Seit 1996 betreibt Bernd Herczog das Jägerstüble in Winnenden. Die urige Eckkneipe ist auch das früher Stammlokal der Punkrocker von Normahl gewesen.

Winnenden - Das Jägerstüble in Winnenden gehört zu einer aussterbenden Gattung der Gastronomie, der urigen Eckkneipe, in der sich die Nachbarschaft trifft. Seit 25 Jahren betreibt Bernd Herczog das Lokal mit seiner Frau Navee, einer gebürtigen Thailänderin. Die Schenke in dem mehr als 100 Jahre alten Haus mit Klinkerfassade in der Alfred-Kärcher-Straße 21 lebt von ihren Stammgästen, von denen das Jäger viele hat. „Wenn man so viele Jahre auf einem Lokal ist und keine Stammgäste hat, hat man definitiv was falsch gemacht“, sagt der gelernte Koch.

 

Tischkicker, Dartscheibe, Spielautomaten

Drinnen wie draußen hat sich wenig verändert in dem Vierteljahrhundert, seitdem Bernd Herczog das Jägerstüble übernommen hat. Das dunkle, hölzerne Mobiliar ist großteils noch dasselbe. „Ich habe nur ein paar Tische und die Theke erneuert, aber die sieht genauso aus wie die alte, das Flair wie früher ist geblieben.“ Auch viele Gäste gehören fast schon zum Inventar. Jede und jeder, der eintritt, wird mit Namen begrüßt und sieht sofort, wer alles da ist. Die Kneipe ist überschaubar. Links geht es in den Raucherraum. Ein großes Blechschild mit dem Schriftzug des Lokals hängt an der Wand. Einen Tischkicker, eine elektronische Dartscheibe und einen Spielautomaten gibt es hier neben Stehtischen mit Aschenbechern noch. Im Gastraum geht es derweil nicht nur an der kleinen Theke häufig eng zu. „Ich habe rund 50 Plätze drinnen und im Sommer noch gut 20 Sitzplätze draußen“, erzählt Herczog.

Viele Fans des VfB Stuttgart

Unter der Stammkundschaft der Eckkneipe stellen die Anhänger des Fußball-Bundesligisten VfB Stuttgart eine große Gruppe. Selbst wenn sie nicht vor dem großen Fernseher sitzen, um mit ihrem Verein mitzufiebern und – je nachdem, ob Sieg oder Niederlage – anschließend miteinander zu feiern oder zu trauern, sind die Fans in der Kneipe präsent. An Wänden, Fenstern und sogar an der Decke hängen Fahnen, Wimpel und Fanschals. „Wir sind auch offizieller Bierpartner des VfB“, sagt Bernd Herczog stolz.

Neben den weiß-roten Anhängern verkehrt ein buntes Völkchen im Jäger, viele davon täglich. „Zu uns kommen Leute von 20 bis über 80 Jahren und viele Handwerker, die den täglich wechselnden Mittagstisch schätzen“, erzählt Bernd Herczog. Eine Weile war das Jäger die Stammbeiz der Punkband Normahl aus Leutenbach. „Der Lars Besa kommt noch heute manchmal vorbei, aber ganz selten.“ Einige, die früher regelmäßig kamen, leben nicht mehr. Für die verstorbenen Stammgäste hat der Wirt eine Erinnerungswand mit Fotografien eingerichtet.

Der Pächter hat eine bewegte Vergangenheit

Nicht nur das Jäger, auch sein Pächter hat eine bewegte Vergangenheit. Bevor Bernd Herczog 1996 die Kneipe in Winnenden übernahm, hatte er ein Lokal im thailändischen Badeort Pattaya. „Der frühere Pächter des Jägerstübles war öfter bei mir im German Garden und hat auch immer wieder Gäste aus seiner Kneipe vorbeigeschickt.“ So bekam er mit, dass der Vorgänger aus Altersgründen das Jäger aufgeben will. Für Bernd Herczog war das ein Wink, in seine Heimatstadt zurückzukehren. Sein Sohn war damals zwei Jahre alt, sollte Schule und Ausbildung in Deutschland machen. Und seine Eltern leben in Leutenbach. Die Rückkehr habe er nicht bereut, sagt Bernd Herczog. „Sonst wäre ich schon längst nicht mehr hier.“

In einigen Jahren allerdings, wenn er in Rente geht, wird der 55-Jährige mit seiner Frau Navee nach Thailand zurückkehren. Bis dahin schwenkt er in der Eckkneipe den Kochlöffel, hält ein Schwätzchen mit den Gästen, spielt auch mal eine Partie Chicago oder Darts mit ihnen. „Nicht nur die Stammkundschaft mag das“, sagt Bernd Herczog.

Öffnungszeiten und Speisekarte

Service
Das Jägerstüble in der Albert-Kärcher-Straße 21 in Winnenden hat montags bis freitags von 10 bis 24 Uhr geöffnet und an Samstagen von 10 bis 3 Uhr. Sonntags ist Ruhetag. Die Karte im Jäger ist klein und gutbürgerlich – Gulaschsuppe, Maultaschen, Schnitzel und Cordon bleu – dazu gibt es werktags einen täglich wechselnden Mittagstisch. Da das Jägerstüble offiziell als Raucherkneipe gilt, haben Kinder und Jugendliche keinen Zutritt.