Der schwedische Pianist Jacob Karlzon war mit seinem Trio zu Gast im Jazzclub Bix.

Stuttgart - So ein Kompliment geht runter wie Öl: „Das ist der schönste Club, in dem ich je gespielt habe“, sagt der schwedische Pianist Jacob Karlzon am Freitagabend in Stuttgart im Bix – geradezu „perfekt“ sei dieser Jazzclub. „Das erhöht den Druck auf uns und wir können niemandem sonst die Schuld geben“, schiebt er die Pointe nach, und man ahnt: Diesen Witz hat Karlzon nicht zum ersten Mal erzählt. Dann geht es los auf eine Reise über die raue nordische See, aus dem Piano plätschern sanft die Klangtropfen, Morten Ramsbøl am Kontrabass mit dem Bogen und Rasmus Kihlberg am Schlagzeug mit den Besen steuern quietschend und raschelnd Wind- und Wetter-Kulisse bei.

 

„Open Waters“ heißt Karlzons aktuelles Trio-Album, er lässt seine Finger treiben mit der Brise und bewegt sich harmonisch mal im offenen Raum, mal in bluesigen Stimmungslagen, während er das Publikum mit sich fortträgt in einem Fluss aus elegischen Tonfolgen. Zwischendurch greift er mit links in die Tasten eines Keyboards und zieht mit Synthesizer-Sounds eine Mittelstimme ein, die wirkt wie ein vollwertiges viertes Instrument. Bei „Motion Picture“ wechselt Karlzon vorübergehend ganz ans E-Piano und geht in ein Tänzchen mit Kihlberg, während Ramsbøl ein cooles Riff intoniert.

Ein Monster-Groove saugt alle ein

Zu Beginn leistet es sich das Trio zwischendurch, auch mal ein wenig vor sich hinzudümpeln auf dem Ozean der Klänge. Spätestens bei einem Song namens „Slave to Grace“ aber legt es sich in den Sturmwind und nimmt mächtig Fahrt auf. „Das ist ein Song über Eitelkeit, wie schwer sie zu kontrollieren ist und was wir alles tun, um Likes zu bekommen“, hat Karlzon einleitend gesagt und schon saugt ein Monster-Groove alle ein. Ramsbøl lässt nun den funky E-Bass knurren und der ausdrucksstarke Mann am Flügel erzählt in einem ausufernden Improvisationsteil eine weitere Geschichte über das Leben. Blühend und sprühend kommt „Panorama“ daher, in den Molltönen der skandinavischen Schwermut „Ever Changing“.

Eigentümliche Atmosphären und Schwebezustände vermag dieses Trio herzustellen, und nach dem stillen „Note to Self“ lobt Karlzon das Publikum dafür, dass es ganz leise gelauscht hat. Mit „A Lifetime ago“ vom vorigen Album „Now“ beschließen die drei den Abend, und wenn es etwas gibt, das Karlzon besonders gut beherrscht, dann ist es romantisches Schwelgen im dichten Zusammenspiel: So klingt sie, die Sehnsucht.