Rund 400 Wurf-und Fangkünstler verwandeln die Mehrzweckhalle von Aichtal-Grötzingen in eine Flughalle. Am Sonntag zeigen die Besten bei zwei Gala-Veranstaltungen in der Festhalle von Aich ihr Können.

Aichtal - Rollkoffer, lässig gebändigte Haarpracht. Wahlweise auch mit Rucksack, aus dem Keulenknöpfe herausragen oder an dessen Schnallen Jonglierringe baumeln. So sind am Karfreitag Scharen von Jongleuren beiderlei Geschlechts in den Aichtaler Stadtteil Grötzingen eingefallen. Es ist eine friedliche Demonstration der Lässigkeit, die noch bis zum Sonntag in und um die Mehrzweckhalle geboten wird.

 

Das „Fünf-Keulen-Etablissement in idyllischer Lage“, so die augenzwinkernde Eigenwerbung für das traditionelle Jongliertreffen in Aichtal, hat wieder mehr als 400 Fangkünstlerinnen und Fangkünstler in die schwäbische Provinz gelockt. „Wir haben hier ideale Bedingungen“, sagt die Cheforganisatorin der Convention, Verena Rau. Vor allem die Tatsache, dass die Übungshalle und der Schlafsaal nur wenige Meter auseinanderliegen, kommt in der Szene gut an. „Hier jongliert jeder nach seinem Rhythmus und hier schläft jeder nach seinem Rhythmus“, kommentiert Verena Rau den ineinandergreifenden 24-Stunden-Betrieb in beiden Hallen.

In der Halle herrscht gutes Flugwetter

Schon am ersten der vier Tage herrschte gutes Flugwetter unter dem Hallendach. Die Meisterinnen und Meister der Keulen, Jonglierbälle, Diabolos und Devil-Sticks spielten sich warm – und auch die, die es noch werden wollen. Ein Jongliertreffen lebt vom Mit-und Nebeneinander von Könnern und Einsteigern. Was alle eint, ist der Kampf gegen die Schwerkraft. Und die Erfahrung der Demut, wenn das eingeübte Jongliermuster zum x-ten Mal in sich zusammenfällt. Da hilft der alte Jongleurstrost, wonach die Bälle oder Keulen nicht willkürlich im Raum herumfliegen, sondern immer genau dorthin, wohin sie geworfen werden, nur bedingt weiter. Letztlich siegt immer die Schwerkraft, was am satten Plopp der Bälle und dem hellen Klickklack der auf den Hallenboden aufschlagenden Keulen nicht zu überhören ist.

Dafür sind die Ohrstöpsel, die am Eingang neben den eigens für das Jongliertreffen in Auftrag gegebenen T-Shirts ausgegeben werden, allerdings nicht gedacht. „Die helfen, im Schlafsaal zur Ruhe zu kommen, auch wenn der Nachbar später kommt oder früher wieder geht“, klärt die Organisationschefin lächelnd auf.

Bei der Gala trennt sich die Spreu vom Weizen

Das Plopp und das Klickklack wird erst am Ostersonntag verstummen. Dann trennt sich die Spreu vom Weizen. Bei den beiden Galas, dem traditionellen Höhepunkt einer jeden Convention, gehört die Bühne den ausgewiesenen Meistern ihres Fachs auf der Bühne. „Wir haben zehn Auftritte rausgesucht. Das sind alles Profis, die da ihr Können zeigen“, sagt Verena Rau, die vor zwölf Jahren die erste, damals noch in Nürtingen stattfindende Jonglierconvention mitorganisiert hat und ihr Geld inzwischen ebenfalls als professionelle Jongleurin auf der Bühne verdient.

Für die hochklassige, lässige Kleinkunst-Abschluss-Demonstration, die um 16 Uhr und um 20 Uhr in der Festhalle in Aich beginnt, gibt es noch Restkarten, die entweder in der Mehrzweckhalle oder an der Abendkasse erworben werden können.