Die Fronten im Tarifkonflikt der Zeitungsredakteure sind verhärtet: Die Verleger wollen eine neue Gehaltsstruktur, die Gewerkschaften zunächst nur Lohnerhöhungen durchsetzen. Vor der nächsten Verhandlung am Mittwoch stehen die Zeichen auf Streik.

Stuttgart - Mehr als 300 Journalisten sind am Montag in Stuttgart für höhere Löhne auf die Straße gegangen. Trotz Strukturproblemen machten die Verlage immer noch ordentliche Gewinne, sagte Gerd Manthey von der Gewerkschaft Verdi bei einer Kundgebung in Stuttgart. Das Geschäftsmodell Zeitung scheitere nicht an drei bis vier Prozent mehr Gehalt, sagte der Verhandlungsführer des Deutschen Journalisten-Verbands (DJV), Kajo Döhring.

 

Mitarbeiter mehrerer Tageszeitungen - unter anderem aus Stuttgart, Heilbronn, Mannheim, Ulm und Reutlingen - folgten dem bundesweit ersten Aufruf zu Warnstreiks in den Tarifverhandlungen für Zeitungsredakteure und -volontäre. Auch 40 Redakteure und freie Mitarbeiter der „Frankfurter Neuen Presse“ reisten nach Stuttgart.

Die in der Gewerkschaft Verdi organisierte Deutsche Journalisten-Union (DJU) und der Deutsche Journalisten-Verband (DJV) hatten zu Warnstreiks auch in Bayern und Hessen mobilisiert. Am Dienstag sollen weitere Aktionen in Nordrhein-Westfalen folgen.

Der Verhandlungsführer der Zeitungsverleger, Georg Wallraf, sagte, er sei enttäuscht über die Aktionen. „Wir sollten erstmal konstruktiv verhandeln“, sagte er. Die nächste Verhandlungsrunde ist für Mittwoch (9. Oktober) anberaumt.

Die Verleger haben den Manteltarifvertrag gekündigt und streben einen neuen, regionalisierten Flächentarif für die bundesweit rund 14.000 Zeitungsredakteure und Volontäre an. Die Gehälter sollen dabei an die Kaufkraft in der jeweiligen Region angepasst werden. Außerdem sollen unter anderem Weihnachts- und Urlaubsgeld erfolgsabhängig gezahlt werden.

Die Gewerkschaften wollen allerdings erst über neue Strukturen sprechen, wenn sie höhere Löhne durchgesetzt haben. Die DJU fordert eine Gehaltserhöhung von 5,5 Prozent, der DJV einen Anstieg um 6 Prozent. Auf keinen Fall dürfe die Lohnsteigerung unter dem Inflationsausgleich liegen, sagte Manthey.

Eine auf einzelne Regionen heruntergebrochene Gehaltsstruktur lehnen die Arbeitnehmer ab. Verdi-Verhandlungsführer Frank Werneke warnte, das Modell führe dazu, dass die Mehrheit der Journalisten über Jahre von jeglicher Gehaltsentwicklung abgekoppelt würden.