Im April stellt Microsoft den Support für Windows XP endgültig ein. Wer bis dahin nicht aufrüstet, setzt seinen Computer erheblichen Sicherheitsrisiken aus. Für Behörden, Banken und Betriebe in Stuttgart könnte das zu einem Problem werden.

Stuttgart - Das Computer-Betriebssystem Windows XP ist am 25. Oktober 2001 auf den Markt gekommen – vor fast 13 Jahren also. Am 8. April 2014 schickt Microsoft das beliebte Programm nun endgültig in Rente. Von diesem Zeitpunkt an wird es keine Updates mehr für das Uralt-Windows geben, auch keine sicherheitsrelevanten. Für Behörden, Banken und Betriebe könnte das zu einem Problem werden, denn während das Betriebssystem für Microsoft das „end of life“ (Lebensende) erreicht hat, ist Windows XP gleichwohl noch immer auf rund 30 Prozent aller Computer installiert.

 

Derzeit arbeiten zum Beispiel sämtliche der 151 Geldautomaten, 94 Kontoauszugsdrucker und 28 Serviceterminals der Volksbank Stuttgart unter Windows XP – wie 95 Prozent aller rund drei Millionen Bankautomaten weltweit. Für Bankkunden besteht jedoch kein Grund zur Beunruhigung: „Die Geldautomaten werden in einem geschlossenen, sicheren Netzwerk betrieben, das keine Angriffe von außen ermöglicht. Alle Sicherheitsvorgaben der Deutschen Kreditwirtschaft sind zu jeder Zeit erfüllt“, sagt Matthias Layher, Pressesprecher der Volksbank Stuttgart. Zudem nehme man eine von den Geräteherstellern und Microsoft angebotene Supportverlängerung von Windows XP bis 2017 in Anspruch, so dass die Umstellung auf Windows 7 ohne Zeitdruck auf die Jahre 2015, 2016 und 2017 verteilt werden könne. Die wirklichen Gefahren blieben das illegale Ausspähen von Bankkartendaten (Skimming), sowie das Cash-Trapping, bei dem eine unsichtbare Klebefolie am Automat die Geldausgabe verhindere, sagt Layher. Für diese Diebstahlvarianten sei das verwendete Betriebssystem unerheblich.

Betriebe sollten rechtzeitig umsteigen

Anders sieht es in den vielen Verwaltungen und Betrieben aus, deren Rechner im Regelfall direkt mit dem Internet verbunden sind. Obwohl Microsoft noch bis zum 14. Juli 2015 einen Virenschutz für Windows XP anbieten will, wird das Betriebssystem ohne regelmäßige Aktualisierungen nicht nur unzuverlässiger, sondern auch anfälliger für so genannte Schadprogramme. Laut einem aktuellen Sicherheitsbericht werden Windows XP-Nutzer bereits jetzt mehr als 56-mal häufiger Opfer von schädlicher Software, als solche, die das neue Windows 8 verwenden.

Gerd Kistenfeger von der Handwerkskammer Region Stuttgart geht davon aus, dass die meisten Betriebe spätestens seit der NSA-Affäre für das Thema IT-Sicherheit sensibilisiert sind: „Gerade im Handwerk führt auch die Umschichtung der Generationen dazu, dass immer mehr Betriebe von jüngeren Inhabern geführt werden, die eine hohe Affinität zu Computern haben.“ Dennoch plant einer Umfrage zufolge mehr als ein Drittel aller Firmen, das veraltete Windows XP auch nach dem 8. April weiterhin einzusetzen – und das obwohl „seit Monaten auf die Gefahren in Rundschreiben und der Presse aufmerksam gemacht wird“, wie Kistenfeger betont.

Behörden gehen mit gutem Beispiel voran

Bei den Behörden der Stadtverwaltung nimmt man das Sicherheitsrisiko dagegen ernst: „Mit der Umstellung wurde schon vor längerer Zeit begonnen. Derzeit sind gut dreiviertel der Rechner erfolgreich und ohne größere Probleme umgestellt. Täglich kommen neue dazu“, sagt Jan Minges, ein Sprecher der Stadt. Die Verantwortlichen im Rathaus gehen davon aus, dass bis zum Stichtag im April auch die verbleibenden Windows XP-Rechner aktualisiert oder ausgetauscht sind. Im Landtag von Baden-Württemberg laufen dagegen schon jetzt alle PCs unter Windows 7. Selbstverständlich ist das keineswegs: Im Bundestag in Berlin werden noch rund 75 Prozent der Rechner mit Windows XP betrieben.