Das gab es schon lange nicht mehr: Im Januar lag an 16 Tagen Schnee in Stuttgart. Und es war auch mal wieder richtig eisig.

Stuttgart - So war das natürlich nicht geplant. Da kommt das neue Jahr, man schaut zum Fenster raus und reibt sich erstaunt die Augen – Schnee, wo kommt der denn her?

 

Vor einem Jahr gab es in der Stadt zumindest nach meteorologischen Standards in den drei Wintermonaten gar keinen und jetzt mussten aufgescheuchte Väter kurz nach Silvester im Keller nach dem uralten Davos-Rodel oder der Plastikwanne mit Lenker suchen, die man gefühlt seit Jahrzehnten nicht mehr gebraucht oder schon lange bei Ebay verhökert hat. So manche fanden dann auch noch gut 2,50 Meter lange Loipenski mit gewaltig aufgebogenen Spitzen, dazu Schuhe, die aber beim Versuch, sie zu schnüren, zu Staub zerfielen. Allerdings nicht alle, wie auf Solitudes Höhen zu sehen war.

Es gab also tatsächlich so etwas wie Winter in Stuttgart. Und da keiner in den Skiurlaub konnte, gab es auch Wintersport im Städtle. Verbrieft ist eine Snowboardabfahrt von der Rohrer Höhe durch den Wald ins Rosental. „An 16 Tagen gab es in Stuttgart eine Schneedecke, der meiste Schnee wurde mit sechs Zentimetern am 18. Januar gemessen“, sagt Andreas Pfaffenzeller, Meteorologe beim Deutschen Wetterdienst (DWD) in Stuttgart.

Minus sieben Grad am 11. Januar am Schnarrenberg

Diese nackte Zahlen muss man erklären: Der DWD misst die Schneehöhe an der Station Schnarrenberg auf 314 Meter Meereshöhe. Da liegt in der Regel weniger von der weißen Pracht als 150 Meter höher in Degerloch oder Rohr und mehr als unten am Neckar. Das gilt besonders, wenn die Temperaturen um die null Grad herum flanieren, wie es zumindest tagsüber im Januar oft der Fall war. Da machen dann die 342 Meter Höhenunterschied zwischen Stuttgarts tiefstem Punkt (Neckarschleuse in Hofen, 207 Meter) und der 549 Meter hohen Vaihinger Bernhartshöhe einen echten Unterschied.

Aber es war auf jeden Fall mal wieder Winter und gelegentlich sogar richtig eisig. Am 11. Januar wurden am Schnarrenberg knapp minus sieben Grad gemessen. Das reicht, damit der Monat im Vergleich zum neuen langjährigen Mittel mit 0,4 Grad zu kalt in die Statistik eingeht. Aber daran kann man auch gut sehen, wie sich das Klima in den vergangenen 60 Jahren entwickelt hat.

Der Januar war zu nass

Nimmt man nämlich das bisherige langjährige Mittel (1961 bis 1990) von 0,5 Grad, waren die 1,7 Grad Durchschnittstemperatur nicht zu kalt, sondern 1,2 Grad zu warm. Kurzum – die Erwärmung ist trotz des winterlichen Intermezzos nicht wegzudiskutieren. Im Vergleich zum Vorjahr war es aber fast schon arktisch, da ging der Januar mit 3,5 Grad im Schnitt aus dem Rennen.

Am 17. Januar war an der Rohrer Höhe auch snowboarden möglich

Unstrittig ist, dass es auf jeden Fall deutlich zu nass war, was aber nach den viel zu trockenen Monaten davor für die Böden eher als Segen zu sehen ist. Knapp 60 Liter Regen wurden am Schnarrenberg gemessen, das sind rund 160 Prozent gegenüber der Norm, egal welche Referenzperiode man wählt. Und es sind gut 40 Liter mehr als vor einem Jahr. Rar hat sich dagegen das Licht gemacht. „Die Sonne schien knapp 40 Stunden, das bedeutet Platz 9 der sonnenärmsten Januare seit Beginn der Aufzeichnungen 1951“, erklärt Andreas Pfaffenzeller.

Und auch der Februar startet nass und lichtarm. Ob der Winter noch mal kommt, ist noch offen, aber durchaus möglich, auch wenn es im Moment wirklich nicht danach aussieht. Der Januar ist Schnee von gestern und neuer Schnee zumindest bis Ende der Woche nicht in Sicht.