Joachim Cast ist die rechte Hand des VfB-Sportvorstands Robin Dutt, bleibt aber gerne im Hintergrund. Deshalb ist bisher auch noch nicht so viel über den Co-Manager und seine Tätigkeit bekannt.

Sport: Carlos Ubina (cu)

Belek - In den vergangenen Tagen hat ziemlicher Trubel im Mannschaftshotel des VfB Stuttgart geherrscht. Eine große türkische Fluglinie ließ busweise Mitarbeiter und Partner ins Titanic chauffieren, um sich groß zu präsentieren. Denn mit der Airline sind jetzt laut Werbebotschaft auch Gotham und Metropolis zu erreichen, die Heimatstädte von Batman und Superman. Von all der Aufregung haben die Spieler aber kaum etwas mitbekommen, weil sie abseits in ihren Appartementhäusern residieren, und ein Mann in den VfB-Reihen lässt sich von der Betriebsamkeit in Belek ohnehin nicht anstecken: Joachim Cast.

 

Unauffällig und ruhig, fast wie ein Schatten, bewegt er sich diese Tage durch den Fußballbasar an der türkischen Riviera. Viele Teams haben ihr Trainingslager im Wintergarten der deutschen Clubs aufgeschlagen, alleine sechs Bundesligisten. Das lockt auch viele Spielerberater an. Also hält Cast mal hier einen Plausch und führt mal dort ein Gespräch. Netzwerken. Ein bisschen was geht ja immer. „In erster Linie bin ich aber hier, um nah an der Mannschaft zu sein und ein Gespür für das neue Trainerteam zu bekommen“, sagt Cast.

Der Transfer-Einfädler

Atmosphärische Arbeit für denjenigen, der beim VfB den sperrigen Titel Manager Sportorganisation trägt und von dem die Öffentlichkeit so gar nicht weiß, was er eigentlich bei den Stuttgartern treibt. Wahrscheinlich wüsste die Öffentlichkeit nicht einmal, dass es Cast beim VfB gibt, wenn im vergangenen Mai der Sportchef Robin Dutt nicht diese fulminante Pressekonferenz nach dem gesicherten Klassenverbleib abgehalten und den 47-jährigen Schwaben erwähnt hätte.

Seit fast acht Monaten ist Cast jetzt für die Stuttgarter tätig und die englische Bezeichnung auf seiner Visitenkarte findet er für sein Betätigungsfeld viel treffender: Head of Football Operations. Cast erledigt alles, was mit Fußball zu tun hat. Er fädelt Transfers ein und hilft, sie abzuwickeln. Er kümmert sich um die Vertragsgestaltung und berücksichtigt Optionen, Ausstiegsklauseln und Laufzeiten. Er ist auch das Bindeglied des Managements zur Scoutingabteilung und soll zudem die Internationalisierung intensivieren.

Cast erledigt das alles natürlich nicht alleine. Er versteht sich als Teamplayer. Er ist sogar jemand, der seine Eitelkeiten gerne zurückstellt. „Die Arbeit im Hintergrund ist genau das Richtige für mich“, sagt Cast. Gestalten und verwalten – das will er. Doch dafür muss er nicht ins Rampenlicht. Das gehört zur Jobbeschreibung des Sportvorstands Dutt. Mit ihm arbeitet er eng und vertrauensvoll zusammen, mit ihm ergänzt er sich. Dutt ist für das große Ganze verantwortlich, Cast für die vielen Kleinigkeiten.

Der diplomierte Geograf

„Das Geschäft ist komplex geworden“, sagt Cast – und der VfB will es schaffen, sich zu einem modernen Fußballunternehmen zu entwickeln. Mit den entsprechenden Strukturen und Casts K-und-K-Prinzip: „Kommunikation und Koordination“. Beides treibt er intern voran, beides kennt er auch aus seiner vorherigen Tätigkeit. Der Familienvater, der in Eningen unter Achalm lebt, arbeitete freiberuflich für die Wasserman Media Group – eine der größten Sportmarketingagenturen weltweit mit Hauptsitz in Los Angeles.

Big Business ist das, und Cast war für den deutschen Markt zuständig. Seine Kontakte kommen dem diplomierten Geografen, der sich später an der Fachhochschule Erding in Sachen Sportmanagement weiterbildete, auch jetzt bei der Akquise von neuen Spielern zugute. Ebenso wie seine Erfahrungen aus der Zeit, als er selbst einen Verein lenkte. Bis 2009 war Cast fünf Jahre lang der Manager der Stuttgarter Kickers. Ein gewisser Robin Dutt ebnete ihm damals den Weg vom Spieler in die Geschäftsstelle. Dutt war Trainer der Blauen und Cast ein 36-jähriger Zweit- und Drittligaspieler am Ende seiner aktiven Laufbahn.

Die Verbindung ist nicht mehr abgebrochen, und als Dutt einen loyalen Mann an seiner Seite suchte, fiel die Wahl auf den alten Vertrauten. Mit Leuten wie Cast will der Sportchef den VfB neu aufstellen und ihm eine Mentalität vermitteln, die Dutt so umschreibt: „Die Frage bei Spielern und Mitarbeitern muss nicht lauten, was kann der VfB für mich tun, sondern was kann ich für den VfB tun?“ Bei Casts Eifer und Ehrgeiz stellt sich diese Frage jedoch gar nicht.