Der Staatskonzern will in den nächsten fünf Jahren 100 000 neue Mitarbeiter einstellen – und buhlt daher ab Mitte August in 30 Städten auf ungewöhnliche Weise um Bewerber.

Korrespondenten: Thomas Wüpper (wüp)

Berlin - Die Deutsche Bahn AG will in den nächsten fünf Jahren 100 000 neue Mitarbeiter einstellen und geht dafür auch ungewöhnliche Wege. Mitte August startet mit der „Job-Tour“ eine bundesweite Kampagne zur Personalgewinnung. Das kündigte DB-Personalvorstand Martin Seiler in einem Gespräch mit unserer Zeitung an.

 

In 30 Städten wird die DB demnach mit drei sehr auffälligen Reisewohnwagen vor Ort sein, die als mobile Informationsstellen dienen. In den beiden kleineren Aluminiumkarossen einer bekannten US-Luxusmarke, genannt „Bambi“ und „Bubble“, können sofort Bewerbungsgespräche geführt werden. „Interessenten bekommen noch am selben Tag eine Antwort, ob sie zu uns passen“, verspricht Seiler.

Allein in diesem Jahr will der Konzern 22 000 neue Mitarbeiter einstellen

Die Job-Tour soll Deutschlands größtes Stellenangebot präsentieren mit über 500 verschiedenen Berufen vom Lokführer über die Servicekraft bis zum Ingenieur. Allein in diesem Jahr will der Konzern 22 000 neue Mitarbeiter einstellen, auch um die große Zahl von Beschäftigten auszugleichen, die in den Ruhestand gehen. 16 000 Zusagen sind der Bahn zufolge bis Ende Juni schon vergeben worden, unter anderem an 1400 künftige Lokführer, 1000 Fahrdienstleiter und 1800 Instandhalter. Bei allen drei Berufen gebe es dringenden Personalbedarf. Als größter Ausbilder der Republik wird der Staatskonzern zudem rund 4000 neue Azubis einstellen, heißt es. Die Job-Tour soll am 16. August in Frankfurt starten. „Wir kommen direkt zu den Menschen vor Ort und wollen sie vom Arbeitgeber DB überzeugen“, erklärt Seiler. Notwendig seien verstärkt „innovative Ideen, um an Bewerberinnen und Bewerber heranzukommen“. Der Arbeitsmarkt habe sich gedreht, Fachkräfte könnten sich ein Unternehmen aussuchen: „Da ist es sehr wichtig, dass wir durch solche Aktionen auf uns aufmerksam machen.“ Schon US-Präsident John F. Kennedy soll einen Wohnwagen, wie er bei der Bahn-Aktion eingesetzt wird, als mobiles Büro genutzt haben.

In München testete der Konzern bereits neue Anwerbemodelle

Bei Lokführern dauert es im Schnitt 193 Tage, bis eine Stelle besetzt ist. Für die ICE-, Regional-und Güterzugflotte werden allein in diesem Jahr mehr als 2000 neue Schienenkapitäne gebraucht. Da der Markt leer gefegt ist, setzt die DB AG auch auf kompakte Schnellausbildungen von Arbeitskräften, die umschulen möchten.

In München testete der Konzern bereits neue Anwerbemodelle. So wurde ein auffälliger Waggon am Bahnhof aufgestellt, wo Interessenten sich melden konnten. „In zwei Tagen kamen rund 200 Bewerber, am Ende gab es rund 70 Zusagen“, berichtet Seiler. Gerade in Ballungsräumen werde es immer schwieriger, Personal zu finden. In Bayerns teurer Metropole bietet der Konzern erstmals auch vergünstigte Wohnungen für Mitarbeiter an. Das Angebot soll ausgebaut werden.