Das Abkommen betrifft ein Drittel der globalen Wirtschaft und mehr als 600 Millionen Menschen. Durch den Vertrag werden für japanische Konsumenten unter anderem die Preise für europäische Weine und Schweinefleisch sinken. In Europa werden Tee und Fisch günstiger.

Tokio - Die Europäische Union und Japan haben am Dienstag einen umfassenden Handelspakt besiegelt. Mit diesem werden nahezu alle Zölle auf gemeinsame Handelswaren aufgehoben - ein Vorhaben, das also im Gegensatz zur Strafzollpolitik von US-Präsident Donald Trump steht und als Zeichen gegen Protektionismus gewertet werden kann. Die Unterzeichnung in Tokio war rein zeremoniell, die meisten Details wurden bereits im vergangenen Jahr beschlossen. Die Verhandlungen liefen seit 2013.

 

Das ambitionierte Abkommen betrifft ein Drittel der globalen Wirtschaft und mehr als 600 Millionen Menschen. „Die EU und Japan haben eine ungestörte Entschlossenheit gezeigt, die Welt als Fahnenträger für freien Handel zu führen“, sagte der japanische Ministerpräsident Shinzo Abe bei einer Pressekonferenz mit EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker und EU-Ratspräsident Donald Tusk. Tusk lobte das Abkommen als „das größte bilaterale Handelsabkommen aller Zeiten“. Die Partnerschaft werde in diversen anderen Bereichen gestärkt, darunter Verteidigung, Klimawandel und menschlicher Austausch und sende „eine klare Botschaft“ gegen Protektionismus.

Das Abkommen wird nicht sofort in Kraft treten

Die Unterzeichnung des Abkommens war verschoben worden, weil Abe eine Reise nach Brüssel wegen einer Katastrophe im Südwesten Japans nach extremem Regenfall verschoben hatte. Mehr als 200 Menschen starben bei Überflutungen und Erdrutschen.

Das Abkommen wird nicht sofort in Kraft treten und benötigt noch Zustimmung durch das Parlament. Durch das Abkommen werden für japanische Konsumenten unter anderem die Preise für europäische Weine und Schweinefleisch sinken. In Europa werden Maschinenkomponenten, Tee und Fisch günstiger. Das Abkommen schafft rund 99 Prozent der Zölle auf japanische Waren ab, die an die EU verkauft werden. Auch rund 94 Prozent der Zölle auf europäische Exporte nach Japan werden aufgehoben. Der Wert soll in Zukunft auf 99 Prozent steigen. Eine Ausnahme gibt es unter anderem bei Reis.

Japan arbeitet derzeit an anderen Handelsabkommen

Juncker sagte, europäische Bauern würden von dem Abkommen profitieren, auch wenn europäische Verbraucher leichter Kobe-Rindfleisch und berühmte Yubari-Melonen kaufen könnten. Die EU teilte mit, die Handelserleichterungen würden europäische Exporte von Chemikalien, Kleidung, Kosmetik und Bier nach Japan erhöhen. Die Japaner bekämen billigeren Käse, billigere Schokolade und Kekse. Der importierte Wein und Käse könnte den Verkäufen japanischer Weingüter und Molkereien schaden.

Japan arbeitet derzeit an anderen Handelsabkommen, unter anderem einem weitreichenden transpazifischen Abkommen. Dazu gehören Australien, Mexiko, Vietnam und andere Länder. Die US-Regierung von Präsident Donald Trump hat sich davon zurückgezogen.

Abe beschrieb das Abkommen mit der EU als hilfreich für seine als „Abenomics“ bekannte Politik, mit der die japanische Wirtschaft aus einer Stagnation gebracht werden soll. Das japanische Wachstum hängt noch sehr von Exporten ab.