Johnny Depp wird in Cannes gefeiert. Doch im Vorfeld gab es viel Kritik, dass ein Film mit dem Hollywoodstar das Festival eröffnet. Der Heard vs. Depp-Prozess ist noch lange nicht vergessen.

Freizeit und Unterhaltung: Theresa Schäfer (the)

Die Autogrammjäger scharten sich um ihn, ein Selfie mit dem Hollywoodstar war heiß begehrt: Johnny Depps Rückkehr nach Cannes hätte triumphaler nicht ausfallen können. Am Dienstagabend eröffnete sein neues Historiendrama „Jeanne du Barry“ die Filmfestspiele an der südfranzösischen Riviera.

 

Im Vorfeld hatte es Kritik an der Entscheidung gegeben, ausgerechnet Depp das Festival eröffnen zu lassen – vor allem aus seiner Heimat, den USA. Der Grund ist der Verleumdungsprozess, den der 59-jährige Schauspieler im vergangenen Jahr gegen seine Ex-Frau Amber Heard angestrengt und weitgehend gewonnen hatte. Heard hatte Depp vorgeworfen, sie in ihrer Ehe physisch, psychisch und sexuell misshandelt zu haben. Die Jury glaubte ihr in den meisten Punkten nicht und entschied, dass Heard ihrem Ex-Mann zehn Millionen Dollar Schadensersatz zahlen muss. Sie sollte von ihm zwei Millionen bekommen. Für Aussagen seines Ex-Anwalts, die Heards Ruf geschädigt hätten.

Einigung auf Vergleich

Im Dezember 2022 einigten sich die beiden schließlich auf einen Vergleich. Heard zahlte ihrem Ex-Mann eine Million US-Dollar. Dies sei kein Schuldeingeständnis, schrieb Heard: „Ich treffe diese Entscheidung, nachdem ich das Vertrauen in das amerikanische Rechtssystem verloren habe, in dem meine ungeschützte Aussage als Unterhaltung und als Futter für die sozialen Medien diente.“

Ein klassischer Fall von „He Said, She Said“ – und kaum jemand in den USA hatte keine Meinung dazu. Depps Anhänger waren lauter, doch Amber Heards Unterstützer beweisen einen langen Atem. Vor der Eröffnung von Cannes kritisierten sie, dass Depp dort der rote Teppich ausgerollt wird. Eve Barlow, eine besonders leidenschaftliche Advokatin für Heard (und angeblich kurzzeitig die Partnerin der Schauspielerin), schrieb auf Instagram: „Cannes scheint stolz darauf zu sein, Vergewaltiger und Missbrauchstäter zu unterstützen.“

Festivalleiter Thierry Frémaux sagte zu der Kritik: „Wenn es eine Person auf dieser Welt gibt, die kein Interesse an diesem Prozess hatte, bin es ich.“ Die neue deutsche Festivalpräsidentin Iris Knobloch erklärte: „Das Festival hat den Eröffnungsfilm wegen seines Werts als Film ausgewählt.“ In dem Historiendrama der Regisseurin Maïwenn, die auch die Hauptrolle spielt, gibt Depp den französischen König Ludwig XV.

Während Depp in Cannes sein Comeback feiert, ist es um Amber Heard still geworden. Kürzlich gab es Medienberichte, die 37-Jährige sei nach Spanien gezogen und wolle mit Hollywood abschließen. Die „Daily Mail“ zitierte eine Quelle aus dem Umfeld der Schauspielerin: „Ich glaube nicht, dass sie es eilig hat, zur Arbeit oder nach Hollywood zurückzukehren.“