Jens Baumgart, Tontechniker und Tourmanager der Band „Die Orsons“ und Jonas Lang, als DJ Jopez Teil der Orsons und Produzent von Cro, reden über die Rolle als Botschafter eines jungen Stuttgarts und verraten, wie man Horrorfilme synchronisiert.

Freizeit & Unterhaltung : Ingmar Volkmann (ivo)

Stuttgart - Jens Baumgart und Jonas Lang sind eng mit den Orsons verbandelt, der derzeit erfolgreichsten Band aus Stuttgart. Baumgart hält den Hühnerhaufen als Tourmanager zusammen, Lang ist als DJ Jopez Teil der Band und hat darüber hinaus einen Hit von Cros Platin-Album „Raop“ produziert. Baumgart und Lang reden über Musik, Horrorfilme, Immobiliensuche und einen in Salzburg verlorenen Rapper. In der Welt des Pops herrscht Duz-Zwang, also wird auch in diesem Interview geduzt, bis der Arzt kommt.

 
Jonas, wie wird man Platin-Produzent?
Jonas Ich hatte schon als Kind Geigen-Unterricht. Zur siebten Klasse bin ich dann vom Fanny-Leicht-Gymnasium aufs Mörike gewechselt. Zu meinen Glück gab es dort die Möglichkeit, Musik als Hauptfach zu bestreiten, so dass ich die eine oder andere Fünf in Mathe ausgleichen konnte . . .
Klingt nach einer soliden Ausbildung, die man von einem Hip-Hop-DJ und -Produzenten nicht gerade erwartet.
Jonas Na ja, ich habe meine mittlere Reife absolviert und dann aber Mitte der elften Klasse abgebrochen. Ich hatte schon früh diesen Traum, vom Auflegen und vom Produzieren leben zu können.
Und das haben dir deine Eltern durchgehen lassen?
Jonas Sie haben früh akzeptiert, dass ich mich von diesem Weg schwer abbringen lasse. Heute sind sie unheimlich stolz auf mich. Sie kommen beide regelmäßig zu den Auftritten der Orsons und auch bei mir im Studio vorbei. Die sehen, dass ich damit glücklich bin und meine Ziele, die ich bis 30 erreicht haben wollte, schon hinter mich gebracht habe.
Und das technische Knowhow für das Produzieren hast du dir das selber beigebracht?
Jonas Ich habe am SAE Institute Audio-Ingenieur studiert, das dann aber auch wieder abgebrochen, weil ich dort nicht das gelernt habe, was mich interessiert hat. Meiner Meinung nach muss ich nicht wissen, wie das Gerät gebaut ist, ich muss wissen, wie man es in der Praxis bedient.
Die Holzkonstruktionen im Studio von Jens Baumgart führen inhaltlich an seine Arbeit heran: Hier klingt es manchmal nach Kettensägenmassaker – bei Baumgart werden unter anderem Horrorfilme synchronisiert. Wenn es aus dem Hinterhof also mal gruselig tönt, bitte nicht gleich die Polizei verständigen. Beim Fotoshooting ist Baumgart gnädig: „Ich mache mal eine neutrale Szene ohne Fetzerei an.“
Jens, du bist einerseits Tourmanager der Orsons, andererseits synchronisierst du Spielfilme. Welche Schule bereitet einen auf dieses eigenwillige Tätigkeitsfeld vor?
Jens Ich habe Kfz-Mechaniker gelernt. Mein Vater wollte, dass ich meinen Meister mache. Das wäre aber nicht meins gewesen. Als ich meinen Eltern erklärte, dass ich Tontechnik studieren will, waren sie erst skeptisch. Ich habe in München studiert in der Hoffnung, anschließend einen Job in einem Tonstudio zu bekommen. Ich wurde aber überall mit Praktika hingehalten. Also beschloss ich irgendwann, mich selbstständig zu machen.
Hat das von Anfang an funktioniert?
Jens Überhaupt nicht. Anfangs musste ich nachts für UPS Pakete verladen, um mein Tonstudio finanzieren zu können.
Und das war dann wie in einem schlechten Film, so dass du dazu gekommen bist, Horrorfilme zu synchronisieren?
Jens Nein. Das hat sich über einen Job für die Bavaria so ergeben. Ein Kunde war mit seiner Synchronisationsfirma nicht mehr zufrieden, ich hatte mich gerade in das Thema Surround eingearbeitet und konnte das technisch umsetzen, was die Filmproduktionsfirma haben wollte. So bin ich immer mehr in die Filmgeschichte reingerutscht.
Vom Tonstudiobetreiber zum Tourmanager, diesen Weg musst du bitte auch erklären.
Jens Ich habe schon vor Jahren Tua von den Orsons kennengelernt. Mit ihm habe ich das erste Orsons-Album in meinem alten Studio in Gerlingen produziert. Als die Jungs dann einen Tourmanager gesucht haben, habe ich das eben auch gemacht, weil ich ein Händchen für das Organisieren habe. Etwas später wurde dann klar, dass die Orsons einen DJ brauchen, der sich mit der benötigten Technik auskennt. Da habe ich den Jungs Jonas ans Herz gelegt.