Kaum einer jammert den Blues so charmant wie der US-amerikanische Sänger und Gitarrist Keb’ Mo’. Am Dienstagabend spielt der 64-Jährige im Rahmen der Jazz Open im Ludwigsburger Scala vor 800 begeisterten Fans.

Ludwigsburg - Dass kein Meer von Smartphones leuchtet, als Kevin Roosevelt Moore, alias Keb’ Mo’, gegen halb neun die Bühne betritt, ist seiner Zielgruppe geschuldet. Die Besucher des proppenvollen Scalas in Ludwigsburg genießen lieber den Moment, als ihn auf Facebook, Twitter oder Instagram zu teilen. Die wenigen, die doch nicht umhin können, das Konzert zu filmen oder Fotos zu machen, nimmt Keb’ Mo’ gelassen aufs Korn. Immer wieder hält er während eines Songs kurz inne, um sich gespielt für die Smartphone-Linse in Szene zu setzen. Den Besuchern gefällt der Gag und auch die letzten Hobby-Fotografen stecken nach dem charmanten Wink mit dem Zaunpfahl das Telefon wieder in die Tasche zurück.

 

Es sind die kleinen Gesten, die am Dienstagabend den Unterschied machen. Die leisen Töne, denen die Blues-Größe aus der Wahlheimat Nashville immer wieder viel Platz einräumt. Die reduzierte Instrumentierung, die trotzdem oder gerade dadurch so kraftvoll und aussagekräftig ist. Keb’ Mo macht vor seinen Liedern keine großen Ansagen. Macht zwischen den Liedern keine langen Pausen, um dem Publikum etwas zu erklären. Keb’ Mo’ macht Musik und seine Lieder erklären sich von selbst.

Wie glücklich der Blues doch macht

Er singt von Verlust, von Rückkehr und natürlich über die Liebe. Seine Geschichten transportiert der dreifache Grammy-Gewinner durch den Blues, den er seit über 20 Jahren gekonnt mit den unterschiedlichsten Genres kreuzt. Beeinflusst durch Americana, Jazz und sogar Pop präsentiert er den klassischen Blues auf moderne Weise und spricht damit generationsübergreifend Musikliebhaber an.

Auf der Bühne wird Keb’ Mo’, der gefühlt alle fünf Minuten zwischen Resonator-, akustischer und E-Gitarre wechselt, vom Keyboarder Michael B. Hicks, dem Bassist Stan Sargeant und dem Schlagzeuger Casey Wasner unterstützt. Die Musiker hört man auch auf Keb’ Mo’s aktuellem Livealbum „Live - That Hot Pink Blues Album“, das während seiner Auftritte im vergangenen Jahr in neun Städten aufgenommen wurde und 16 altbewährte Hits wie „More Than One Way Home“ präsentiert.

Nach rund eineinhalb Stunden verabschiedet sich Keb’ Mo’ um 22 Uhr von seinem Publikum, um es schließlich nach zwei Zugaben zufrieden in den Abend zu entlassen. Erstaunlich, wie glücklich der Blues doch macht.

Mehr zum Pop in der Region gibt es bei kopfhoerer.fm – alle Berichte zu den Jazz Open stehen hier.