Der Unternehmensberater Rainer Kurz unterstützt Menschen, die Arbeit oder Aufträge verloren haben.

S-Ost - Es sind eigentlich zwei grundsätzlich unterschiedliche Ereignisse, trotzdem weisen sie erstaunliche Parallelen auf. 2015 hat noch niemand einen Gedanken an „Corona“ verschwendet. Damals wurde das Wort Krise vor allem mit dem Thema Flüchtlinge in Zusammenhang gebracht. Der im Stuttgarter Osten sesshafte Unternehmensberater Rainer Kurz hat aber schon 2015 wenig Zeit mit Jammern verbracht, sondern mit angepackt. „Damals wie heute gab es ein gesellschaftliches Problem, bei dem es wichtig ist, dass Leute helfen.“ Er sah vor fünf Jahren vor allem viele hochqualifizierte Menschen nach Deutschland kommen, die dringend Unterstützung brauchten, um für ihre Qualifikationen den richtigen Arbeitgeber zu finden. Also gründete Kurz die Plattform „Jobs für Flüchtlinge“: Ein großer Erfolg, für den er sogar mit einem Demografie Exzellenz Award in der Kategorie „innovativ und digital“ ausgezeichnet wurde. Sein Engagement erleichtert hat Kurz, dass er im Metier „Jobvermittlung“ Experte ist. Bereits 2004 gründete er den „Freelance-Market“ eine kommerzielle Plattform, die auf die Auftragsvermittlung von sogenannten „Freelancern“ spezialisiert ist. „Damals waren wir zur richtigen Zeit am richtigen Ort“, erinnert sich Kurz. Da viele Firmen sehr unsicher waren, direkt Festverträge anzubieten, konnten sie sich mit dem Konzept, die möglichen neuen Mitarbeiter zunächst als „Freelancer“ kennenzulernen, sehr schnell anfreunden.

 

Vor allem für Selbstständige und Kreative

Das Projekt für Flüchtlinge haben Kurz und seine Mitstreiter eigentlich vergangenes Jahr beendet – doch plötzlich ist es wieder brandaktuell. „Auch jetzt stehen wegen der Coronakrise auf einmal wieder ganz viele Leute ohne Job und Aufträge da“; sagt Kurz. Die offizielle Anlaufstelle, die Agentur für Arbeit, sei für viele Betroffene nicht der ideale Ansprechpartner. „Diese vermittelt ja vor allem Festanstellungen, in der augenblicklichen Situation sind aber vor allem Selbstständige und Kreative betroffen.“ Darum hat Kurz nicht gezögert, sondern sein Team von vor fünf Jahren wieder zusammengetrommelt. Statt „Jobs für Flüchtlinge“ heißt es jetzt „Corona-Jobfee“. Diese kann jetzt von allen kostenlos genutzt werden, die auf Grund der Coronakrise ihre Arbeit oder einen Großteil ihrer Aufträge verloren haben. „Denn gleichzeitig gibt es jede Menge Unternehmen, die trotz oder gerade wegen der Krise dringend neue Leute brauchen“, sagt Kurz.

Zwei Designermasken für jede Vermittlung

Diese beiden Gruppen soll die Plattform zusammenbringen. Mit engagiert bei dem Projekt sind verschiedene Einzelpersonen, die zum Beispiel im Marketing oder in der Gesundheitsbranche aktiv sind, aber auch Einrichtungen wie die Staatliche Modeschule Stuttgart, die für jede Jobvermittlung zwei Designer-Mundschutzmasken spendet. Bei allen Gemeinsamkeiten gibt es aber auch Unterschiede zur Situation vor fünf Jahren: „Damals war der Zeitdruck, die Menschen zu vermitteln, nicht so groß“, sagt Kurz. Mehrere Monate waren da kein Problem. Heute droht vielen Selbstständigen ohne Aufträge schon nach einigen Wochen die Insolvenz. Dafür hofft Kurz, dass das Projekt nicht zu lange laufen muss. „Desto früher die Krise überstanden ist und wir nicht mehr gebraucht werden, umso besser.“