Jan Böhmermann trägt gern enge Anzüge. Damit straft der Satiriker alle Lügen, die behaupten, Anzugträger seien Spießer.

Bauen/Wohnen: Tomo Pavlovic (pav)

Stuttgart - Das Gegenteil von Karneval? Satire. Um einen sarkastischen bis leicht ätzenden Beitrag klug über die Bühne zu bringen, bedarf es keiner Kostümierung, keiner ausgestellten Fröhlichkeit. Im Gegenteil. Je nüchterner der Auftritt, desto größer der Effekt. Wer einen Witz erzählt, sollte sich das Lachen ja auch verkneifen. Sonst wird er selber zum Witz.

 

Elegant und morbid

Dass der Satiriker Jan Böhmermanndiese Regeln wie kein Zweiter im deutschen Fernsehen beherrscht und damit auch noch Erfolg hat, ist erstaunlich. Das Format der Late-Night-Show mit anzugtragenden Moderatoren ist hierzulande eigentlich ausgestorben. Harald Schmidt hat diese Form des komödiantischen Nachrichtenmagazins perfekt beherrscht. Doch heute ist Schmidt vor allem Selbstdarsteller. Böhmermann aber zieht sein Ding durch, hat nun wieder verdientermaßen den Grimme-Preis erhalten. Stets bleibt der 38-Jährige seinem eleganten bis morbiden Stil treu: einreihiger, humorfreier Anzug, tailliert und gut sitzend, dazu die totgesagte Krawatte über einem weißen Hemd mit schlichtem Kent-Kragen. Und fertig ist der letzte deutsche TV-Satiriker, der seine seltene Kunst in naher Zukunft selbst zu Grabe tragen wird.

Ganz stilecht in Anthrazit.