Mercedes-Benz feiert auf dem Schlossplatz eine Jubiläumsparty im großen Stil. Musikfans sind begeistert – doch es gibt auch Kritik.

Stuttgart - Zwischen dem Kunstmuseum und dem Neuen Schloss ist in den vergangenen Wochen ein gewaltiger Quader entstanden. Das silbergraue Gebäude bietet eine Nutzungsfläche von 1500 Quadratmetern - inklusive Terrasse. Hier reichen zahlreiche Promis einander in den nächsten Tagen die Mikrofone weiter: Unter anderem werden Joachim Löw, Nico Rosberg und Michael Schumacher erwartet. Die Aufbauarbeiten für die MB- Lounge haben - weithin sichtbar - bereits am 17. Juli begonnen.

 

Zum 125. Geburtstag des Automobils hat Mercedes-Benz nicht gekleckert, sondern geklotzt. Das Unternehmen feiert die "Stuttgarter Sternstunden" - unter anderem mit Open-Air-Konzerten, Promitalkrunden und Shows. Als Sponsor unterstützt Mercedes-Benz auch das Länderspiel Deutschland gegen Brasilien am Mittwoch Abend. "Mit der Aktionswoche wollen wir uns bei allen Bürgern aus Stuttgart und der Region bedanken", sagt Joachim Schmidt, der Leiter von Mercedes-Benz Cars Vertrieb und Marketing.

Doch das Geburtstagsgeschenk kommt nicht bei allen Beschenkten gleich gut an. Für die Grünen kritisiert der Stadtrat Michael Kienzle die kommerzielle Nutzung des Schlossplatzes: "Dort findet man derzeit ein Ragout aus Werbebotschaften aus der Automobil- und der Getränkeindustrie. Wer über den Schlossplatz geht, der findet ihn nicht mehr", so Kienzle.

Wie viel Rummel verträgt der Stuttgarter Schlossplatz?

Wie viel Rummel verträgt der Stuttgarter Schlossplatz? Die Frage wird jedes Jahr aufs Neue gestellt, sobald die Eisbahn namens Wintertraum zwischen Altem Schloss und Kunstmuseum den Platz mit einem Glühwein-Bratwurst-Parfüm benebelt. Dabei ist die Eisbahn nur ein Teil des Ganzjahres-Ballyhoos, das von Vereinen, Händlern und Firmen auf dem Platz veranstaltet wird.

Der Trubel im "Wohnzimmer der Stadt" wird von vielen begrüßt, stößt aber auch immer wieder auf scharfe Kritik, beispielsweise bei Mitgliedern des Bezirksbeirats Mitte. Dabei war unter anderem von einem "Missbrauch des Schlossplatzes" die Rede und davon, dass vielen Bürgern wegen der intensiven kommerziellen Nutzung des Platzes oft weite Teile des Geländes versperrt seien.

In Stuttgart stellt sich die Schlossplatz-Frage. Auch für Vereine, die sich für das historische Vermächtnis der Stadt einsetzen. "Unserer Meinung nach sollten auf dem Schlossplatz öffentliche Interessen im Mittelpunkt stehen und nicht die Nutzung durch die Privatwirtschaft", argumentiert Fritz-Eberhard Griesinger, der Vorsitzende des Schwäbischen Heimatbundes.

Das Unternehmen bezahlt die übliche Platzmiete

Kleine Teile des Schlossplatzes gehören der Stadt, doch der größte Teil befindet sich im Landesbesitz. Das Finanzministerium will die Summe, die Mercedes-Benz für die Bespielung des Schlossplatzes zahlt, nicht nennen. "Das Land erhält eine angemessene Nutzungsentschädigung", sagt der Sprecher Frank Kupferschmidt. "Über die Höhe können wir nichts sagen, weil es sich um einen privatrechtlichen Vertrag handelt." Und auch Mercedes-Benz will die Summe nicht nennen: Das Unternehmen bezahle dem Land die "für den Schlossplatz übliche Platzmiete".

Dafür wird es bis Sonntag in der City rundgehen. Noch dröhnen die Lastwagen auf der Planie, noch wird im Eingangsbereich der großen Autowunderbox vor dem Kunstmuseum gearbeitet, doch bereits am Donnerstag Abend werden sich Zehntausende von Musikfans auf dem Schlossplatz drängen. "Wir wollen keine Spielverderber sein", sagt der Grünen-Stadtrat Michael Kienzle, "aber wir haben schon die Erwartung, dass der öffentliche Raum von allen gleichermaßen zu nutzen ist. Der Schlossplatz ächzt unter der Nutzung, die jeden Maßstab verloren hat."

Placebo rockt Morgen Abend den Schlossplatz

Promis in der Stadt

Mit einer mehrtägigen Veranstaltungsserie feiert Mercedes Benz den 125. Geburtstag des Automobils. Dabei beehrt auch der Kaiser die Stadt: Am Mittwoch plaudert Franz Beckenbauer mit Daimler-Chef Dieter Zetsche und dem Oberbürgermeister Wolfgang Schuster in der MB-Lounge über Fußball, Autos, Gott und die Welt. Abends zieht die Prominenz dann in die Mercedes-Benz-Arena weiter, wo das Länderspiel zwischen Deutschland und Brasilien stattfindet.

Musik: Ein Höhepunkt der „Stuttgarter Sternstunden“ soll das Rockkonzert auf dem Schlossplatz werden. Für das Open-Air-Konzert am Donnerstag gibt es keine Tickets mehr. Der Veranstalter erwartet 35.000 Fans, die vor allem die Bands Placebo und Thirty Seconds to Mars sehen wollen. Der Einlass auf dem Gelände beginnt am Donnerstag von 16 Uhr an.

Aktionen: Noch bis Sonntag besuchen vor allem Promis aus dem Motorsportbereich den Schlossplatz.