Der US-Schauspieler Jake Gyllenhaal hat für die Rolle des Boxers Billy Hope in seinem neuen Film „Southpaw“ fünf Monate lang trainiert und das zwei Mal am Tag. „Und glauben Sie mir, ich bin richtig verprügelt worden“, sagt der 34-Jährige im StZ-Interview.

Stuttgart - Als Sohn einer Schauspielerfamilie gehört Jake Gyllenhaal zum Hollywood-Adel. Sein Durchbruch gelang ihm mit dem finsteren Independentdrama „Donnie Darko“. Spätestens seit seiner Oscar-Nominierung für seine Rolle als schwuler Cowboy in „Brokeback Mountain“ gehört er zur ersten Wahl der Darsteller seiner Generation. Im Interview in Los Angeles spricht der 34-Jährige über seinen neuen Film „Southpaw“ und erklärt, warum Wut sehr motivierend sein kann.
Mister Gyllenhaal, Sie sind in „Southpaw“ als Boxchampion zu sehen. Wie viele Treffer mussten Sie während des Drehs einstecken?
Ich habe ja alles selbst gespielt und dabei einige Treffer kassiert. Das passiert einfach und gehört auch dazu. Mir ist es ehrlich gesagt irgendwann gar nicht mehr aufgefallen, weil ich völlig in diese Welt des Boxens abgetaucht bin. Ich habe hart trainiert, mir Kämpfe angesehen. Ich wollte glaubwürdig sein, dazu gehören auch die Treffer. Wenn du bei so einem Film auf Nummer sicher gehen willst, stimmt am Ende das Resultat nicht.
Wonach suchen Sie mit Ihrer Arbeit?
Ich suche nach der Wahrheit.
Was ist unangenehmer: Körpertreffer oder ein Punch ins Gesicht?
Es ist nicht gerade toll, ins Gesicht geschlagen zu werden. Aber die Körpertreffer sind wesentlich schlimmer. Und glauben Sie mir, ich bin richtig verprügelt worden.
Wie viel Arbeit mussten Sie für die Rolle in „Southpaw“ investieren?
Ich habe fünf Monate lang zweimal am Tag trainiert. Was mich angetrieben hat, war die Angst, auf der Leinwand wie ein Idiot auszusehen. Es war von Anfang an klar, dass wir die Szenen im Ring wie einen echten Kampf filmen werden, ohne Tricks. Das heißt, es gibt keine Doubles und man sieht auch meine Fußarbeit. Ich dachte, wenn ich zweimal täglich trainiere, schaffe ich in dieser Zeit das Pensum von zehn Monaten. Es ging nicht darum, sich nur die Muskeln anzutrainieren. Ein großer Teil bestand darin, die Technik zu lernen. Ich habe stundenlang ein und denselben Schlag wiederholt.
Wie lange hat es gedauert, bis Sie einen glaubwürdigen Jab schlagen konnten?
Einen Monat. Aber in erster Linie geht es darum zu lernen, den Schlägen auszuweichen. Wir haben bei Null angefangen. Die Trainer haben mich gebrochen und wieder neu zusammen gesetzt.
Wann kam der Moment, in dem Sie alles hinwerfen wollten?
Ich wollte nie aufgeben, keinen Moment lang. Mich hat diese Dynamik völlig vereinnahmt. Im Sport geht es letztlich darum, eine Idee zu realisieren. Oft ist es nur eine Idee, die du umsetzen willst, um den Gegner zu schlagen. Dafür schaffst du eine Basis und baust dann immer weiter darauf auf. Ich fand das faszinierend. Es ist frustrierend, die Basis zu bauen. Aber als ich das erst einmal hinter mir hatte, hatte ich jeden Tag ein Erfolgserlebnis. Das hat mich motiviert. Ich wurde immer besser.
Wie hat man Sie als Hollywoodstar in der Welt des Boxens aufgenommen?
Sehr herzlich. Es gab sogar Boxer, die gekommen sind, um mich in meiner Broadwayshow zu sehen. Das hat mich gerührt, denn das hätten sie nicht tun müssen.
Eigentlich aber geht es in dem Film nur an der Oberfläche ums Boxen.
Das haben Sie gut erkannt. Es geht um das Boxen als Metapher. Das Leben stellt dich vor verschiedene Herausforderungen und du musst deine Technik und Strategie finden, um dich durchzukämpfen. Eigentlich geht es darum, was es bedeutet, Vater zu sein: Wie willst Du ein Kind erziehen, wenn du dich selbst von infantilen Gefühlen steuern lässt und sie nicht in den Griff bekommst? Mein Regisseur Antoine Fuqua hat mir gesagt, er macht diesen Film nur zum Teil wegen seiner Liebe zum Boxsport. Er wollte einen Film für Männer machen, die sehr jung Väter geworden sind oder werden.
Und was sollen die aus diesem Film lernen?
Das Vaterschaft eine der ehrenwertesten Aufgaben ist, die in unserem Leben existieren. Das war ihm sehr wichtig.