Der erste Monat des Jahres war extrem mild, nass und auch ziemlich dunkel. Ganz im Gegensatz zum Jahr vorher.

Stuttgart - Wir leben in einer Zeit der Extreme, normal ist irgendwie nicht mehr angesagt. Öffentliche Bauprojekte dauern extrem lange, Yoghurts sind extrem fettarm, manche Profisportler neigen zu extremer Verunstaltung ihrer Hautoberfläche und extremes Benehmen kann durchaus direkt in ein Präsidentenamt führen. Da will natürlich das Wetter in der Stadt auch mitspielen, womit wir beim Januar wären. Das ist eigentlich ein Wintermonat und vor einem Jahr war er das auch. Und wie. Damals fuhren Eisbrecher auf dem Neckar und die Menschen trotz Verbots mit Schlittschuhen auf den zugefrorenen Wildparkseen. Und was war das? Natürlich extrem, der kälteste Januar seit 30 Jahren, mit einer Durchschnittstemperatur von minus zwei Grad eisig kalt.

 

Nur 2007 war der Januar noch milder

Damit zurück in die Gegenwart: Minus zwei Grad gab es im Januar 2018 überhaupt nicht und schon gar nicht im Durchschnitt. Am 15. Januar wurden an der Wetterstation Schnarrenberg minus 1,8 Grad gemessen, der tiefste Wert im ganzen Monat. Insgesamt lag die Durchschnittstemperatur aber bei milden 5,7 Grad, was exakt fünf Grad mehr sind, als ein durschnittlicher Januar zu bieten hat und sogar satte 7,7 Grad mehr als der Januar 2017. So einen gewaltigen Unterschied darf man durchaus als extrem bezeichnen, zumal der Januar 2018 der zweitwärmste seit Beginn der Aufzeichnungen 1951 war. Nur 2007 war es mit 5,9 Grad noch einen Tick milder.

Und woran lag es nun, dass es nicht einmal einen Hauch von Winter gab? Für Andreas Pfaffenzeller, Meteorologe beim Deutschen Wetterdienst in Stuttgart, spielen da einige Faktoren mit. Natürlich auch der Klimawandel, der sich daran festmachen lässt, dass die Temperaturabweichungen nach oben ständig zunehmen. Aber auch ganz normales Wetter: „Wir hatten fast den gesamten Monat eine Westwetterlage mit milder Atlantikluft“, erklärt Pfaffenzeller. Dies habe man schon in der Vergangenheit immer wieder beobachten können, die große Milde steht aber wohl auch in einem Wechselspiel mit der großen Kälte diesen Winter im Osten der USA und in Kanada. „Das kann durchaus zusammenhängen“, sagt der Meteorologe. Zudem sei der Januar relativ windig gewesen, was zu einer Durchmischung mit milder Luft aus der Höhe geführt habe. Windig war es tatsächlich: Am 3. Januar fegte Sturm Burglind mit Spitzenböen von 96,5 Stundenkilometern über die Stadt, zwei Wochen später beim noch mächtigeren Orkantief Friederike lag Stuttgart am Rand und hatte bei Spitzenwind von 76,7 Stundenkilometer pro Stunde Glück.

Grund zur Freude hatten im Januar auch alle die, denen die Trockenheit der vergangenen Jahre Sorge

Schnee? Komplette Fehlanzeige

machte. 92,6 Liter Wasser pro Quadratmeter wurden an der Station Schnarrenberg gemessen. Das ist – genau – ziemlich extrem. Nur im Januar 2004 fiel in den vergangenen 67 Jahren ein bisschen mehr Regen, genau genommen anderthalb Liter mehr. Der langjährige Durchschnitt liegt bei 37,5 Litern. Im Kältejanuar 2017 waren es dagegen nur 18 Liter. Gut ist der viele Regen vor allem für das Grundwasser, da das Wasser langsam versickern kann und nicht gleich gierig von wachsenden Pflanzen aus dem Boden gezogen wird.

Zu einem schönen Wintermonat gehört natürlich auch Sonnenschein aus einem blauen Himmel, der eine Schneedecke so richtig funkeln lässt. Dazu musste man 2018 aber entweder ins Kino gehen, oder sich Fotos und Videos von vor einem Jahr ansehen. Im ganzen Monat gab es nur 41,5 Stunden Sonne, einen wirklich hellen Tag nur am 24. Januar, als fast sieben Stunden die Sonne schien. Ansonsten war es einfach nur grau und trüb, vor allem im Verhältnis zum Vorjahresmonat mir seinen 93 Sonnenstunden. Ach ja, der Schnee. Kurzum, es gab keinen im Januar. Zumindest blieb keiner liegen. Auch das ist ziemlich extrem.