrauch der Gebäude so weit wie möglich zu reduzieren und den Restverbrauch mit erneuerbaren Energien zu decken. Dazu wolle die Stadt zum Beispiel auf Erdwärme durch Geothermiesonden setzen, wie sie bereits in der Uhlandschule im Einsatz sind. Auch Abwärme, Umgebungswärme, Solarthermie und die Nutzung von Biomasse sei geplant. Für den Strom wolle man an geeigneten Standorten Kleinwindanlagen errichten. Zudem sollen Photovoltaikanlagen auf Dächern und über Verkehrsflächen und an Fassaden gebaut werden.

Noch unter OB Fritz Kuhn (Grüne) hatte der Gemeinderat beschlossen, bis 2025 auf jedes Schuldach eine Photovoltaikanlage zu bauen. Derzeit besitzen 82 von den 156 geeigneten Schulen eine PV-Anlage. Bei 29 weiteren Schulen sind sie in Planung.

„Das Ziel, bis 2025 jede mögliche Schule mit PV zu bestücken, passt kaum zum bisherigen Handeln“, sagt die frühere Schulleiterin Steinhülb-Joos. „Stand heute ist nicht einmal die Hälfte der 165 Schulen in Stuttgart mit einer PV-Anlage ausgestattet.“

Stadt sieht sich im Plan bei den PV-Anlagen

Die Stadt sieht sich jedoch nach wie vor im Plan. Um das Ziel zu erreichen, müssen bis 2025 auf bis zu 50 weiteren Schulen PV-Anlagen gebaut werden. „In diesem Jahr wurden bislang 16 Anlagen realisiert. Die Zielerreichung ist mit Beibehaltung des aktuellen Zubaus realistisch.“

Wie in den Schulen wird auch in der Mehrheit der Lehrschwimmbäder weiterhin auf Erdgas gesetzt. Sieben von zehn Bädern, in denen Schwimmunterricht stattfindet, werden nach wie vor mit dem fossilen Brennstoff beheizt. Im Falle eines Gasmangels könnte das dazu führen, dass die betroffenen Bäder schließen müssen. Dann würden die Schulleitungen mit der Stadt abstimmen, ob der Unterricht verschoben oder nachgeholt werden kann, sagt Kultusministerin Theresa Schopper (Grüne). Für Steinhülb-Joos ist das nicht genug: „Sicher schwimmen zu können kann lebensnotwendig sein. Für den Fall, dass Schwimmbäder im Winter schließen müssen, vermisse ich einen Plan B der Landesregierung“, sagt die Sozialdemokratin.