Speerwurf-Star Johannes Vetter überragt auch beim ISTAF alle anderen und krönte eine Traumsaison wie im Märchen. Weitsprung-Queen Malaika Mihambo gelang dies nicht ganz.

Berlin - Nach einer traumhaften Woche ließ sich Johannes Vetter ausgepumpt auf den Hintern fallen, ehe er sich die Deutschland-Fahne umwarf und den Applaus der Menge genoss. Die Ehrenrunde vor 3500 Fans im Berliner Olympiastadion entschädigte den Wunder-Werfer für die Plackerei der letzten Zeit: Beim ISTAF schleuderte er den Speer zur dritten Weltklasse-Leistung in sieben Tagen - und doch muss der Weltrekord noch warten.

 

„Wahnsinn! Ich glaube, nach dem Wurf letzte Woche habe ich mir die Sieger-Runde hier nochmal verdient“, sagte Vetter nach seinen 87,26 m in Berlin, die ihm völlig ungefährdet seinen vierten Sieg bei dem so prestigeträchtigen Meeting bescherten. Es ist der Schlusspunkt eines rauschhaften Ritts. Am Sonntag vor einer Woche war dem Offenburger im polnischen Chorzow mit 97,76 m die zweitbeste Weite der Geschichte gelungen. Nur zwei Tage später warf er in Dessau 86,17 m.

Mihambo kann Leistung nicht wiederholen

Im Moment hat der 27-Jährige keine Konkurrenz. In der Hauptstadt verwies Vetter bei seinem vierten ISTAF-Erfolg Andrian Mardare aus Moldau (82,61 m) und den Polen Marcin Krukowski (82,31 m) auf die Plätze. Den Weltrekord des Tschechen Jan Zelezny vom 25. Mai 1996 (98,48 m) verpasste der Weltmeister von 2017 jedoch. Nach einer Auszeit von vier bis sechs Wochen widmet sich Vetter nun der Vorbereitung auf die kommende Saison, die ihren Höhepunkt in den Olympischen Sommerspiele in Tokio (23. Juli bis 8. August 2021) finden soll.

Weitsprung-Weltmeisterin Malaika Mihambo konnte derweil ihre überragende Leistung vom vergangenen Dienstag aus Dessau, als sie mit 7,03 m eine neue Weltjahresbestleistung aufgelegt hatte, nicht bestätigen. Sie kam in Berlin mit 6,77 m auf Rang zwei und musste der WM-Zweiten Maryna Bech-Romantschuk aus der Ukraine (6,87 m) den Vortritt lassen. 

Für Mihambo geht eine Saison zuende, die sie sich ganz anders vorgestellt hatte. Eigentlich wollte sie beim neunmaligen Olympiasieger Carl Lewis in den USA trainieren und dann selbst Gold bei den Sommerspielen in Tokio anpeilen. Nach der coronabedingten Verschiebung der Spiele auf 2021 verkürzte Mihambo ihren Anlauf von 20 auf 16 Schritte und bestimmte zuletzt dennoch die Konkurrenz.

Deutsche meist Nebendarsteller

Etwas glücklicher wird dagegen Max Heß abreisen. Der frühere Dreisprung-Europameister meldete sich nach Verletzungspause zurück und musste sich nur dem Weltmeister und Olympiasieger Christian Taylor (USA) geschlagen geben. Mit 17,17 m wurde Heß Zweiter hinter dem Amerikaner, der mit der Weltjahresbestleistung von 17,57 m siegte. „Der Christian ist natürlich ein unglaubliches Biest“, sagte Heß. Er sei selbst „einfach froh, wieder zu springen“. Der 24-Jährige hatte 2019 unter anderem die WM in Doha wegen anhaltender Rückenschmerzen verpasst.

In den übrigen Disziplinen blieben die Deutschen meist Nebendarsteller. Vor allem die Stabhochspringer erwischten keinen guten Tag. Während der WM-Vierte Bo Kanda Lita Baehre bei übersprungenen 5,57 m angeschlagen zurückzog und Fünfter wurde, schied Raphael Holzdeppe mit nur 5,42 m als Zehnter aus. Oleg Zernikel belegte mit ebenfalls 5,57 m Rang sieben. Den Sieg holte sich der schwedische Weltrekordhalter und Europameister Armand Duplantis mit 5,91 m. Zum Ende sorgte Sprint-Shootingstar Deniz Almas (Wolfsburg) als Zweiter über 100 m (10,25 Sekunden) noch einmal für Jubel auf den Rängen.