Die Arbeiterwohlfahrt (AWO) wurde am 13. Dezember 1919 gegründet. Und im Landkreis Göppingen ist der Wohlfahrtsverband wohl schon länger aktiv, als bisher angenommen.

Eislingen - Im Foyer der Stadthalle von Eislingen wurden die Besucher mit Kaffeeduft und Kuchenkreationen empfangen. Die Arbeiterwohlfahrt (AWO) im Kreis Göppingen feierte am Sonntagnachmittag ihr 100-jähriges Bestehen. Auf großen Tafeln wurde dabei auch an die Geschichte der AWO im Landkreis Göppingen erinnert. Bei der Erstellung der historischen Beiträge sind die AWO-Mitglieder darauf gestoßen, dass es bereits zur Zeit der Weimarer Republik auch im Kreis Göppingen eine AWO gegeben haben muss. Unterhalten wurden die rund 300 Besucher von der Theatergruppe des AWO-Jugendwerks aus Geislingen, die unter der Regie von Anika Pretsch das Stück „Lord Simon de Canterburry“ zeigte.

 

Adresse in altem Telefonbuch gefunden

„Es hieß immer, sie wurde nach dem Krieg gegründet“, erklärt der AWO-Kreisvorsitzende Uli Weidmann und meint damit die Gründung der AWO im Kreis Göppingen nach dem zweiten Weltkrieg. Doch während der Recherchen zur Geschichte der Kreisverbandes seien einige Mitglieder auf eine AWO-Adresse in einem Geislinger Telefonbuch von 1932 gestoßen. Ein gewisser Hans Röger war es, der für die AWO damals im Telefonbuch stand. Im Telefonbuch von 1927 sei die AWO in Geislingen noch nicht eingetragen gewesen. Ergo müsse der Wohlfahrtsverband irgendwann zwischen 1927 und 1932 im Kreis aktiv gewesen sein. Viele Quellen seien jedoch während der Zeit des Nationalsozialismus verloren gegangen oder zerstört worden, vermutet Weidmann.

Während die AWO mit der Machtergreifung der Nationalsozialisten ihre Aktivitäten bald ruhen lassen musste, wurden die Ortsverbände im Kreis Göppingen Ende der 40er-Jahre bald wieder gegründet. Darauf ging die SPD-Bundestagsabgeordnete Leni Breymaier während ihrer Festrede in der Stadthalle von Eislingen ein. Sie erinnerte außerdem an die Gründung der AWO durch die SPD-Reichstagsabgeordnete Marie Juchacz. „Der Erste Weltkrieg war gerade zu Ende und vielen Leuten ging es schlecht“, sagte Breymaier. In dieser Zeit sei es der SPD darum gegangen, neben der Kirche und dem Staat einen Wohlfahrtsverband für die Arbeitschaft zu gründen.

Umfangreiche Aktivitäten

Heute kümmere sich der Verband um Senioren, Kinder, Menschen mit einer Behinderung oder Migranten. „Die AWO ist ein super-rühriger Verband“, so Breymaier. Und mit 210 000 Mitarbeitern sei die Organisation außerdem ein großer Arbeitgeber in der Bundesrepublik.„Man kann es gar nicht alles aufzählen“, sagte die Bundestagsabgeordnete über die vielen Tätigkeitsfelder der AWO.

Die Aktivitäten vor Ort hat der Eislinger Ortsvorsitzende Harald Kraus dagegen stets im Blick. Seit dem Jahr 1971 sei er AWO-Mitglied. „Das gehörte früher zum guten Stil, dass ein SPDler auch zur AWO geht“, sagt er. Zu den Höhepunkte im Jahreskalender gehöre das Maultaschenessen, das zwei Mal im Jahr stattfinde. Der Rekord an selbst gemachten Maultaschen liege derzeit bei 1224 Stück. Insgesamt konzentrierten sich die Eislinger AWO-Aktivitäten eher auf die Senioren. Der Geislinger Ortsverband sei dagegen stärker in der Kinder- und Jugendarbeit aktiv.

Maultaschenessen und Weihnachtsmarktausflüge

Neben dem Maultaschenessen zählt Kraus die neuen Weihnachtsmarktausflüge zu den Höhepunkten des Veranstaltungsjahres. Weil zur traditionellen Weihnachtsfeier immer weniger Menschen gekommen seien, werde nun jährlich der Besuch eines Weihnachtsmarktes als Ausflug geplant. Nicht mehr wiederkehren werden wahrscheinlich die Nähstuben, die bis in die 80er-Jahre ebenfalls zu den Höhepunkten der Vereinsaktivitäten zählten.