Das Verhältnis der Japaner zu Sex ist ambivalent: Umfragen zeigen, dass kein Volk so wenig Sex hat wie die Menschen in Nippon, Pornos werden hingegen nahezu überall angeboten. Das soll sich ändern.

Politik/ Baden-Württemberg: Christian Gottschalk (cgo)

Tokio - Japan steht vor einer Zeitenwende, und das im wahrsten Sinne des Wortes. Derzeit schreibt man in Nippon das Jahr „Heisei 31“. Heisei ist die Devise des derzeitigen Kaisers Akihito und bedeutet so viel wie Frieden und Versöhnung. Die Zahl steht für die Amtsjahre des Kaisers. Am 1. Mai, wenn Akihito freiwillig den Thron für seinen Sohn Naruhito frei machen wird, beginnt eine neue Ära. Wie die heißen wird, darüber beraten gerade die klügsten Köpfe des Landes. Die Werbeindustrie bejubelt derweil Tagestouren zur letzten Kirschblüte der Heisei-Zeit und ähnliches.

 

Pornos verschwinden aus den Regalen

Kurz nach Beginn der neuen Ära wird ein für viele Japaner lieb gewordenes Ritual aus zahlreichen Regalen verschwinden, das Pornoheft. Die gab es bisher an nahezu jeder Ecke zu kaufen, in rund 34 000 Läden soll das künftig nicht mehr der Fall sein. Die beiden großen Einzelhandelsunternehmen Lawson und 7 Eleven haben angekündigt, entsprechende Ware aus den Regalen zu nehmen. In den kleinen voll klimatisierten Läden hingen die Hefte bisher neben normalen Zeitungen, bunten Erfrischungsgetränken und Süßigkeiten.

Die Kundschaft hatte keine Probleme damit, die bunten Bildchen in aller Öffentlichkeit zu betrachten. Das Verhältnis der Japaner zu Sex ist ambivalent: Umfragen zeigen, dass kein Volk so wenig Sex hat wie Japaner, und dass nur etwas mehr als ein Drittel der Unistudenten bereits Geschlechtsverkehr hatten. Auf der anderen Seite ist Japan so etwas wie Erfinder des „JK Business“. Die Abkürzung steht für „Joshi kosei“ und bedeutet Oberschülerin. Nicht nur in Tokio versuchen junge Mädchen im Schul- oder Dienstmädchenkostüm Kunden in Cafés zu locken oder gegen Geld mit ihnen Spazieren zu gehen. Eine Grauzone zwischen Prostitution und Kellnertätigkeit.

Touristenboom in Japan hält an

Doch die Japaner sind nicht mehr unter sich. Mit 31 Millionen Touristen hat das Land im vergangenen Jahr einen Besucherrekord erzielt. Die Polizei geht vermehrt gegen „JK“ vor, und noch vor der Rugby WM im Herbst und den Olympischen Sommerspielen 2020 sollen die Pornohefte verschwinden. Dann wird es auch nicht mehr zu Todesfällen kommen wie im vergangenen März, als ein Mann in seiner Wohnung entdeckt wurde – begraben unter einem Berg von Pornoheften.